Von Volker Mrasek
"Macht uns das, was wir essen, depressiv?" titelte kürzlich das britische Wissenschaftsmagazin "New Scientist". Depressionen nehmen in vielen Ländern der Erde zu. Kein Zweifel! Aber kann daran eine Ernährung mit den falschen Fetten beteiligt sein, wie es im "New Scientist" hieß? Nun, so weit hergeholt ist der Zusammenhang offenbar nicht. Immer mehr Studien scheinen ihn inzwischen zu bestätigen. Zum Beispiel die des US-Forschers Joseph Hibbeln ...
Biochemisch gesehen besteht unser Gehirn vorwiegend aus Fetten. Viele von ihnen kann der Körper nicht selbst herstellen. Sie müssen mit der Nahrung zugeführt werden. Die Fett-Typen, die wir essen, bestimmen also die Zusammensetzung unseres Gehirns. Und auch die Bildung von wichtigen Neurotransmittern, den Signal-Übertragungsstoffen. Immer mehr Daten zeigen: Die Nahrungsfette beeinflussen auf diesem Wege unsere Anfälligkeit für Depressionen.
Hibbeln ist Psychiater und Biochemiker am US-Gesundheitsinstitut NIH im Bundesstaat Maryland. Seine Forschung kreist um Omega-Fettsäuren. Davon gibt es zwei Typen: Omega-3- und Omega-6-Fettsäuren. Sie unterscheiden sich in ihrem Molekül-Aufbau, sind aber beide "essentiell", das heißt: Wir müssen sie mit der Nahrung zuführen. Omega-3-Fettsäuren kommen dabei vor allem in Seefisch vor, die Omega-6-Säuren in vielen Pflanzenölen. Allerdings nehmen die meisten von uns tendenziell immer weniger Omega-3-Fettsäuren zu sich. Das bleibt nicht ohne Folgen, vermutet Hibbeln:
Während der letzten hundert Jahre hat sich die Ernährung in im Westen dramatisch verändert. Wir essen viel weniger Omega-3-reichen Seefisch. Gleichzeitig nehmen wir mehr Omega-6-reiche Pflanzenöle zu uns. Im Tierversuch wurde getestet, was eine Omega-3-arme Diät für das Gehirn bedeutet. Da stellte sich heraus: Es wird nur noch halb so viel Serotonin in der vorderen Großhirnrinde produziert. Erniedrigte Konzentrationen dieses Neurotransmitters aber sind für depressive Erkrankungen typisch.
Mittlerweile spreche einiges für seine These, sagt Hibbeln. Zum Beispiel, dass in Ländern mit hohem Seefisch-Verzehr Depressionen seltener auftreten. Deutschland zählt allerdings nicht dazu! Nach den Auswertungen des US-Forschers sind wir ein Volk der Fisch-Verweigerer. Und daher eher von Omega-3-Mangel bedroht. Hibbeln:
Es gibt weitere Belege. Gerade sind zwei neue Studien veröffentlicht worden. Mit depressiven Patienten, bei denen Medikamente nicht anschlugen. Sie erhielten versuchsweise Fischöl-Kapseln, also Omega-3-Fettsäuren. Und tatsächlich ließen die depressiven Symptome nach - in einer der Testreihen bei 70 Prozent der Patienten.
Hibbeln und andere Wissenschaftler gehen sogar noch weiter. Sie vermuten: Nicht nur Depressionen, auch Aggressionen lassen sich durch eine Omega-3-bewußte Ernährung eindämmen. In diesem Punkt stützen sie sich auf eine aktuelle Untersuchung britischer Forscher an über 200 jungen Strafgefangenen. Hibbeln:
Ein Teil der Gefangenen erhielt täglich Kapseln mit einem viertel Gramm Omega-3-Fettsäuren. Das entspricht vielleicht vier Sardinen. Dazu gab es ein Multivitamin-Präparat. In dieser Gruppe gingen gewalttätige Attacken gegen Mithäftlinge um fast 40 Prozent zurück.
Bewiesen sei damit noch nichts, sagt Hibbeln. Eine Rolle bei aggressivem Verhalten spielten natürlich auch andere - vor allem soziale - Faktoren. Die müssten ebenfalls gewichtet werden, weitere Studien deshalb folgen. Doch dürfe man jetzt schon davon ausgehen, dass unsere Psyche durch die Art der Fettsäuren in der Nahrung beeinflusst werde. Diese Vorstellung sei keineswegs absurd, meint auch der Mediziner Günther Wolfram, Vizepräsident der Deutschen Gesellschaft für Ernährung:
Omega-3-Fettsäuren sind ja ein lebensnotwendiger Nahrungsbestandteil für den Menschen. Und wenn er davon sehr wenig aufnimmt, zu wenig, dann kommt es zur Mangelkrankheit. Und das sind neurologische Ausfallserscheinungen. Insofern ist jetzt wieder die Brücke zu den Depressionen und so weiter, Hirnfunktionen, durchaus naheliegend.
"Macht uns das, was wir essen, depressiv?" titelte kürzlich das britische Wissenschaftsmagazin "New Scientist". Depressionen nehmen in vielen Ländern der Erde zu. Kein Zweifel! Aber kann daran eine Ernährung mit den falschen Fetten beteiligt sein, wie es im "New Scientist" hieß? Nun, so weit hergeholt ist der Zusammenhang offenbar nicht. Immer mehr Studien scheinen ihn inzwischen zu bestätigen. Zum Beispiel die des US-Forschers Joseph Hibbeln ...
Biochemisch gesehen besteht unser Gehirn vorwiegend aus Fetten. Viele von ihnen kann der Körper nicht selbst herstellen. Sie müssen mit der Nahrung zugeführt werden. Die Fett-Typen, die wir essen, bestimmen also die Zusammensetzung unseres Gehirns. Und auch die Bildung von wichtigen Neurotransmittern, den Signal-Übertragungsstoffen. Immer mehr Daten zeigen: Die Nahrungsfette beeinflussen auf diesem Wege unsere Anfälligkeit für Depressionen.
Hibbeln ist Psychiater und Biochemiker am US-Gesundheitsinstitut NIH im Bundesstaat Maryland. Seine Forschung kreist um Omega-Fettsäuren. Davon gibt es zwei Typen: Omega-3- und Omega-6-Fettsäuren. Sie unterscheiden sich in ihrem Molekül-Aufbau, sind aber beide "essentiell", das heißt: Wir müssen sie mit der Nahrung zuführen. Omega-3-Fettsäuren kommen dabei vor allem in Seefisch vor, die Omega-6-Säuren in vielen Pflanzenölen. Allerdings nehmen die meisten von uns tendenziell immer weniger Omega-3-Fettsäuren zu sich. Das bleibt nicht ohne Folgen, vermutet Hibbeln:
Während der letzten hundert Jahre hat sich die Ernährung in im Westen dramatisch verändert. Wir essen viel weniger Omega-3-reichen Seefisch. Gleichzeitig nehmen wir mehr Omega-6-reiche Pflanzenöle zu uns. Im Tierversuch wurde getestet, was eine Omega-3-arme Diät für das Gehirn bedeutet. Da stellte sich heraus: Es wird nur noch halb so viel Serotonin in der vorderen Großhirnrinde produziert. Erniedrigte Konzentrationen dieses Neurotransmitters aber sind für depressive Erkrankungen typisch.
Mittlerweile spreche einiges für seine These, sagt Hibbeln. Zum Beispiel, dass in Ländern mit hohem Seefisch-Verzehr Depressionen seltener auftreten. Deutschland zählt allerdings nicht dazu! Nach den Auswertungen des US-Forschers sind wir ein Volk der Fisch-Verweigerer. Und daher eher von Omega-3-Mangel bedroht. Hibbeln:
Es gibt weitere Belege. Gerade sind zwei neue Studien veröffentlicht worden. Mit depressiven Patienten, bei denen Medikamente nicht anschlugen. Sie erhielten versuchsweise Fischöl-Kapseln, also Omega-3-Fettsäuren. Und tatsächlich ließen die depressiven Symptome nach - in einer der Testreihen bei 70 Prozent der Patienten.
Hibbeln und andere Wissenschaftler gehen sogar noch weiter. Sie vermuten: Nicht nur Depressionen, auch Aggressionen lassen sich durch eine Omega-3-bewußte Ernährung eindämmen. In diesem Punkt stützen sie sich auf eine aktuelle Untersuchung britischer Forscher an über 200 jungen Strafgefangenen. Hibbeln:
Ein Teil der Gefangenen erhielt täglich Kapseln mit einem viertel Gramm Omega-3-Fettsäuren. Das entspricht vielleicht vier Sardinen. Dazu gab es ein Multivitamin-Präparat. In dieser Gruppe gingen gewalttätige Attacken gegen Mithäftlinge um fast 40 Prozent zurück.
Bewiesen sei damit noch nichts, sagt Hibbeln. Eine Rolle bei aggressivem Verhalten spielten natürlich auch andere - vor allem soziale - Faktoren. Die müssten ebenfalls gewichtet werden, weitere Studien deshalb folgen. Doch dürfe man jetzt schon davon ausgehen, dass unsere Psyche durch die Art der Fettsäuren in der Nahrung beeinflusst werde. Diese Vorstellung sei keineswegs absurd, meint auch der Mediziner Günther Wolfram, Vizepräsident der Deutschen Gesellschaft für Ernährung:
Omega-3-Fettsäuren sind ja ein lebensnotwendiger Nahrungsbestandteil für den Menschen. Und wenn er davon sehr wenig aufnimmt, zu wenig, dann kommt es zur Mangelkrankheit. Und das sind neurologische Ausfallserscheinungen. Insofern ist jetzt wieder die Brücke zu den Depressionen und so weiter, Hirnfunktionen, durchaus naheliegend.