Bundeswehr
Debatte um Ausgestaltung des Wehrdienstes hält an - Merz zweifelt am Freiwilligkeitsmodell

Innerhalb der schwarz-roten Koalition geht die Diskussion über die Ausgestaltung des Wehrdienstes weiter. Bundeskanzler Merz äußerte Zweifel am Erfolg eines auf Freiwilligkeit beruhenden Wehrdienstmodells. Der verteidigungspolitische Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion, Droßmann, hielt im Deutschlandfunk dagegen.

    Soldatinnen und Soldaten der Bundeswehr stehen im Goethepark in Burg in Sachsen-Anhalt, fotografiert von hinten.
    Bundeskanzler Merz äußert Vorbehalte zu einem freiwilligen Wehrdienstmodell. (picture alliance / dpa / Klaus-Dietmar Gabbert)
    Droßmann lehnte eine direkte Wiedereinführung der Wehrpflicht ab. Heute benötige man keine zehntausenden Wehrpflichtigen mehr, die mit einem Gewehr durch den Wald liefen, sagteder SPD-Politikerim Deutschlandfunk. Vielmehr würden hochtechnologisch ausgebildete Soldaten benötigt, die über lange Zeit dienten. Dafür müsse der Soldaten-Beruf attraktiver gemacht werden.
    Der Generalinspekteur der Bundeswehr, Breuer, pochte im ARD-Fernsehen darauf, das geplante Gesetz schnell zu verabschieden und Deutschland verteidigungsfähig zu machen. Wichtig sei, dass nicht noch einmal lange diskutiert, sondern schnell mit der Umsetzung begonnen werde, so dass man ab Januar die Fragebögen verschicken könne.

    Merz: Konzept wird nicht genügend neues Personal bringen

    Kritik kam hingegen von der Union. Bundeskanzler Merz stellte das auf Freiwilligkeit beruhende Wehrdienstmodell in Frage. Das Konzept werde der Bundeswehr nicht genügend neues Personal bringen, sagte Merz im ARD-Fernsehen. Dennoch spreche er sich dafür aus, dass die Regierung zunächst das im Koalitionsvertrag verabredete Modell eines freiwilligen Wehrdienstes versuche, betonte Merz. CSU-Vorsitzende Söder hatte sich für eine schnelle Rückkehr zur Wehrpflicht ausgesprochen. Daran führe kein Weg vorbei, sagte er.

    Fragebogen zur Dienstbereitschaft

    Ende August hatte die Bundesregierung einen Gesetzentwurf zur Änderung des Wehrdienstes im Kabinett verabschiedet. Dieser sieht vor, dass volljährige junge Menschen künftig einen Fragebogen zu ihrer Dienstbereitschaft in der Bundeswehr erhalten. Der neue Wehrdienst basiert auf dem Prinzip der Freiwilligkeit. Eine Wiedereinführung der Wehrpflicht ist derzeit nicht geplant, bleibt jedoch als Option bestehen, falls sich nicht genügend Freiwillige melden.
    Die erste Lesung des Gesetzes im Bundestag war zunächst für Donnerstag geplant, wurde aber auf die folgende Woche verschoben. Hintergrund ist das Drängen von Unionspolitikern, verbindlicher festzulegen, wann eine Dienstpflicht greifen soll. Ein verpflichtender Wehrdienst ist zwar vorgesehen für den Fall, dass Rekrutierungsziele nicht erreicht werden oder die Sicherheitslage höhere Zahlen nötig macht. Es gibt aber keinen Automatismus, keine festgelegte Zahl und keinen festgelegten Zeitpunkt für eine Aktivierung der Wehrpflicht.
    Unionsfraktionschef Spahn betonte, dass die Verschiebung von der gesamten Koalition beschlossen worden sei. Darum verstehe er die aktuelle Aufregung nur begrenzt. Man sei in guten Gesprächen miteinander.
    Diese Nachricht wurde am 06.10.2025 im Programm Deutschlandfunk gesendet.