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"Das ist schlichtweg eine Investition in die Zukunft des olympischen Sports"

In Singapur wurden die Olympischen Sommerspiele an London vergeben. Nun kehrt das IOC zu den ersten Olympischen Jugendspielen in den Inselstaat zurück. Eröffnung ist Samstag: Unmittelbar neben dem IOC-Hotel und mit bestem Blick auf ein sündhaft teures neues Wahrzeichen der Stadt.

Von Jens Weinreich | 10.08.2010
    Der neue Komplex an der Marina Bay hat viereinhalb Milliarden Euro gekostet und beherbergt auch das Medienzentrum der Jugendspiele. Es ist ein Pressezentrum von olympischen Ausmaßen und geht nahtlos in ein Kasino über. Dabei war Glücksspiel im Stadtstaat bis 2006 noch verboten. Auf der anderen Straßenseite spannt sich in 200 Metern Höhe über drei Wolkenkratzer die größte Dachterrasse der Welt: 340 Meter lang in Form eines Schiffsrumpfes, mit Gartenanlage und Swimmingpool. Von dort hat man besten Blick auf Downtown Singapur und jenes Freilufttheater – angeblich das größte schwimmende Theater der Welt, natürlich – in dem am Wochenende die ersten Olympischen Jugendspiele eröffnet werden.

    Erstaunlicherweise haben sie in Singapur aber begriffen, dass sie doch nicht alles stemmen können. Mehr geht nicht, erklärte kürzlich Sport-Staatssekretär Meng: "Wir können keine Olympischen Spiele austragen und keine Fußball-WM." Ein Milliardenprojekt, das olympische Sportzentrum, sollte eigentlich im kommenden Jahr fertig sein. Nun wird es 2014, vielleicht. Vorsorglich hat man die Südostasienspiele 2013 abgesagt. Die Jugendspiele aber finden statt.
    Die Spiele für 14- bis 18-Jährige sind das Projekt des IOC-Präsidenten Jacques Rogge. Vor drei Jahren peitschte er seinen Plan durch und überzeugte fast das komplette IOC. Wenige Monate später, im Dezember 2007, wurde die Premiere vergeben:

    ""The International Olympic Committee has the honour of announcing that the Summer Youth Olympic Games in 2010 are awarded to the city of Singapore.”"

    Sein IOC-Völkchen hat Rogge auch mit der Botschaft geködert, die Jugendspiele seien ideal für kleinere Nationen am Olympia-Business teilzuhaben. Singapur war aus vielerlei Gründen der perfekte Partner für das IOC: ein Stadtstaat mit straffen Regeln, wo Politik und Wirtschaft noch enger verzahnt sind als anderswo. Nur zweieinhalb Jahre Vorbereitungszeit hatte Singapur, nicht etwa sieben Jahre, wie die Ausrichter Olympischer Spiele. Das Budget stieg unaufhörlich – wie bei den großen Spielen. Das IOC gab einst 23 Millionen Euro vor. Singapur bewarb sich mit 57 Millionen – und ist nun bei 217 Millionen angelangt. Das IOC zahlt selbst eine Menge.

    IOC-Vizepräsident und Organisationschef Ser Miang Ng sagt, die Spiele werden ein positives Erbe hinterlassen. Sein deutscher Kollege Thomas Bach erklärt:

    "”Das ist für mich keine Frage des Sich-Leistens. Das ist schlichtweg eine Investition in die Zukunft des olympischen Sports. Und Sie müssen für Weiterentwicklung, für zukunftsträchtige Projekte immer investieren.”"

    In Singapur rechnen sie nun den Werbeeffekt dagegen. Sie rechnen mit 1,5 Milliarden Menschen weltweit, die jene Bilder im Fernsehen sehen, die das IOC den TV-Anstalten kostenfrei zur Verfügung stellt. Singapur hat für die Jugendspiele keine Stadien gebaut, sondern setzt auf temporäre Anlagen.

    Organisationschef Ng ist ein Musterbeispiel für Effizienz: Da der Inselstaat im Ausland nur einige Dutzend Botschaften und Konsulate unterhält, fungiert er im Nebenjob in doppelter diplomatischer Mission. Er ist Botschafter in Ungarn und Norwegen – mit Dienstsitz Singapur.