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Dauerhaft erfolgreich

Das sauerländische Unternehmen Busch-Jaeger aus Lüdenscheid hat den Ludwig-Erhard-Preis bekommen. Ausgezeichnet wird, wer permanent Spitzenleistungen bei der Kundenbetreuung, der Optimierung von Produktionsprozessen und der Entwicklung von innovativen Produkten erbringt. Busch-Jaeger ist damit deutscher Marktführer bei Steckdosen und Elektroschaltern aller Art geworden.

Von Volker Wagener |
    "Wir stehen jetzt hier vor dem Packautomaten. Das ist hier die Steckdosen-Anlage, wo wir zirka 125.000 Steckdosen pro Tag produzieren und auch verpacken."

    Dieter Georgie ist für die Fertigungsplanung verantwortlich. Er ist einer von rund 1100 Busch-Jaeger-Mitarbeitern. In der Montagehalle wird unsichtbar Regie geführt. Gabelstapler ohne Fahrer finden per elektronischem Auge sicher zum Ziel. Wie bei den Produkten, so ist schon bei der Produktion effiziente Intelligenz mit im Spiel, so scheint es.

    Der sauerländische Spezialist für Elektroinstallationstechnik versteht sich als Marktführer der Branche. Schalter aller Art, Dimmer, Bewegungsmelder bis hin zu "High-End-Produkten für das Gebäudemanagement" werden in den beiden Werken in Lüdenscheid und Aue hergestellt. Die einfacheren Teile der mittlerweile auf 6000 Einzelartikel angewachsenen Artikelpalette produzierten die Gründer des heutigen Unternehmens, die Brüder Hans-Curt und Georg Jaeger, sowie Friedrich Wilhelm Busch, schon vor mehr als 100 Jahren. In den Anfängen wurden Uniformknöpfe fürs Militär gestanzt und Koppelschlösser gefertigt. Heute macht Busch-Jaeger vor allem mit Gebäudesystem-Technik auf sich aufmerksam - vor allem in der Fernsehwerbung. Das Unternehmen versteht sich als Qualitätshersteller, billiger, das können andere besser, erklärt Pressesprecher Uwe Albert am Beispiel eines Bewegungsmelders:

    "Es gibt Bewegungsmelder die kriegen sie für fünf Euro im Baumarkt. Da haben sie auch gleich noch eine Lampe mit dabei. Nur unser Bewegungsmelder ist etwas teurer, das heißt, er schaltet auch nur dann das Licht ein, wenn es wirklich gebraucht wird. Wenn sie Billiggeräte kaufen, das erleben sie, wenn sie an Siedlungen vorbeigehen, da geht permanent das Licht an und aus. Das erleben sie bei uns nicht. Selbst wenn sich bei Wind Büsche und Bäume bewegen, wird das Licht nicht eingeschaltet, weil diese Bewegungen erfasst, erkannt werden und deshalb kein Licht eingeschaltet wird."

    Busch-Jaeger exportiert in mehr als 60 Länder, Hauptmarkt ist dennoch der heimische. Im Blick ist nicht nur der Endverbraucher, erklärt Andreas Gerecke, der Geschäftsführer in Lüdenscheid. Das Unternehmen pflegt einen engen Kontakt zu den Firmen, die Busch-Jaeger-Produkte für private und gewerbliche Kunden einbauen.

    "Das Entscheidende ist, dass der Installateur, unser Hauptkunde, zwei, drei oder vier Leute, die so einen Installationsbetrieb auszeichnen, davon leben, dass, wenn sie eine Baustelle bedienen, das Produkt beim ersten Mal gleich richtig sitzt, dass sie zu dem gewünschten Zeitpunkt auch alle Bestandteile des Produktes erhalten. Denn wenn irgendetwas fehlt, können sie nicht abrechnen. Das ist fatal. Wir stellen fest, wenn der eine oder andere der Branche mal fremd geht mit anderen Produkten, dieses Fremdgehen nach kürzester Zeit sehr bereut, weil er die Qualität nicht wieder findet."

    Permanente Schulung nicht nur für die eigenen Mitarbeiter, sondern auch für die Kunden aus Handwerk und Fachhandel, ist Garant für Qualität. "Wir verstehen uns als ein innovatives Unternehmen", heißt es deshalb auch im Management-Handbuch mit Blick auf die eigenen Produktionsabläufe. Die Unternehmensphilosophie ist klar, sagt Geschäftsführer Andreas Gerecke: "Wir orientieren uns sehr stark am EFQM-Modell." Und das steht für "European Foundation for Quality Management", ein Geschäftsführungsmodell das sich ganzheitlich versteht. Die Mitarbeiterzufriedenheit wird dabei ebenso bewertet wie die Kundenerwartungen oder die Führungsmethode der Geschäftsleitung. Und: Der Erfolg darf kein Einmal-Ereignis sein, sondern muss dauerhaft unter Beweis gestellt werden, so will es die Jury des Ludwig-Erhard-Preises.

    Gerecke: "Der Preis ist für mich deshalb ein höchst wertvoller Preis, weil man über mehrere Jahre sehr erfolgreich sein muss. Es gibt viele Preise, da haben sie mal ein Top-Jahr, wie beim Fußball eine Top-Saison, da werden sie mal Meister. Der Preis beurteilt, wie viel Meisterschaften haben sie in einem Jahr geholt. Und das war für uns entscheidend, weil das unser Verständnis ist, über Jahre mit sehr viel Kontinuität und viel Berechenbarkeit das Thema hier nach vorne zu treiben."

    Große Bedeutung im Selbstverständnis des Unternehmens hat die Aus- und Weiterbildung der eigenen Mitarbeiter. Ein großzügiges Schulungszentrum steht dafür zur Verfügung. Auch dabei wird ganzheitlich vorgegangen, immer nach der Devise: Wer in Zukunft innovativ sein will, muss die Entwicklungen der Gegenwart im Blick behalten und die Erfahrungen der Vergangenheit mit einbeziehen.

    Gerecke: "Wenn man dann auf diesem Weg sehr erfolgreich ist, dann ist das für mich eine unglaublich hohe Befriedigung, weil man dann mit sehr viel Stolz zurückblicken kann, dass man hier die Arbeitsplätze im Gros erhalten konnte und nicht den sehr, sehr einfachen Weg gegangen ist zu sagen: Wo sind die Lohnkosten am niedrigsten? - Da pack ich den Hubwagen unter die Maschine und dann verlagere ich. Also diesem Anspruch stellen wir uns."

    "Busch-Jaeger bekennt sich zum Standort Deutschland", heißt es in der Begründung der Preis-Jury. Gelobt wird das Unternehmen insbesondere für gezieltes Insourcing als Antwort auf allgemeine Rationalisierungsmaßnahmen.