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Das mit dem Wolf tanzt

Der Fuchs erinnert an Mr. Bean, Hase und Wolf machen Musik und das Rotkäppchen kämpft und tanzt mit dem Wolf: Christof Seeger-Zurmühlen inszeniert beim Asphalt-Festival in Düsseldorf das Märchen vom Rotkäppchen in der Version von Jewgeni Schwarz mit viel Witz, Klang und Bewegung.

Von Christiane Enkeler |
    Das Förster-Fernsehen meldet es: Der Wolf ist zurück.

    "Guten Tag. Hier ist das Förster-Fernsehen mit einer Eilmeldung. Der Wolf ist aus den fernen Wäldern wieder zurückgekehrt. Bitte seien Sie vorsichtig. Sachdienliche Hinweise über seinen Aufenthaltsort nehme ich gern entgegen."
    Der Wolf, das ist im sozialen System des Waldes: der Tyrann. Warum er weg war, wird nicht gesagt, doch jetzt kehrt mit ihm die Angst zurück.

    "Der helle Tag wird prompt zur Nacht. Es kehrt zurück die dunkle Macht. "

    Die Tiere haben Angst, aber sie sind Rotkäppchens Freunde. Bei ihr haben sie Mut gelernt. Nur der Fuchs.

    "Ich, der Fuchs hingegen, bin was Besonderes. Ich kann denken."

    ... der Fuchs, hier über die Seitenbühne übersetzt, ist ein Sonderfall.

    "Ich habe einen Plan, der ist genial."

    Er verrät Rotkäppchen an den Wolf, damit dieser das Kind frisst. Wenn der dann von den Menchen bestraft werden sollte, wäre der Weg zur Herrschaft frei für ihn, den Fuchs. Das ist zumindest sein Plan. Gleichzeitig stiehlt er fast schon zufällig dem Mädchen das Feuerzeug, mit dem es sich gegen den Wolf wehren wollte, Stichwort: Haarspray-Flammenwerfer.

    Ja, es ist ein beherztes Rotkäppchen, das hier über die Bühne stapft. Aber der Wolf tappt natürlich nicht freiwillig in Rotkäppchens Falle. Es kommt zum Kampf. Rotkäppchen blendet den Wolf mit Negerküssen: einen aufs linke, einen aufs rechte Auge; und der Wolf wirbelt das Rotkäppchen herum. So kämpfen die beiden und tanzen umeinander, halten einmal unbeabsichtigt Händchen, und das alles in Zeitlupe.

    "Was wir hier ja versuchen, ist, dieses Stück durch sehr tänzerische, kraftvolle körperliche Momente zu erzählen."

    Regisseur Christof Seeger-Zurmühlen inszeniert das Stück mit einem "Tricker" – einem Darsteller für "Martial Arts Tricking". Der Gedanke dabei ist, dass in dieser Tanzform Capoeira, Karate, Taekwondo, Kung-Fu, Breakdance und Gymnastik zusammengeflossen sind. So bekommt der lange Kampf von Rotkäppchen mit dem Wolf etwas Spielerisches, Tänzerisches.

    Alle anderen Figuren – Förster, Großmutter, Hase, Bär, Ringelnatter, Vogelfamilie und Fuchs – werden von drei Darstellerinnen gespielt, und zwar ziemlich toll.
    Die lustig-gefährliche Verschlagenheit des Fuchses erinnert an Mr. Bean;
    Hase und Bär vor allem besitzen außer ihrer optischen auch eine akustische Identität, die wiederum mit den Kostümen verschmilzt: Die Ohren des Hasen sind Kugeln in einer Nylonstrumpfhose, mit denen er auf Musikinstrumente schlagen kann, wenn er herumhetzt. Der Bär trägt eine Fellmütze und grollt mit einer Röhre, die er mit sich herumschleppt.

    Christof Seeger-Zurmühlen ist nicht nur Regisseur des Rrr.käppchens, sondern auch Initiator des
    Asphalt-Festivals, in dessen Rahmen das Stück jetzt Premiere feierte.

    "Solche Mittel wie Musik, jetzt mal hier in diesem Fall chorisches Singen, diese Instrumente, die eingesetzt werden, die perkussiv sind, aber auch ein Omnichord, so eine Mischung aus Harfe und Akkordeon, oder eben ja diverse Laute, die von skurrilen Instrumenten kommen, also dadurch kann man eben auch auf der auditiven Ebene einen Kosmos aufbauen."

    ... und die Musik stammt von Bojan Vuletić, Mitinitiator des Festivals und Komponist.

    Das Asphalt-Festival in Düsseldorf findet erst zum zweiten Mal überhaupt statt. Obwohl eher ein kleines Festival, versammelt es Bildende Kunst, Komposition, Konzert, Theater, Performance, Party – und eben Kindertheater.

    "Wir möchten so viele Menschen wie möglich über zehn Tage hinweg mit so viel wie möglich Kunstgattungen und Stücken konfrontieren. Und wenn wir sagen alle, dann meinen wir halt auch junge Menschen."

    Informationen zum Stück:

    Das Stück ist gedacht für Kinder ab sechs Jahren.
    Termine:
    Freitag 9.8., 17:00 Uhr
    Samstag 10.8., 16:00 Uhr
    Sonntag 11.8., 16:00 Uhr

    Weltkunstzimmer in der Hans-Peter-Zimmer-Stiftung
    Spielort Backraum
    Ronsdorfer Str. 77a
    40233 Düsseldorf