Archiv


Das Digitale Logbuch - Office al fresco

Tobias Armbrüster |
    Wo nachts das Licht brennt, wird gearbeitet. Viele Bürochefs gehen deshalb vor Feierabend noch mal kurz durchs Haus und knipsen ein paar Lichter an. Macht einfach einen besseren Eindruck von außen. Dahinter steckt eine uralte Logik der Betriebswirtschaft - wer länger arbeitet, ist mehr wert. Das gilt nicht nur für Großunternehmen, sondern auch für einzelne Angestellte. Mitarbeiter, die ihre Freizeit für das Unternehmen opfern können mehr verlangen als solche, die um jeden Tag Resturlaub feilschen.

    Und tatsächlich opfern immer mehr Leute mittlerweile sogar ihren Sommerurlaub für die Firma, oder sie können zumindest so tun als ob - Internet und Mobiltelefon sei dank. Laptops sind keine Seltenheit mehr an den Stränden und Swimming Pools von Kreta bis Guadeloupe. Damit kann man immer erreichbar sein und auch schon mal an der nächsten Präsentation arbeiten. Oder auch einfach nur ein bisschen angeben - denn wer immer erreichbar ist, der zeigt ja, dass er irgendwie immer gebraucht wird.

    Eine aktuelle Entwicklung auf den Bahamas zeigt jetzt, daß dieser Erreichbarkeits-Wahn keine Grenzen mehr kennt. Dort, im Hilton Hotel in Nassau wurde jetzt das erste Office al fresco in Betrieb genommen. Es handelt sich dabei um eine kompakte Büroeinheit - Stuhl, Tisch, Anschluss für Laptop und Handy-Ladegerät - alles gleich neben dem Hotel-Swimming Pool. Zu diesem Office gehört natürlich auch ein eigener Sonnenschirm. Mieten kann man das ganze für 25 Dollar pro Stunde. Psychologen runzeln zwar die Stirn, wer in Urlaub fährt soll schließlich ausspannen. Aber, wie wir erfahren, ist das office al fresco in Nassau schon Tage im voraus ausgebucht.

    Wir könne also davon ausgehen, dass weitere Freiluft-Bürolösungen folgen werden - vielleicht bald auch beim Winter-Urlaub in den Alpen - vor der Fahrt mit dem Sessel-Lift noch schnell eine Mail an die Kollegen daheim. Oder auf der Safari in Afrika - per Internet mal eben die Geschäftszahlen checken, die wilden Tiere können warten. Aber irgendwann wird dann mal ein Bergsteiger beim sms-Schreiben abstürzen, und die Löwen in Kenia werden merken, dass Touristen, die gerade Emails schreiben, leichte Beute sind. Und spätestens wenn der Löwe in die Festplatte beißt wissen wir wieder, dass es noch schlimmeres im Urlaub gibt als den Verlust einer ungesicherten Datei.