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Das Digitale Logbuch: Die Welt der Buchstaben

06.09.2003
    Von Monika Sandmann

    Es war einmal ein kleines t, das hatte es satt, das kleine t zu sein und von den Rundungen des s und dem breiten u eingequetscht zu werden. Langer Lulatsch, Bohnestange, verulkten ihn die kleinen p, q und r, während sich die u, v, w und selbst die x, y und z fürchterlich erregten, weil der lange, vertikale t-Strich ihnen die Aussicht versperrte. Da konnte doch das kleine t nichts für. Insgeheim war es nämlich stolz auf seine kerzengerade Erscheinung. Wäre da nicht dieser kleine, horizontale Balken, der ihm einen saftigen Strich durch seine hochmütige Rechnung machte.

    Darüber war das kleine t so unglücklich, das es sich derart aufplusterte, dass sein kleiner vertikaler Strich heftig zu wackeln begann und in einer letzten immensen Kraftanstrengung auf die Spitze rutschte. Um Halt zu haben, wurde der Strich länger und bildete nun ein stabiles Flachdach. Das große T überragte seine Buchstaben-Brüder und –Schwestern und sah herablassend auf sie herunter. Das ließen sich die Klein-Buchstaben nicht bieten. Sie pumpten sich ebenso mächtig auf, bis sie die Größe des großen Ts erreicht hatten. Neben dem fetten S und dem breiten U ging das grazile T aber wieder einmal sang- und klanglos unter.

    In seiner Not wandte es sich an den Wörter-Geist. Der hatte eine Idee. Er würde das große T zum Anführer einer Buchstabenreihe befördern. Das T ahnte ja nicht, dass der große Wörter-Geist in die Fänge einer unheimlichen Macht geraten war. Die verlangte ein starkes, aufrechtes Erkennungszeichen. Der Wörter-Geist schwitzte und murkste. Schlussendlich friemelte er ein paar Klein-Buchstaben zusammen, setzte ihnen das große T voran und "Telekom" ward geboren. Das große T wurde zu seinem Markenzeichen. Es strotzte nur so vor Überheblichkeit und zwang wahllos das online, das offline und den laden hinter sich und schnappte gleich noch bei der wurst und dem beutel zu und setzte allen ein T vor die Nase. Davon bekamen der kleine Löffel und das Mini-Sieb Wind. Sie ereiferten sich lautstark: Was denn mit ihnen sei? Sie gehörten schließlich zum Tee wie der Kaffee zur Kanne. Erbost ging die Kanne dazwischen. Und was sei mit ihr? Der T-Kanne?

    Dem T wurde ganz schwindelig. So viel T-Kapazität besaß es doch gar nicht. Da erinnerte es sich an seinen aufrechten I-Freund. Das I erlaubte dem T seine neuen Erwerbungen im Internet unter www.t-beutel.de und www.t-wurst.de zu parken. Das gab dem T Zeit, darüber nachzudenken, was es eigentlich mit dem ganzen T-Zeugs wollte.