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Commerzbank und Deutsche Bank
Worum es bei der potenziellen Bankenfusion geht

Bei Commerzbank und Deutscher Bank tagen am heutigen Donnerstag die Aufsichtsräte. Vornehmlich geht es um die Genehmigung der Jahresabschlüsse. Durch die jüngsten Entwicklungen bezüglich einer möglichen Fusion der beiden Institute verspricht der Termin aber dennoch Spannung.

Von Klemens Kindermann | 21.03.2019
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Noch ist völlig offen, ob es zur Bankenfusion kommt. (picture alliance | Frank Rumpenhorst | dpa)
Auf jeden Fall ist noch nicht mit Entscheidungen zu rechnen. Das ist einfach noch zu früh. Was heute geschehen wird, das ist eine Information der Mitglieder der Kontrollgremien. Das bedeutet, dass die Vorstände die Aufsichtsräte aus erster Hand über den Stand der Dinge unterrichten.
Die Gewerkschaft Verdi hat angekündigt, ihre Ablehnung der Fusion bereits heute zur Sprache zu bringen: es wird der Verlust von bis zu 30.000 Arbeitsplätzen befürchtet.
Hauptversammlungen könnten verschoben werden
Die erste Entscheidung ist, ob man sich gegenseitig in die Bücher schaut. Die könnte schnell fallen, in wenigen Tagen. Dann kommt das Entscheidende: die Prüfung der Zahlen der jeweils anderen Bank. Das ist hochkomplex, das kann sicher dann noch einmal vier Wochen dauern oder länger.
Fixpunkte sind die Hauptversammlungen der beiden Banken am 22. und 23. Mai. Wenn man die Fusion da schon auf die Agenda setzen will, müsste man - angesichts der gesetzlichen Einladungsfrist von 30 Tagen - entsprechend Ende April schon durch sein mit der Prüfung. Das kommt mir etwas ambitioniert vor. Im Zweifelsfall müsste man die Hauptversammlungen verschieben - das ist durchaus möglich.
Die Zentralen der Deutschen Bank (l) und der Commerzbank sind durch das Teleobjektiv zusammengezogen. Immer wieder gibt es Spekulationen über eine mögliche Fusion der beiden Banken. 
Die Zentralen der Deutschen Bank (li.) und der Commerzbank. Gibt es bald die Fusion? (dpa / Frank Rumpenhorst)
Neue Gesellschaft für die Fusion?
Da geht es vor allem um die Frage: Was ist jede der beiden Banken eigentlich genau wert? Das ist absolut nicht banal. Ein Beispiel: die Commerzbank hat einen riesigen Bestand an teils lang laufenden italienischen Staatsanleihen im Bestand für mehr als acht Milliarden Euro. Die stehen mit Werten in den Büchern, die weit entfernt sind von den wesentlich niedrigeren aktuellen Marktpreisen. Das müsste neu bewertet werden, wenn es bei der Fusion rein technisch gesehen zu einer Übernahme der Commerzbank durch die Deutsche Bank kommt.
Die Fusion könnte allerdings auch anders gestaltet werden, nämlich indem eine neue Gesellschaft gegründet wird, in die dann beide Banken ihre Wertpapiere, Kredite, Eigenkapital einbringen. Also alles andere als banal. Kann man natürlich jetzt noch nicht sagen.
Deutsche Bank könnte profitieren
Aber einen sehr interessanten Effekt könnte es geben - zu Gunsten der Deutschen Bank - einen sogenannten "Badwill". Denn der Börsenwert der Commerzbank liegt derzeit nur bei neun Milliarden Euro, das harte Kernkapital aber bei 23 Milliarden. Der Kaufpreis bei einer Übernahme orientiert sich immer am Börsenwert, und deshalb könnte sich die Deutsche Bank die Differenz von 14 Milliarden Euro einfach selbst in die Bilanz einbuchen.
Diesen Effekt durch einen negativen Firmenwert nennt man "Badwill" und der kommt tatsächlich immer dann zustande, wenn der Kaufpreis deutlich unter dem Wert des Eigenkapitals des übernommenen Unternehmens liegt. Diese 14 Milliarden Euro könnten für die Deutsche Bank unheimlich wichtig sein, weil sie sich womöglich so eine Kapitalerhöhung sparen könnte.
Interessenskonflikt im Beraterheer
Anwälte, Investmentbanker, Wirtschaftsprüfer werden gebraucht. Die ersten Mandate scheinen schon erteilt worden zu sein: Die Commerzbank soll sich von Rothschild und von Goldman Sachs beraten lassen.
Goldman Sachs - etwas delikat, weil der Staatsekretär von Bundesfinanzminister Scholz, Jörg Kukies, da früher gearbeitet hat, zwar im Handelsbereich, nicht bei Fusionsberatungen. Aber da könnte der Vorwurf eines Interessenkonflikts kommen. Und außerdem: auch der Mann, der heute die Aufsichtsratssitzung der Deutschen Bank leitet, Paul Achleitner, stand mal in Diensten von Goldman Sachs.