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Das Ziel ist Olympia

Zwar rechnen sich die Kasachen im EM-Qualifikationsspiel gegen Deutschland keine großen Chancen aus, aber dennoch sind die sportlichen Ambitionen des Landes an der Grenze zu Russland, China und Usbekistan keine geringen: Es wird derzeit viel investiert in den Sport.

Von Florian Bauer | 11.10.2010
    Aus der Mitte der Steppe entspringt eine Stadt. Astana, die Hauptstadt, vor 13 Jahren erfunden - das neue Glamourgirl im Norden Kasachstans. Neubauten, Hochhäuser, Paläste aus Glas wohin man schaut. Und der Sport mittendrin. Ein Eisstadion neu gebaut für 50 Millionen Dollar, ein Velodrom für 150, und die Fußballarena für morgen Abend 110 Millionen.

    Durch seine Rohstoffe ist das Land reich geworden, Öl und Gas, Uran und Kohle. Nurbol Zhumaskaliyev ist der Topspieler der kasachischen Nationalmannschaft. Die Nummer zehn, der Spielmacher hinter den Spitzen:

    "Der Fußball bei uns entwickelt sich mit kleinen Schritten, aber das wichtigste ist, es geht voran. Und ich denke, es kommt die Zeit, da wird nicht nur die kasachische Wirtschaft wachsen, sondern auch der kasachische Fußball."

    126. der Weltrangliste ist Kasachstans Nationalmannschaft bisher, direkt hinter Vietnam, aber noch vor Fidschi. Gegen Deutschland wird nicht viel möglich sein, sagt Zhumaskaliyev. Aber das Ziel ist die Teilnahme bei der EM 2016. Ambitioniert. Und deshalb ist Bernd Storck hier. Der ehemalige Dortmunder Bundesliga-Profi und jetzige Nationaltrainer der Kasachen:

    "Dass das nicht von heute auf morgen geht, dass man auch Zeit braucht, dass versteht sich von selbst, das weiß der Fußballfachmann. Aber hier ist das schwierig."

    Unteres deutsches Zweitliganiveau sei die kasachische Liga, meint Bernd Storck. 30 bis 40.000 Dollar kann man dort als Spieler im Monat netto verdienen, nicht mal alle Bundesliga-Profis verdienen soviel.

    Zwei Jahrzehnte nach der Unabhängigkeit von der Sowjetunion nimmt der Staat jetzt viel Geld in die Hand für Fußballvereine und den Sport insgesamt - als Imagekatalysator. Private Geldgeber gibt es wenig, sagt auch Bernd Storck:

    "Da müssen natürlich auch Sponsoren gefunden werden, nicht immer nur der Staat. Der Fußball finanziert sich hier ja nicht durch Marketingeinnahmen. Die Industrie hat einfach noch kein Interesse gefunden am Fußball. Das ist ein großes Manko."

    Ende Januar beginnen in Astana und Almaty die Asiatischen Winterspiele. Über eine Milliarde US-Dollar soll Kasachstan in die Spiele investiert haben. Neues Biathlonstadion und neue Skisprunganlage inklusive. Der Generalsekretär des Kasachischen Olympischen Komitees sagt:

    "Für die Zukunft unseres Landes ist uns kein Geld zu schade. Diese asiatischen Winterspiele sind die Vorbereitung für Olympische Spiele in Kasachstan."

    Eine Bewerbung für Olympia 2022 ist avisiert. Genug Geld und Sportstätten sind da. Kasachstan hätte gute Chancen.
    Einer der wenigen, die in und an Kasachstan Kritik üben ist der Forscher und politische Analyst Dosym Satpayev:

    "Kasachstan ist ein Rohstoffland und vom Verkauf der Rohstoffe hängt ab, ob wir Geld für die Finanzierung verschiedener Projekte haben, auch im Sport. Und deshalb gibt es in Kasachstan keine systematische Sportentwicklung."

    In einem Land, in dem ein Gesetz verbietet, den Präsidenten zu kritisieren, scheint alles möglich.