Mittags in der Fußgängerzone in Wuppertal-Elberfeld. Vor dem Einkaufszentrum City-Arkaden hat sich eine Gruppe von rund 20 Studenten versammelt. Mit Schildern, Transparenten und Flugblättern sehen sie aus wie ein studentischer Demonstrationszug. Doch der Eindruck täuscht, erklärt Teilnehmer Florian Siegmund.
"Wir demonstrieren hier in Anführungszeichen für den Tag der Forschung. Das ist so ein Projekt, wo hier ein bisschen Werbung gemacht wird für Forschung in der Stadt und so weiter, und wir laufen hier rum und machen einfach nur ein bisschen Werbung für den 2. September."
An diesem Tag nämlich will sich die Universität mit ausgewählten Forschungsprojekten präsentieren. Der Demonstrationszug soll dafür auf ungewöhnliche Weise werben. Mit dabei ist auch Wolfgang Spiegel, Pro-Rektor für Forschung und wissenschaftlichen Nachwuchs an der Uni. Seine erste Demonstration überhaupt sei das, erzählt der Professor stolz. Ob die Uni mit dieser Werbeaktion dem Motto folgt: Vom Studentenprotest lernen heißt siegen lernen?
"Nun ja, ich sag mal... Schlagwörter geben immer eine Kernwahrheit wieder. Aber ich denke, das ist auch mal eine sehr nette Art und freundliche Art der Kommunikation, die wir hier jetzt betreiben werden."
Freundlich schon, aber nicht ganz authentisch. Denn die Demonstranten sind gekauft, denn finanziert wird die ganze Aktion von der Marketing-Abteilung der Hochschule. Wer im Auftrag der Uni auf die Straße geht, kann etwas verdienen.
"Ich demonstriere für den Tag der Forschung.
Warum?
Jaaaa... weil ich einen Job brauchte.
Was kriegt man denn, wenn man hier demonstriert?
Ja, einen Stundenlohn, der ganz nett ist.
Wie hoch?
7 Euro 50.
Wie oft machen Sie das dann?
Ich mach an fünf Terminen mit."
13 Stunden umfasst der Arbeitsvertrag als Demonstrantin, macht insgesamt knapp 100 Euro. Dieser finanzielle Anreiz sei leider nötig gewesen, um genügend Mitstreiter zu finden, berichtet die angehende Kommunikationsdesignerin Kendra Rickert. Die 27jährige Studentin hat zusammen mit zwei Kommilitonen die ungewöhnliche Werbemaßnahme entwickelt.
"Wir haben uns eben überlegt halt: Wie können wir auf ne Art und Weise ne Aktion noch machen, womit außerhalb von Flyern und Plakaten Menschen eben halt aufmerksam gemacht werden können? Und haben uns gedacht: ok, wir als Studenten gehen ins Tal, sprechen die Leute direkt an und wollen halt so versuchen, alle Menschen aus dem Tal eben zum Tag der Forschung zu bewegen."
Ganz und gar nicht einverstanden mit dieser Werbedemonstration ist dagegen ein knappes Dutzend anderer Studenten. Sie protestieren zeitgleich gegen Studiengebühren und gegen soziale Ausgrenzung durch Elitenbildung. Dass ein paar Meter vor ihnen ein Demonstrationszug unterwegs ist, bei dem es gar nicht um politische Forderungen geht, sondern um Werbung, regt AStA-Referent Christoph Grothe richtig auf.
"Das ist ne Sache, die wir sehr schockierend finden, also alle, die wir hier sind. Und wir sind einfach sehr schockiert über diese Art der Demonstration, die hier wenige Meter vor uns stattfindet."
Eine Kritik, die auch der Kölner Politikwissenschaftler Christoph Butterwegge teilt.
"Studentische Proteste sind natürlich ernst zu nehmen, und sie werden da auch auf eine bestimmte Art und Weise verulkt."
Letztlich, so Butterwegge, drohe durch die Werbe-Demonstration eine Entwertung der echten Protestformen.
"Die Gefahr besteht dann, wenn das inflationiert wird, dass man mit Spruchbändern und Transparenten auf der Straße herumläuft und – sei es für einen Tag der offenen Tür, sei es ein Produkt – wirbt. Diese Gefahr sehe ich, dass dann auch dieser Bereich der politischen Meinungsäußerung und Willensbekundung kommerzialisiert wird, dass die Ökonomisierung fast der gesamten Gesellschaft und die Vermarktung auch diesen Bereich erfasst. Und als Politikwissenschaftler erfüllt mich das natürlich mit Sorge."
Studentin Eleni Stefanidu dagegen kann das nicht nachvollziehen. Sie kennt beide Seiten.
"Ich hab schon mal zu Anfang meines Studiums gegen Studiengebühren demonstriert, aber es hat nichts gebracht. Das war 1997."
Heute hat sie sich für die andere Seite entschieden: Als Demonstrantin im Auftrag der Uni wirbt sie für den eher unpolitischen Tag der Forschung. Und freut sich über 7, 50 Euro Stundenlohn.
"Wir demonstrieren hier in Anführungszeichen für den Tag der Forschung. Das ist so ein Projekt, wo hier ein bisschen Werbung gemacht wird für Forschung in der Stadt und so weiter, und wir laufen hier rum und machen einfach nur ein bisschen Werbung für den 2. September."
An diesem Tag nämlich will sich die Universität mit ausgewählten Forschungsprojekten präsentieren. Der Demonstrationszug soll dafür auf ungewöhnliche Weise werben. Mit dabei ist auch Wolfgang Spiegel, Pro-Rektor für Forschung und wissenschaftlichen Nachwuchs an der Uni. Seine erste Demonstration überhaupt sei das, erzählt der Professor stolz. Ob die Uni mit dieser Werbeaktion dem Motto folgt: Vom Studentenprotest lernen heißt siegen lernen?
"Nun ja, ich sag mal... Schlagwörter geben immer eine Kernwahrheit wieder. Aber ich denke, das ist auch mal eine sehr nette Art und freundliche Art der Kommunikation, die wir hier jetzt betreiben werden."
Freundlich schon, aber nicht ganz authentisch. Denn die Demonstranten sind gekauft, denn finanziert wird die ganze Aktion von der Marketing-Abteilung der Hochschule. Wer im Auftrag der Uni auf die Straße geht, kann etwas verdienen.
"Ich demonstriere für den Tag der Forschung.
Warum?
Jaaaa... weil ich einen Job brauchte.
Was kriegt man denn, wenn man hier demonstriert?
Ja, einen Stundenlohn, der ganz nett ist.
Wie hoch?
7 Euro 50.
Wie oft machen Sie das dann?
Ich mach an fünf Terminen mit."
13 Stunden umfasst der Arbeitsvertrag als Demonstrantin, macht insgesamt knapp 100 Euro. Dieser finanzielle Anreiz sei leider nötig gewesen, um genügend Mitstreiter zu finden, berichtet die angehende Kommunikationsdesignerin Kendra Rickert. Die 27jährige Studentin hat zusammen mit zwei Kommilitonen die ungewöhnliche Werbemaßnahme entwickelt.
"Wir haben uns eben überlegt halt: Wie können wir auf ne Art und Weise ne Aktion noch machen, womit außerhalb von Flyern und Plakaten Menschen eben halt aufmerksam gemacht werden können? Und haben uns gedacht: ok, wir als Studenten gehen ins Tal, sprechen die Leute direkt an und wollen halt so versuchen, alle Menschen aus dem Tal eben zum Tag der Forschung zu bewegen."
Ganz und gar nicht einverstanden mit dieser Werbedemonstration ist dagegen ein knappes Dutzend anderer Studenten. Sie protestieren zeitgleich gegen Studiengebühren und gegen soziale Ausgrenzung durch Elitenbildung. Dass ein paar Meter vor ihnen ein Demonstrationszug unterwegs ist, bei dem es gar nicht um politische Forderungen geht, sondern um Werbung, regt AStA-Referent Christoph Grothe richtig auf.
"Das ist ne Sache, die wir sehr schockierend finden, also alle, die wir hier sind. Und wir sind einfach sehr schockiert über diese Art der Demonstration, die hier wenige Meter vor uns stattfindet."
Eine Kritik, die auch der Kölner Politikwissenschaftler Christoph Butterwegge teilt.
"Studentische Proteste sind natürlich ernst zu nehmen, und sie werden da auch auf eine bestimmte Art und Weise verulkt."
Letztlich, so Butterwegge, drohe durch die Werbe-Demonstration eine Entwertung der echten Protestformen.
"Die Gefahr besteht dann, wenn das inflationiert wird, dass man mit Spruchbändern und Transparenten auf der Straße herumläuft und – sei es für einen Tag der offenen Tür, sei es ein Produkt – wirbt. Diese Gefahr sehe ich, dass dann auch dieser Bereich der politischen Meinungsäußerung und Willensbekundung kommerzialisiert wird, dass die Ökonomisierung fast der gesamten Gesellschaft und die Vermarktung auch diesen Bereich erfasst. Und als Politikwissenschaftler erfüllt mich das natürlich mit Sorge."
Studentin Eleni Stefanidu dagegen kann das nicht nachvollziehen. Sie kennt beide Seiten.
"Ich hab schon mal zu Anfang meines Studiums gegen Studiengebühren demonstriert, aber es hat nichts gebracht. Das war 1997."
Heute hat sie sich für die andere Seite entschieden: Als Demonstrantin im Auftrag der Uni wirbt sie für den eher unpolitischen Tag der Forschung. Und freut sich über 7, 50 Euro Stundenlohn.