
Das Festival International de la Bande Dessinée, kurz FIBD, wird von einem Verein ausgerichtet, der alle zehn Jahre eine Gesellschaft mit der Organisation beauftragt. Der Vertrag muss aktiv gekündigt werden, was bis diesen Freitag hätte passieren müssen. Ob das passiert ist, wurde bisher nicht bekanntgegeben. Damit ist aller Wahrscheinlichkeit nach die Organisation 9e Art+ weiterhin in der Verantwortung. In einem offenen Brief im Magazin L'Humanité schreiben die Autorinnen und Autoren, das der Verein signalisiert habe, dauerhaft mit 9e Art+ fusionieren zu wollen. So müsse der Veranstalter keinerlei Konkurrenz mehr fürchten, heißt es in dem Text, der von der französischen Comic-Gewerkschaft STAA und dem Kollektiv Metoo BD initiiert wurde. Es wäre inakzeptel, dem wichtigen Festival ein Korsett aus persönlichen Interessen oder autoritären Entscheidungen anzulegen. Sollte der Vertrag mit 9e Art+ nicht beendet werden, wollen die Unterzeichnenden nicht an der kommenden Ausgabe des Festivals Anfang 2026 teilnehmen.
L'Humanité hatte im Januar eine Recherche veröffentlicht, in der schwere Vorwürfe gegen 9e Art+ erhoben werden. Die Rede ist von Missmanagement, undurchsichtiger Buchführung, dem Verdacht der Vetternwirtschaft und einer Burn-Out-Welle unter den Beschäftigten. Außerdem soll eine Mitarbeitende aus dem Kommunikationsbereich entlassen worden sein, nachdem sie angegeben hatte, während des letzten Festivals in Angoulême von einem Kollegen vergewaltigt worden zu sein. Das sei der Tropfen gewesen, der das Fass zum Überlaufen gebracht habe, sagte die Comic-Autorin Marguerite Abouet dem Sender France Info. Vielleicht wache die Öffentlichkeit auf, wenn viele Macher das Festival boykottierten.
Diese Nachricht wurde am 20.04.2025 im Programm Deutschlandfunk gesendet.