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Darmstädter Brücke über den Bosporus

Ehemalige türkische Studenten der Technischen Universität Darmstadt sollen auch nach dem Ende ihrer Ausbildung das Gefühl haben, von ihrer Uni nicht allein gelassen zu werden. Einladungen nach Deutschland, gemeinsame Forschungsprojekte und Unternehmenspraktika sind Bestandteil eines neuen Absolventen-Netzwerks.

Von Ludger Fittkau |
    ""Wir werden uns bald wiedersehn, das haben wir geglaubt,
    inzwischen ist der Vorsatz ziemlich angestaubt.
    Wie viel Jahre ist das her, ich glaube es sind sieben,
    du zogst in die Welt hinaus und ich bin geblieben…
    Ich hab’ dich fast vergessen, manchmal hab’ ich dich vermisst, jetzt will ich wissen was aus dir geworden ist…."
    "

    Fast programmatisch war es, was ein studentischer Chor der TU Darmstadt beim diesjährigen Sommerfest der Uni sang: programmatisch für das neue Alumni-Netzwerk mit türkischen Absolventen, das die Uni jetzt auf den Weg gebracht hat. Denn die Türken, die in Darmstadt studiert haben, sollen ihre Uni nicht vergessen. Und sie selbst wollen auch wissen, was an ihrer alten Bildungsstätte passiert, weiß Tansu Saltai, Maschinenbaustudent der TU mit türkischen Wurzeln:

    "Für die ist es sehr wichtig, nachdem sie in die Türkei zurückgekehrt sind, Kontakt zu ihrer alten Uni zu halten und dadurch wird das ja ermöglicht, sei es zu Expertenseminaren oder Weiterbildungsveranstaltungen. Sei es dazu, die deutsche Sprache noch mal anzusetzen oder noch weiter zu lernen oder überhaupt wieder aufzufrischen."

    Im Gegensatz zu vielen anderen Hochschulen organisiert die TU Darmstadt bisher nach Nationalitäten. Nach den Chinesen stellen die türkischen Studierenden an der TU Darmstadt die zweitgrößte Gruppe der Absolventen aus dem Ausland. Sie kommen vor allem aus Istanbul, Izmir, Ankara – den türkischen Metropolen. Deshalb ging Tansu Saltai dort auf die Suche nach Partneruniversitäten für das TU-Alumninetzwerk. Türkische Wissenschaftler sollen als Kontaktpersonen für Heimkehrer aus Darmstadt dienen:

    "Wir hatten auch vor zwei Wochen ein Gespräch mit einem türkischen Professor aus der Middle East Technical University und er wird uns jetzt helfen und das ist auch ein erster Schritt dazu, dass wir Alumnis aus der Türkei gewinnen."

    Chor: ""Ruf’ doch mal an oder schreibe mir ’ne Karte, weiß du nicht, wie sehr ich auf ein Lebenszeichen warte, schick mir ’ne Mail und ’ne Sms dahinter,
    ich bin voll erreichbar, Frühling, Sommer, Herbst und Winter.
    Ruf’ doch mal an…"
    "

    Kontakt sollen nach Wunsch der TU Darmstadt auch die türkischen Alumni mit ihrer Universität halten. Zum Beispiel, wenn sie am Bosporus mal Heimweh nach ihrer alten Studentenstadt im Oberrheingraben bekommen sollten. Für bestimmte Veranstaltungen bezuschusst die TUD mit Hilfe des Deutschen Akademischen Auslandsdienstes sogar die Reisekosten von der Türkei nach Deutschland, so Katharina Krickow, Leiterin des Alumni-Netzwerks in Darmstadt:

    "Wir bieten ‚summer schools’ und ‚winter schools’ an, die in der Regel so aussehen, dass sie ungefähr ein bis zwei Wochen lang sind und ganz viele Firmenbesuche stattfinden mit ganz vielen Vorträgen seitens der Firmen, die ja auch in Richtung Akquise und ‚Recruting’ gehen. Es wird Expertenseminare geben, die etwas größer sind, dafür auch die Gruppen kleiner sind, die dann auch Fimenbesuche haben, aber das geht dann mehr ins Detail."

    Auch, wer nach dem Studium in Deutschland schon in sein Heimatland zurückgekehrt ist, hat oft Interesse daran, mit potentiellen deutschen Arbeitgebern in Kontakt zu kommen, weiß Tansu Saltai:

    "Natürlich ist auch ein Ziel, dass über Alumni gemeinsame Forschungsprojekte angeschoben werden können, dass man auch beiden Seiten entgegenkommt und natürlich möchte man das als türkischer Student auch nutzen, in Deutschland Erfahrungen bei großen Unternehmen zu sammeln."

    Die deutschen Hochschulen werden in den nächsten Jahren allerdings größere Anstrengungen unternehmen müssen, um türkische Schulabgänger für ein Studium hierzulande zu interessieren. Der Grund: die Studiengebühren. Tansu Saltai:

    "Ja sicherlich. Jetzt für ausländische Studierende liegt es etwa bei 1500 Euro, es war schon ein Problem, als es damals noch 200 Euro gekostet hat und dies wird jetzt ein Riesenproblem für die meisten Studenten. Es wird finanziert über Kredite momentan, die meisten sind nicht begeistert davon."

    Umso wichtiger ist es, dass die Universitäten durch vielfältige Aktivitäten zeigen:
    Wir betreuen Studierende aus dem Ausland intensiv, helfen bei der Wohnungssuche, beim Deutschlernen und lassen auch die Absolventen nicht alleine. Für die studentischen Alumni vom Bosporus gelte, so betonen Tansu Saltai und Katharina Krikow: Bitte wörtlich nehmen, was der Studentenchor beim Sommerfest sang:

    ""Ruf’ doch mal an oder schreibe mir ’ne Karte, weißt du nicht, wie sehr ich auf ein Lebenszeichen warte, schick mir ’ne Mail und ne Sms dahinter,
    ich bin voll erreichbar, Frühling, Sommer, Herbst und Winter.
    Ruf’ doch mal an…"
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