Golden glänzt der Vorhang, und die Zuschauer werden freundlich wie Kunden empfangen. Eine Darstellerin stimmt sie augenzwinkernd mit kleinen Zaubertricks, bei denen sie scheinbar ihre Finger wegzaubert, auf das Thema ein. Das da lautetet: Wo befindet sich mein Geld, wohin verschwindet es, nachdem es von meinem Konto in die globalen Finanzströme eingespeist wurde?
Im Rechercheprojekt der Dokumentartheatergruppe lunatiks, das auf der Basis von über 50 Interviews mit Investmentbankern, Börsenpsychologen, teils ehemaligen Mitarbeitern der Europäischen Zentralbank und des Bundesfinanzministeriums und mit Kleinanlegern entstand, wird von Versprechungen und Verheißungen erzählt:
Umbrella Fond; Green Fond; Starlight Fond; Sunshine Credit Fond; Surprise Fond;, Me, Master and The Beast Fond
Anders als in Elfriede Jelineks "Die Kontrakte des Kaufmanns", in dem die Autorin sich und das Geld allwissend in eitlen Wortkaskaden und Kalauern sprechen lässt, reden und fragen hier die am Geldhandel beteiligten Menschen. Keine Experten des Alltags stehen auf der Bühne, auch keine Schauspieler, sondern fünf Schweizer und sechs Berliner Jugendliche.
Das gibt der Inszenierung von Tobias Rausch eine spielerische Leichtigkeit und einen forschenden Charme, eine lustvolle Eleganz fern von der Ironie des modernen, besserwisserischen Regietheaters, die den Zuschauer sofort einbezieht in die Such-, Recherche- und Erklärungsbewegungen des Projekts.
Dokumentartheaterstücke sind meist geprägt von unendlichem Erklär-Gerede: "Magic Fonds" nutzt die Taschenspieler- und Zauberei-Metapher, um von der Magie des Geldes zu erzählen und sich durch die Illusionen vom Geld und seiner Vermehrbarkeit zu spielen. Nur mit Pappkartons werden die Orte bezeichnet und Situationen eingerichtet, und dazwischen treten die Darsteller einzeln, chorisch oder auch als zwei sehr unterschiedliche Menschen auf, die das gleiche Schicksal erlebt haben.
Eine reiche Millionenerbin und eine einfache kleine Anlegerin haben durch gleichermaßen falsche Anlageberatung ihr Geld verloren. Eine Anlegeberaterin erzählt von ihrem Job, dessen Druck zu auch betrügerischen Abschlüssen sie nicht mehr gewachsen war. Und dass der Sparer selbst mit schuld ist an seinem Desaster, wird mit einem Anlagespiel mit den Zuschauern und mit einer psychologischen Analyse des homo oeconomicus belegt:
Heute Nacht: Indien. Wieder 74.000 neue Kinder geboren.Die müssen essen. Also: Es ist besser, Kartoffeln zu haben. Das ist Psychologie. Verluste: Onanie. Also verkaufe ich … nicht. Ich behalte die Kartoffelaktien. Obwohl ich sage: das Geld. Aber weil ich sage: Wird schon wieder. Jetzt nur ruhig bleiben. Denk an die Kinder in Indien. Und deswegen kommt es so oft, viel öfter als man, sehr oft jedenfalls, dass man sich wundert: Die Kartoffelaktie fällt und fällt, und trotzdem sagt die Nase im Fernsehen: Kartoffeln sind die Zukunft. Das kann doch nicht sein. Ist aber so. Deswegen bleiben sie alle auf ihren Kartoffelaktien sitzen.
Immer hat man den Eindruck, dass der Kalauer stimmt, der besagt: Das Geld ist nicht weg, sondern nur woanders. Und zwar immer bei der Bank. Ob beim Bankencrash der isländischen Vulcani Bank, wo mit der Menge einer Flüssigkeit im Glas erklärt wird, was ein Bankenschutzschirm und eine staatliche Hilfe bedeuten, wobei der einzelne Sparer schließlich ohne einen Tropfen dasteht.
0b bei der Erzählung von der Erfindung des Papiergeldes durch einen Glücksspieler am französischen Hof von Philipp von Orleans im Jahr 1716, ob bei einem Anlagegeschäft mit den Theaterzuschauern oder im Bericht eines verurteilen Bankchefs: Wir erfahren natürlich nichts Neues, sondern das, über das wir uns schon immer aufgeregt haben.
Doch die spielerische Form, die Eleganz, das Spiel vor und mit dem Publikum, das zugleich souveräne wie offene Spiel der jungen Darsteller in und mit ihren Rollen, auch der kontrastreiche Einsatz der beiden Sprachen Hochdeutsch und Schwyzerdütsch ergeben einen Theaterabend, der nicht Hochkunst, aber höchst kunstvoll ist. Weil er die Sache wichtig nimmt, ohne wichtigtuerisch "jelinekisch" daher zu kommen. Und gleichermaßen unterhaltsam wie lehrreich ist er sowieso.
Im Rechercheprojekt der Dokumentartheatergruppe lunatiks, das auf der Basis von über 50 Interviews mit Investmentbankern, Börsenpsychologen, teils ehemaligen Mitarbeitern der Europäischen Zentralbank und des Bundesfinanzministeriums und mit Kleinanlegern entstand, wird von Versprechungen und Verheißungen erzählt:
Umbrella Fond; Green Fond; Starlight Fond; Sunshine Credit Fond; Surprise Fond;, Me, Master and The Beast Fond
Anders als in Elfriede Jelineks "Die Kontrakte des Kaufmanns", in dem die Autorin sich und das Geld allwissend in eitlen Wortkaskaden und Kalauern sprechen lässt, reden und fragen hier die am Geldhandel beteiligten Menschen. Keine Experten des Alltags stehen auf der Bühne, auch keine Schauspieler, sondern fünf Schweizer und sechs Berliner Jugendliche.
Das gibt der Inszenierung von Tobias Rausch eine spielerische Leichtigkeit und einen forschenden Charme, eine lustvolle Eleganz fern von der Ironie des modernen, besserwisserischen Regietheaters, die den Zuschauer sofort einbezieht in die Such-, Recherche- und Erklärungsbewegungen des Projekts.
Dokumentartheaterstücke sind meist geprägt von unendlichem Erklär-Gerede: "Magic Fonds" nutzt die Taschenspieler- und Zauberei-Metapher, um von der Magie des Geldes zu erzählen und sich durch die Illusionen vom Geld und seiner Vermehrbarkeit zu spielen. Nur mit Pappkartons werden die Orte bezeichnet und Situationen eingerichtet, und dazwischen treten die Darsteller einzeln, chorisch oder auch als zwei sehr unterschiedliche Menschen auf, die das gleiche Schicksal erlebt haben.
Eine reiche Millionenerbin und eine einfache kleine Anlegerin haben durch gleichermaßen falsche Anlageberatung ihr Geld verloren. Eine Anlegeberaterin erzählt von ihrem Job, dessen Druck zu auch betrügerischen Abschlüssen sie nicht mehr gewachsen war. Und dass der Sparer selbst mit schuld ist an seinem Desaster, wird mit einem Anlagespiel mit den Zuschauern und mit einer psychologischen Analyse des homo oeconomicus belegt:
Heute Nacht: Indien. Wieder 74.000 neue Kinder geboren.Die müssen essen. Also: Es ist besser, Kartoffeln zu haben. Das ist Psychologie. Verluste: Onanie. Also verkaufe ich … nicht. Ich behalte die Kartoffelaktien. Obwohl ich sage: das Geld. Aber weil ich sage: Wird schon wieder. Jetzt nur ruhig bleiben. Denk an die Kinder in Indien. Und deswegen kommt es so oft, viel öfter als man, sehr oft jedenfalls, dass man sich wundert: Die Kartoffelaktie fällt und fällt, und trotzdem sagt die Nase im Fernsehen: Kartoffeln sind die Zukunft. Das kann doch nicht sein. Ist aber so. Deswegen bleiben sie alle auf ihren Kartoffelaktien sitzen.
Immer hat man den Eindruck, dass der Kalauer stimmt, der besagt: Das Geld ist nicht weg, sondern nur woanders. Und zwar immer bei der Bank. Ob beim Bankencrash der isländischen Vulcani Bank, wo mit der Menge einer Flüssigkeit im Glas erklärt wird, was ein Bankenschutzschirm und eine staatliche Hilfe bedeuten, wobei der einzelne Sparer schließlich ohne einen Tropfen dasteht.
0b bei der Erzählung von der Erfindung des Papiergeldes durch einen Glücksspieler am französischen Hof von Philipp von Orleans im Jahr 1716, ob bei einem Anlagegeschäft mit den Theaterzuschauern oder im Bericht eines verurteilen Bankchefs: Wir erfahren natürlich nichts Neues, sondern das, über das wir uns schon immer aufgeregt haben.
Doch die spielerische Form, die Eleganz, das Spiel vor und mit dem Publikum, das zugleich souveräne wie offene Spiel der jungen Darsteller in und mit ihren Rollen, auch der kontrastreiche Einsatz der beiden Sprachen Hochdeutsch und Schwyzerdütsch ergeben einen Theaterabend, der nicht Hochkunst, aber höchst kunstvoll ist. Weil er die Sache wichtig nimmt, ohne wichtigtuerisch "jelinekisch" daher zu kommen. Und gleichermaßen unterhaltsam wie lehrreich ist er sowieso.