Die Pionierarbeit seines Mentors Martial Solal, das lyrische Spiel eines Bill Evans, Ligetis Innovationen und Paul Bleys Klangwelten hinterlassen Spuren bei dieser abenteuerlichen Reise ums Klavier. Mit Stephan Oliva an zwei Flügeln - als beide sich dem Oeuvre von Lennie Tristano auf ganz neue Weise annäherten - begeisterte Raulin die französischen Jazzfans, zuerst im Duo sowie 2002 mit einem spektakulären Sextett. Das vierhändige Spiel liebt er wie einst Ellington mit Strayhorn. Ihr neues Projekt, in dem das Oliva & Raulin-Sextett die Geister legendärer Stridepianisten wie Fats Waller und Willie "The Lion" Smith beschwört, heißt "Echoes of Spring". Das Interesse an allen Jazz-Stilen und seine Weltoffenheit sind bei dem weitgereisten Musiker François Raulin nie Lippenbekenntnis oder bloßer Gag gewesen. Seit einigen Jahren ist er regelmäßig in China und arbeitet dort mit traditionellen Musikern. Daheim in Grenoble leitet er die Micromégas Brass Band, "ein Orchester für besonders talentierte(!) Amateure". Seine alte Liebe zur afrikanischen Kunst demonstriert parallel sein Trio mit dem Bassisten Jean-Jacques Avenel und dem Perkussionisten Adama Dramé.
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Das Wechselspiel der Dinge
Im Musikerkollektiv ARFI in Lyon begegnete François Raulin einst dem Klarinettisten Louis Sclavis. Daraufhin war der Pianist an bahn brechenden Sclavis-Alben wie "Chamber Music", "Ellington on the Air" und "Les Violences de Rameau" maßgeblich beteiligt. Wer heute das seltene Glück hat, einen der seltenen Soloauftritte Raulins zu erleben, mag kaum glauben, dass er eigentlich Autodidakt ist, so virtuos und facettenreich ist sein Spiel.