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Creative Writing in English, please!

In Kursen zum Creative Writing lernt man schriftstellerisches Arbeiten. Meist sind Vorbilder die Dozenten, erfahrene Autoren, die mit Hinweisen und Ratschlägen den Autoren Starthilfe geben. In Mainz haben Anglisten zusammen mit der Londoner Autorin Micheline Wandor so gelungene Arbeiten abgeliefert, dass ein Buch daraus entstanden ist: ''From Form To Form''.

    Am besten hat mir an dem Seminar gefallen, dass man durch die Techniken, die die Schriftstellerin vorgestellt hat, wie zum Beispiel mal ein Objekt in ein Subjekt zu verwandeln, auf ganz andere Gedanken kommt und einfach mal loslegt zu schreiben. Wir haben auch solche Übungen gemacht, wo wir die Nomen einfach in Verben verwandelt haben wie "du sternst" - eines meiner Gedichte. Man kreiert dann Worte, die es gar nicht gibt, und regt dadurch die Fantasie des Zuhörers an. Auch die eigene Fantasie wird dadurch erweitert, und auf die Ideen wären wir alleine nicht gekommen, und dadurch haben wir unsere Kreativität ganz schön erweitert.

    So Heike Franzen, die bald ihre Magisterarbeit abschließt. Den Magister hat Sandra Schwab schon in der Tasche, sie plant ihre Promotion und will an der Hochschule bleiben. "Straight to the Heart" - "Mitten ins Herz" - heißt der Roman, den sie zur Zeit schreibt - vielversprechend befand ihn eine amerikanische Schriftstellervereinigung und verlieh ihr fürs erste Kapitel einen Preis. Schreiben als Beruf - für Sandra Schwab ein Traum. Heike Frantzen hat bereits einen Job sicher, und die Erfahrungen mit dem Creative Writing wird sie dafür nutzen:

    Ich möchte Erwachsenenbildung machen und andere Leute zum Lernen motivieren und da auch neue Methoden angehen.

    Die Unternehmensmitarbeiter, die sie schult, könnten durchaus mal den neuen Wortschatz nutzen, um ein Gedicht zu schreiben, meint Frantzen, bei der das Creative-Writing-Seminar Hemmschwellen der "großen" Poesie gegenüber abgebaut hat. Leicht gemacht hat ihr das der sehr handwerkliche Zugang zur Literaturproduktion, den die britische Autorin, Kritikerin und Hochschul-Dozentin Micheline Wandor den Studierenden eröffnet hat.

    Wenn sie Poesie schreiben, meinen viele Studierende, dass große Worte - Liebe, Leidenschaft und Schmerz - ein gutes Gedicht ausmachen, und genau das tun sie nicht. Man braucht ein Bild, eine Metapher, man muss Sprache fast wie Farbe benutzen - sehr präzise.

    In ihrer ersten Schreib-Werkstatt an einer deutschen Universität überraschten Micheline Wandor vor allem die guten Englisch-Kenntnisse der Studierenden und ...

    Die Begeisterung, die Leute haben hart gearbeitet, und ich habe viel gefordert.

    Es hat sich gelohnt, meinen die Besucher nach der Lesung aus der kleinen Anthologie "From Form to Form". Deutsche Studenten können durchaus auf Englisch schreiben.

    Und sie bringen etwas ein, was man von einem englischen Muttersprachler nicht bekommen kann, weil sie der Sprache als etwas Körperlichem begegnen, als einer Barriere. Deshalb öffnen sie neue Wege, um diese Barriere zu überwinden und erschließen Neuland fürs Schreiben.

    Mit Micheline Wandor ging das Projekt des Englischen Seminars an der Uni Mainz in die zweite Runde. Ob es eine dritte gibt, hängt davon ab, ob sich Sponsoren finden. Britische Firmen und Institutionen in Deutschland sind gefragt.

    Links zum Thema

    Pressemitteilung "Creative Writing in English"