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Das Digitale Logbuch: Das Comeback von Morse

Es hat nicht gut ausgesehen für das Morse-Alphabet in letzter Zeit. Ein Buchstaben-Code, der nur aus Punkten und Strichen besteht, wirkt wie von einem anderen Planeten, wenn man ständig umgeben ist von so genannten komfortablen Benutzer-Oberflächen und wenn selbst Handys mit einer kompletten Buchstaben-Tastatur ausgeliefert werden.

Von Tobias Armbrüster | 26.07.2008
    Aber so leicht bringt man das Morse-Alphabet nicht um die - Ecke - oder Punkt und dann dreimal Strich Punkt, so ähnlich würden Morse-Enthusiasten das Wort "Ecke" jetzt in ihre kleinen selbstgebauten Sender tippen. Wer sich im Internet umguckt, findet von diesen Leuten eine ganze Menge. Zu den prominentesten gehört der britische Bestseller-Autor Allan Silittoe. Der erzählt, dass er jeden Tag Morse-Botschaften mit Leuten in aller Welt austauscht, und dass er gerne dem globalen Morse-Geplapper zuhört, das er über seine hauseigene Station in England empfängt. Zu den Fixpunkten in diesem Universum zählt ein französischer Sender, der poetische Texte in Form des Lang-Kurz-Alphabets um die Erde tickern lässt.

    Das Morse-Alphabet hat gegenüber anderen Formen der elektrischen Kommunikation zahlreiche Vorteile. Morsen geht zum Beispiel schneller als sms-Nachrichten ins Handy tippen – und Nachrichten lassen sich auch bei einer extrem schlechten Verbindung senden und empfangen. Die Ausrüstung kann man sich für ein paar Euro oder aus ein bisschen Elektro-Schrott selber bauen – wahrscheinlich alles Gründe dafür, dass das Morse-Alphabet noch immer in militärischen Spezialeinheiten gelehrt wird – für den Fall, dass einer der Soldaten unter widrigsten Umständen einen Hilferuf loswerden will.

    Eigentlich muss man sich das Morsen aber noch nicht mal aneignen, um Texte in diesem Klassiker der Code-Sprachen zu schreiben - das Internet ist inzwischen voll von Morse-Übersetzungsprogrammen, die jedes geschriebene Wort in Punkte und Striche umwandeln. Und weil sich auch Computer untereinander gerne nur in Nullen und Einsen unterhalten, würden Sie - wenn sie sprechen könnten - wahrscheinlich das Morse-Alphabet benutzen.