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Das schwierige Geschäft mit dem Artenschutz

"Pole – pole" steht auf den Schildern an der Küstenstraße in der Region rund um Diani-Beach, "langsam – langsam". Darunter ist ein schwarz-weißer Affe gemalt, der gerade die Straße überquert. Die Warnungen helfen wenig. Immer wieder werden hier Primaten überfahren. Denn die Straße führt mitten durch eine der am dichtesten von Primaten besiedelten Gegenden außerhalb von Nationalparks in Afrika. Von ihrem ursprünglichen Lebensraum, dem kenianischen Küstenwald, sind nur noch 25 Prozent übrig geblieben. Der Rest musste Hotelanlagen, Golfplätzen, Straßen und Siedlungen weichen.

Von Beate Köhne |
    Hier leben nicht nur Meerkatzen und Paviane, sondern auch die auffällig gezeichneten schwarz-weißen Angola-Stummelaffen. Dass deren Bestand mit momentan 500 Tieren relativ stabil ist, ist dem Colobus-Trust zu verdanken, einem 1996 ins Leben gerufenen Schutz-Projekt. Mary Mandela arbeitet dort als Tourguide:

    Alle Primaten sind schlau, außer die schwarz-weißen. Das heißt, Pavian, Meerkatze und Grüne Meerkatze sind schlau. Die gucken: So – so - dann überqueren sie die Straße. Aber die schwarz-weißen sind doof. Sie haben kein Gedächtnis, ob das eine Straße ist. Und sie laufen immer in Familie. Deswegen wird er immer überfahren.

    Eine Forscherin aus Schottland, die bei dem Projekt zu Gast war, kam schließlich auf die Lösung: Colobus-Brücken aus Metall und Plastik wurden gebaut und über die Straße gespannt. So müssen die Tiere gar nicht erst die Ebene der Baumwipfel verlassen, wenn sie die Straße überqueren wollen. 23 Brücken sind mittlerweile in Betrieb, ihr Bau und Unterhalt wird von der englischen Umweltorganisation Born free unterstützt.

    So kommt es, dass die Touristen auf den Balkonen ihrer Hotelanlagen auch Colobos beobachten können. Weil die possierlichen Affen mit ihrem weißen buscheligen Haarkranz rund um das schwarze Gesicht besonders häufig gefüttert werden, bemüht sich der Colobus-Trust auch hier mit Informationsschildern und mehrsprachigen Flugblättern um Aufklärung. Denn wenn sich die Affen erst einmal an das Betteln gewöhnen, verärgern sie andere Gäste wie auch die Hoteldirektion. Ihr Nahrungsangebot ist reichhaltig und das Zusammenleben von Mensch und Tier in der eng besiedelten Region schon schwierig genug. Mary Mandela zeigt auf die Stromleitung, deren Leitung halb hinter Ästen verborgen ist:

    Diese Leitung hat fünf Colobus-Affen getötet. Vorher hatten wir acht, dann waren fünf tot. Über dieses Problem haben wir uns in der Zeitung beschwert und die Stromleute sind vorbeigekommen und haben die Äste reduziert. Aber das genügt nicht. Wir wollen, dass sie die Leitungen isolieren. Wir machen deshalb noch weitere Kampagnen.

    Das ist auch notwendig. Anfang August wurden wieder zwei Colobos auf der Küstenstraße überfahren, Ende Juli starb ein weiterer durch Stromschlag.