Die Absolventen des Boston College ziehen feierlich ins Footballstadion ein. Eineinhalb Stunden wird es dauern, bis die über 3000 Graduierten und Hunderte von Professoren sitzen. Über dem Meer von schwarzen Hüten, Umhängen und den farbigen Roben der Fakultätsmitglieder scheint die Sonne. Die Tribünen sind gefüllt mit tausenden stolzen Eltern, Verwandten und Freunden. Doch einige der Studierenden und Professoren sind nicht in Feierlaune. Sie tragen Armbinden und Zettel mit der Aufschrift: "Nicht in unserem Namen". Über dem Stadion zieht ein Flugzeug seine Kreise mit dem Banner "Ihr Krieg ist eine Schande". Der Protest richtet sich gegen Condoleezza Rice, die als Festrednerin vom College die Ehrendoktorwürde erhält. Eine protestierende Studentin formuliert das so:
"Ich denke, dass es für das College beschämend ist. Ich habe hier viele Jahre studiert und die Professoren haben mich gelehrt, für soziale Gerechtigkeit und Frieden einzutreten. Und jetzt spricht hier jemand, der uns, die wir die Uni verlassen, eigentlich dazu inspirieren soll, bessere Menschen zu sein. Und die Frau, die das tut, ist eine der Hauptarchitekten des aktuellen Krieges. Das ist einfach empörend."
Über 50 Studierende und 200 Professoren drehen Condoleezza Rice aus Protest den Rücken zu, als sie zum Rednerpult geht. Außerhalb des Stadions rufen Demonstranten: Gebt ihr eine Auszeichnung für Verbrechen gegen die Menschlichkeit. Ein Banner wird von Studierenden auf der Tribüne entrollt, doch schnell von der Polizei konfisziert. Die US-Außenministerin redet weder über den Irakkrieg noch geht sie auf die Proteste ein. Sie spricht von Optimismus auch in schlimmen Zeiten und der Verantwortung, die Bildung mit sich bringt.
"Es ist nicht falsch, eine Meinung zu vertreten. Auch leidenschaftlich. Aber in dem Moment, wo du denkst, du hast vollkommen recht, suche jemanden, der dir grundsätzlich widerspricht. Gestatte dir nicht den einfachen Weg des Ja und Amens zu allem, was du sagst."
Rice persönlich gehaltene Rede kommt an. Immer wieder wird sie vom Beifall der 30.000 Besucher unterbrochen. Sie schildert ihren Weg aus armen Verhältnissen in Leitungsfunktionen der Stanford University und ins Außenministerium. Nach der Zeremonie halten viele der Absolventen die Rede für gelungen, auch wenn sie die Einladung für problematisch halten.
"Ich denke, dass sie ist eine sehr gebildete Frau ist, die über viele Dinge etwas zu sagen hat, insbesondere über den Nutzen von Bildung. Auch wenn sie vielleicht nicht mit jeder einzelnen katholischen Sichtweise übereinstimmt, spricht doch das, was sie sich erarbeitet hat, für sich selbst. Vieles davon ist auch vereinbar mit den jesuitischen Idealen am Boston College."
2600 Studierende hatten versucht, mit einem Online-Protest-Brief die Einladung von Rice zu verhindern. Ein Drittel der Fakultät unterzeichnete eine Petition gegen die Verleihung der Ehrendoktorwürde an die US-Außenministerin. Die Universitätsleitung verteidigt die Auszeichnung und betont, dass es nicht um die Politikerin Rice gehe. Joseph Pedulla, Sprecher des Boston College:
"Wir ehren sie als individuelle Person, als eine Person mit großer Bildung. Sie ist Urenkelin von Sklaven, Enkelin von Farmpächtern. Sie hat den Rassismus im abgetrennten Süden überwunden, um Führungsfunktionen im Außenministerium anzustreben, Führungsfunktionen in akademischen Positionen als Kanzlerin der Stanford University. Es gibt da vieles, warum sie die Ehrung verdient."
Für einen großen Teil der Professoren ist diese Trennung zwischen den persönlichen Erfolgen und der politischen Funktion nicht nachvollziehbar. Im Protestbrief heißt es, sie sei mitverantwortlich für einen nicht gerechtfertigten Krieg, habe das amerikanische Volk über die Kriegsgründe angelogen und sei eine zentrale Figur in einem Ministerium, das Folter zulasse. Soziologie-Professorin Leslie Salzinger.
"Sie hat ihre Leistungen für schreckliche Ziele missbraucht. Es sollte keine Ehrung geben für unglaublich kluge Leute, die ihre Intelligenz für falsche Ziele einsetzen. Als Professor versucht man Leuten eine Art moralischen, politischen, ethischen Rahmen für das Streben nach Wissen zu geben. Ich denke, sie hat das nicht geschafft."
Die Absolventen gehen stolz mit ihren Bachelor-, Master- und Doktor-Zeugnissen nach Hause. Es ist für sie der letzte Tag am Boston College. Für die Protestler steht fest, dass die Auszeichnung von Condoleezza Rice dem Ruf des katholischen College großen Schaden zugefügt habe.
"Ich denke, dass es für das College beschämend ist. Ich habe hier viele Jahre studiert und die Professoren haben mich gelehrt, für soziale Gerechtigkeit und Frieden einzutreten. Und jetzt spricht hier jemand, der uns, die wir die Uni verlassen, eigentlich dazu inspirieren soll, bessere Menschen zu sein. Und die Frau, die das tut, ist eine der Hauptarchitekten des aktuellen Krieges. Das ist einfach empörend."
Über 50 Studierende und 200 Professoren drehen Condoleezza Rice aus Protest den Rücken zu, als sie zum Rednerpult geht. Außerhalb des Stadions rufen Demonstranten: Gebt ihr eine Auszeichnung für Verbrechen gegen die Menschlichkeit. Ein Banner wird von Studierenden auf der Tribüne entrollt, doch schnell von der Polizei konfisziert. Die US-Außenministerin redet weder über den Irakkrieg noch geht sie auf die Proteste ein. Sie spricht von Optimismus auch in schlimmen Zeiten und der Verantwortung, die Bildung mit sich bringt.
"Es ist nicht falsch, eine Meinung zu vertreten. Auch leidenschaftlich. Aber in dem Moment, wo du denkst, du hast vollkommen recht, suche jemanden, der dir grundsätzlich widerspricht. Gestatte dir nicht den einfachen Weg des Ja und Amens zu allem, was du sagst."
Rice persönlich gehaltene Rede kommt an. Immer wieder wird sie vom Beifall der 30.000 Besucher unterbrochen. Sie schildert ihren Weg aus armen Verhältnissen in Leitungsfunktionen der Stanford University und ins Außenministerium. Nach der Zeremonie halten viele der Absolventen die Rede für gelungen, auch wenn sie die Einladung für problematisch halten.
"Ich denke, dass sie ist eine sehr gebildete Frau ist, die über viele Dinge etwas zu sagen hat, insbesondere über den Nutzen von Bildung. Auch wenn sie vielleicht nicht mit jeder einzelnen katholischen Sichtweise übereinstimmt, spricht doch das, was sie sich erarbeitet hat, für sich selbst. Vieles davon ist auch vereinbar mit den jesuitischen Idealen am Boston College."
2600 Studierende hatten versucht, mit einem Online-Protest-Brief die Einladung von Rice zu verhindern. Ein Drittel der Fakultät unterzeichnete eine Petition gegen die Verleihung der Ehrendoktorwürde an die US-Außenministerin. Die Universitätsleitung verteidigt die Auszeichnung und betont, dass es nicht um die Politikerin Rice gehe. Joseph Pedulla, Sprecher des Boston College:
"Wir ehren sie als individuelle Person, als eine Person mit großer Bildung. Sie ist Urenkelin von Sklaven, Enkelin von Farmpächtern. Sie hat den Rassismus im abgetrennten Süden überwunden, um Führungsfunktionen im Außenministerium anzustreben, Führungsfunktionen in akademischen Positionen als Kanzlerin der Stanford University. Es gibt da vieles, warum sie die Ehrung verdient."
Für einen großen Teil der Professoren ist diese Trennung zwischen den persönlichen Erfolgen und der politischen Funktion nicht nachvollziehbar. Im Protestbrief heißt es, sie sei mitverantwortlich für einen nicht gerechtfertigten Krieg, habe das amerikanische Volk über die Kriegsgründe angelogen und sei eine zentrale Figur in einem Ministerium, das Folter zulasse. Soziologie-Professorin Leslie Salzinger.
"Sie hat ihre Leistungen für schreckliche Ziele missbraucht. Es sollte keine Ehrung geben für unglaublich kluge Leute, die ihre Intelligenz für falsche Ziele einsetzen. Als Professor versucht man Leuten eine Art moralischen, politischen, ethischen Rahmen für das Streben nach Wissen zu geben. Ich denke, sie hat das nicht geschafft."
Die Absolventen gehen stolz mit ihren Bachelor-, Master- und Doktor-Zeugnissen nach Hause. Es ist für sie der letzte Tag am Boston College. Für die Protestler steht fest, dass die Auszeichnung von Condoleezza Rice dem Ruf des katholischen College großen Schaden zugefügt habe.