Kaum hatten die israelischen Choreographen - nach dem Rückzug aus Gaza - angefangen, sich auf der Bühne mit etwas privateren Problemen zu befassen, war der Libanon-Krieg da - und damit eine völlig neue Situation. Man merkt es vielen der auf der "International Exposure" in Tel Aviv präsentierten Arbeiten an, dass die Tänzer reagiert haben - wir sind wieder laut, und wir tanzen zwar technisch sauber, aber auch brutal. Am charakteristischsten das neue Stück der "Batsheva Dance Company", das gerade erst Premiere hatte: zu einer hysterischen, brachialen Musik ballen sich archaische Gestalten zu Massen-Szenen, gezeichnete, verkappte Körper, die zeitweise im Takt kopulieren und das Mechanische des modernen Krieges in eine vorhistorische Welt zurückübersetzen.
Sharon Eyal, die neue Haus-Choreographin der Batsheva-Company, hat die Tänzer anmalen lassen wie Wilde, die vom Eingeborenen-Tanz dann nahtlos zum Headbanging übergehen. Die Kriegstrommel ruft zum Techno-Krieg, der natürlich vor allem von Männern gegen Frauen geführt wird; gereckte Arme, Leichenberge; ein blecherner Soundtrack untermalt dieses höllengleiche moderne Ethnomaterial.
Kaum hat man sich von diesem Gewaltausbruch erholt, erwartet einen der nächste choreographische Angriff: Rami Be'er beginnt sein neues Stück für die "Kibbutz Dance Company" mit einer Art Militärparade: die uniform gekleideten Tänzer schreiten mit kompaniemäßig exakten Bewegungen in einer Phalanx voran, nur dass der Stechschritt durch ein rhythmisches Schulterzucken ersetzt ist. Das erinnert natürlich an Behinderte und Kriegsversehrte, Armamputierte, die das Gewehr nicht mehr so recht präsentieren können - und genau diesen Gedanken will Be'er offenbar anstoßen.
- "Ich will niemanden erziehen. Aber ich will den Zuschauer zu eigenen Assoziationen ermutigen. Das soll jeder für sich selber interpretieren."
Be'er, der ja schon in Deutschland gearbeitet hat, benutzt an die Lautstärke-Grenze gehende Musik vor allem von europäischen Hardcore-Gruppen, bevor er dann zu lieblicheren (und leider auch harmloseren, interkulturelleren) Themen übergeht: der Soldat und das Mädchen, Schnee im Paradies, erotische Strandspiele, Dschinghis Khan trifft japanische Geishas. Zum ersten Mal hat Be'er auf strukturierende, immer wieder auftauchende Requisiten verzichtet, die bei ihm sonst die Stücke bestimmen. Im ersten, aggressiven Kapitel arbeitet er nur mit den Körpern, im zweiten, süßlichen Teil verliert das Stück dann leider die Form.
In ein fast russisch dunkel anmutendes, absurdes Märchen träumt sich die inzwischen renommierte Inbál Pinto. Mitten im Schneesturm steht ein KZ-Häftling, 20iger-Jahre-Gestalten erheben sich zum Tanz im Schnee, kleine Schutzhütten fahren durch die Landschaft, bevor sich die Figuren dann in Batman-hafte Körperpanzer verwandeln - ein eigener Kosmos, den man natürlich auch politisch lesen kann. Emanuel Gat ließ diesmal fünf in Schuluniformen gekleidete Tänzerinnen Mozarts "Requiem" interpretieren, mit den bei ihm üblichen manirierten Handspielen und Rückgriffen auf Bilder aus der Kunstgeschichte. Zum Schluss dann noch einmal eine quälend lange, aber sorgsam aufgebaute Studie über die Gewalt: Yasmeen Godder, die vor einigen Jahren mit ihren "Sudden Birds" schon eine schwarze Analyse weiblicher, aber auch israelischer Befindlichkeit vorgelegt hatte, führt die Brutalität diesmal allegorisch in Form eines ausgestopften Löwen über die Bühne. Dann entwickelt sie aus kleinen, immer fieser werdenden Provokationen und Quälereien in einer zunächst harmlos anmutenden Kinderwelt ein Szenario, das in einer sich spiralartig hochschaukelnden Aggression endet. Und die Musik spielt dazu.
Sharon Eyal, die neue Haus-Choreographin der Batsheva-Company, hat die Tänzer anmalen lassen wie Wilde, die vom Eingeborenen-Tanz dann nahtlos zum Headbanging übergehen. Die Kriegstrommel ruft zum Techno-Krieg, der natürlich vor allem von Männern gegen Frauen geführt wird; gereckte Arme, Leichenberge; ein blecherner Soundtrack untermalt dieses höllengleiche moderne Ethnomaterial.
Kaum hat man sich von diesem Gewaltausbruch erholt, erwartet einen der nächste choreographische Angriff: Rami Be'er beginnt sein neues Stück für die "Kibbutz Dance Company" mit einer Art Militärparade: die uniform gekleideten Tänzer schreiten mit kompaniemäßig exakten Bewegungen in einer Phalanx voran, nur dass der Stechschritt durch ein rhythmisches Schulterzucken ersetzt ist. Das erinnert natürlich an Behinderte und Kriegsversehrte, Armamputierte, die das Gewehr nicht mehr so recht präsentieren können - und genau diesen Gedanken will Be'er offenbar anstoßen.
- "Ich will niemanden erziehen. Aber ich will den Zuschauer zu eigenen Assoziationen ermutigen. Das soll jeder für sich selber interpretieren."
Be'er, der ja schon in Deutschland gearbeitet hat, benutzt an die Lautstärke-Grenze gehende Musik vor allem von europäischen Hardcore-Gruppen, bevor er dann zu lieblicheren (und leider auch harmloseren, interkulturelleren) Themen übergeht: der Soldat und das Mädchen, Schnee im Paradies, erotische Strandspiele, Dschinghis Khan trifft japanische Geishas. Zum ersten Mal hat Be'er auf strukturierende, immer wieder auftauchende Requisiten verzichtet, die bei ihm sonst die Stücke bestimmen. Im ersten, aggressiven Kapitel arbeitet er nur mit den Körpern, im zweiten, süßlichen Teil verliert das Stück dann leider die Form.
In ein fast russisch dunkel anmutendes, absurdes Märchen träumt sich die inzwischen renommierte Inbál Pinto. Mitten im Schneesturm steht ein KZ-Häftling, 20iger-Jahre-Gestalten erheben sich zum Tanz im Schnee, kleine Schutzhütten fahren durch die Landschaft, bevor sich die Figuren dann in Batman-hafte Körperpanzer verwandeln - ein eigener Kosmos, den man natürlich auch politisch lesen kann. Emanuel Gat ließ diesmal fünf in Schuluniformen gekleidete Tänzerinnen Mozarts "Requiem" interpretieren, mit den bei ihm üblichen manirierten Handspielen und Rückgriffen auf Bilder aus der Kunstgeschichte. Zum Schluss dann noch einmal eine quälend lange, aber sorgsam aufgebaute Studie über die Gewalt: Yasmeen Godder, die vor einigen Jahren mit ihren "Sudden Birds" schon eine schwarze Analyse weiblicher, aber auch israelischer Befindlichkeit vorgelegt hatte, führt die Brutalität diesmal allegorisch in Form eines ausgestopften Löwen über die Bühne. Dann entwickelt sie aus kleinen, immer fieser werdenden Provokationen und Quälereien in einer zunächst harmlos anmutenden Kinderwelt ein Szenario, das in einer sich spiralartig hochschaukelnden Aggression endet. Und die Musik spielt dazu.