Dienstag, 21. Mai 2024

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Circus Krone
Musik in der Manege

Die Beatles, die Rolling Stones, Pink Floyd und David Bowie - die ganz großen Stars des Rock'n'Roll haben im Circus Krone in München schon Konzerte gespielt. Ein neuer Bildband dokumentiert dieses halbe Jahrhundert Rock- und Pop-Geschichte in der Manege.

Von Andi Hörmann | 15.01.2014
    "Deep Purple, Led Zeppelin, Pink Floyd, Uriah Heep, Rory Gallagher, der hier neun Zugaben gegeben hat. Das war unglaublich! Die konnte man alle hautnah hier treffen, denen begegnen, sich Autogramme geben lassen. Das war natürlich für so einen kleinen Fan wie dem Herbert Hauke ein Riesenerlebnis."
    Mit leuchtenden Augen steht Herbert Hauke vor dem Circus Krone in München. Unter dem Pultdach am Eingang hängen Tausende LED-Lämpchen und funkeln wie ein Sternenhimmel - die Erinnerungen an die Konzerterlebnisse mit den Stars seiner Teenagerzeit werden wieder lebendig.
    "Mein schönste Erlebnis war, dass ich Tina Turner kennenlernen durfte, weil ich hatte ihr eine Rose auf die Bühne geschmissen und wurde dann anschließend zu einer Backstage-Party eingeladen. Hier war natürlich nur ein roter Vorgang, der den Normalbürger vom Backstage-Bereich getrennt hat."
    Sternstunden der Musikgeschichte haben sich im Circus Krone abgespielt: 1966 geben die Beatles hier eines ihrer letzten Konzerte - die Verstärker rauschen, die Fans kreischen. Beatlemania kurz nach den Schwabinger Krawallen mit einer Horde Zivilpolizisten in weißem Hemd und schwarzer Krawatte.
    Ein halbes Jahrhundert Pop-Historie im Circus Krone hat Herbert Hauke zusammen mit dem Journalisten Arno Frank Eser auf 150 Seiten mit mehr als 500 Bildern dokumentiert: "Manege frei für Rock‘n‘Roll - Legendäre Rockgeschichten aus dem Circus Krone".
    "Ich schlage jetzt hier gerade die Seite auf mit der Glitter-Ära, mit den Leuten wie David Bowie, T-Rex und wie sie alle hießen. Und dann ist das auch so in dem Buch gestaltet: da fliegen dann die Sternchen herum und es glitzert auch ein bisschen."
    Mit glänzenden Augen öffnet Herbert Hauke die goldgelb lackierte Eingangstür. Das Foyer mit rotem Teppich. Sand in der Manege. Auf dem Weg zur Bühne rümpft man erst mal die Nase: Ein gar nicht so glamouröses Aroma hängt hier in der Luft.
    "Ich sage immer: Hier gibt es diesen wunderbaren Geruch zwischen Bier, Schweiß und Raubtierpisse, den man nirgendwo auf der Welt findet. Und ich denke: Jeder, der einmal im Circus Krone war, wir auch den Geruch immer wieder erkennen. Der gehört hier einfach mit dazu."
    In dem mit gut 3000 Plätzen nur mittelgroßen Krone-Bau waren sie alle da, die ganz großen Rock-Legenden - von AC/DC bis Led Zeppelin. Rockstars in der Zirkus-Manege, wo sich sonst nur Akrobaten durch die Luft schrauben, Raubtiere fauchend die Zähne fletschen und Clowns auf die staunenden Gesichter der Besucher ein Lächeln zaubern - Trommelwirbel, Tusch.
    "Die Band kommt hier praktisch von hinten aus dem Bereich, wo normalerweise Stallungen sind, auch die ganzen Tier-Aufenthaltsorte, Käfige und so weiter. Das heißt, da hinten gibt es einen relativ kleinen, bescheidenen Raum, den die backstage nutzen."
    "Manege frei für Rock’n‘Roll" ist ein sehr unterhaltsames Konzertbilderbuch mit bunten Collagen aus Zeitungsartikeln, Konzertplakaten, Eintrittskarten und etlichen Schnappschüssen aus Privat- und Pressearchiven. Nur die etwas seichten Texte zur Popkultur wirken teilweise gewollt pointiert. Doch hier geht es um das Visuelle, die Illusion. 50 Jahre Musikzirkus im Circus Krone - so mancher Fan blättert bestimmt voller Wehmut und Nostalgie in verblasste Erinnerungen an wilde Teenagerzeiten.
    "In der Zeit gab es viele Dinge, die einen aus der Bahn werfen können, aber das gehört dann zu den schönen Jugenderlebnissen."