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Das Digitale Logbuch: Kreidezeichen

Tobias Armbrüster |
    Londoner Web-Freaks lernen zur Zeit ein uraltes Kommnunkations-Mittel neu zu schätzen: Kreidezeichen. Auf vielen Wänden in der Stadt taucht derzeit ein merkwürdiges Kreide-Symbol auf. Ein eingekreistes X. Eingeweihte erkennen daran sofort: Wir befinden uns in einem Wireless Local Area Network - hier gibt es einen kabellosen Zugang zum Internet. Man kann hier einfach das Laptop auspacken, einschalten und lossurfen. Dahinter steckt folgende Idee: Wenn jeder, der eine LAN-Basis-Station hat, seinen Zugang zur Verfügung stellt, kann man sich mit dem Laptop frei durch London bewegen und hat immer Internet-Verbindung. Man würde sich sozusagen von Local Area Network zu Local Area Network hangeln.

    Für jeden, der als Hacker was auf sich hält, hört sich das nach einer tollen Idee an. So mit dem Laptop ganz online über den Bürgersteig schlendern. Aber vielen Telekommunikations-Managern treibt so etwas natürlich die Sorgenfalten ins Gesicht. Denn wenn man an jeder Straßenecke kostenlos ins Internet kommt - wozu brauchen die Leute dann noch teure 3G-Handys und aufwendige Palmtops? Und wieso hat man die Leute jahrelang mit aufwendigem Marketing an die bunte Welt der Kommunikation gewöhnt, wenn sie sich jetzt mit Kreidezeichen auf Häuserwänden verständigen?

    Die Sorgen müssen sie sich allerdings nicht machen: Denn auch Hacker und Web-Freaks können uns immer noch nicht erklären, warum wir im Park oder an der Bushaltestelle online sein müssen. Und wenn man zum e-mail-schreiben künftig auch die Kreide-Sprache beherrschen muss, kann irgendetwas nicht ganz stimmen. Vielleicht sollte man das Laptop dann gleich ganz zuhause lassen. Wichtige Botschaften lassen sich schließlich auch mit Kreideschrift unters Volk bringen. Und das Tolle: Man braucht dazu weder einen 12-Volt-Akku noch eine Wireless-LAN-Karte. Einfach auf die Wand kritzeln.