Medienforscher Nikolaus Jackob
Darum stehen deutsche Medien beim Nahostkonflikt so oft in der Kritik

Der Vorwurf einseitiger Berichterstattung in Deutschland über den Nahostkonflikt ist für den Medienforscher Nikolaus Jackob wenig verwunderlich.

    Ein Mensch betet in eine Israel-Fahne gehüllt.
    Die Berichterstattung über den Nahostkonflikt ist eine Herausforderung für die Medien. (picture alliance / dpa / Joao Gabriel Alves)
    Das Problem sei die sehr starke Emotionalisierung auf allen Seiten, sagte er im WDR. Das Thema werde von inner- und außerstaatlichen Akteuren überlagert. Es gebe wahnsinnig viel Propaganda. Man habe viele verschiedene Ebenen von Täter-Opfer-Strukturen, Wahrnehmungen und Traumatisierungen über Jahrzehnte hinweg, plus die politische Kultur und die mediale Landschaft in Deutschland. Er verwies auf die seit dem Holocaust stark pro-israelischen Einstellungen und auf Verlage wie Axel Springer, die sich seit Jahrzehnten als Verteidiger Israels einsetzten. Demgegenüber stünden arabisch geprägte Gruppen mit einem ganz anderen Blickwinkel.
    Jackob leitet die Mainzer Langzeitstudie Medienvertrauen in Deutschland, für die jetzt erstmals nach Nahost gefragt wurde. Demnach vertrauen nur 27 Prozent der Berichterstattung dazu überwiegend oder vollkommen. Zum Vergleich: Beim Ukrainekrieg sind es 40 Prozent.
    Diese Nachricht wurde am 15.06.2025 im Programm Deutschlandfunk gesendet.