Groß war "eine deutsche Geschichte in drei Teilen" angekündigt worden, ein kräftig durchgeschüttelter "Waffenschmied", dann das erste Bild: Eine mittelalterliche Häuserzeile mit Sonnenblumen, Schneeflocken und Pergola. Auf der Rückseite erscheint die Biedermeierstube. Über dem Kamin neben anderen Erinnerungsstücken die schwarz-rot-goldene Fahne. Hier verfasst der Waffenschmied Flugblätter, diskutiert über Barrikadenkämpfe und wettert lauthals gegen den Adel, der sein Haus bereits fest im Griff hat. Geheimbündlerisch wird hier an den Waffen der Revolution geschmiedet. Das Ziel ist die Ablösung des Adels. Flaggen, Findelkinder, Frauen - alles nur ein Mittel zum Zweck. Der Graf von Liebenau lebt es vor: Seine hoch und heilig beteuerte Liebe zur Bürgertochter Marie ist nur Selbstzweck, eine Ehefrau für den Grafen nur schmückendes notwendiges Accessoires. Und während der Waffenschmied unter Straussklängen auf pittoresken Barrikaden der deutschen Revolution zum Opfer fällt, probt Marie, die beeindruckende Olivia Pop, tapfer-komisch den Aufstand gegen den Kapitalismus im Allgemeinen und die Ehe im Besonderen.
Dann der Bruch. 1871: Die Zukunft gehört zwar den Bürgern, weniger jedoch dem Liberté, Égalité, Fraternité. Das Bürgertum hat seinen Staat, die Gründerzeit lässt die neuen Reichen dem Kaiser zujubeln, die Armee geht im Stechschritt in den Kampf. Mit dabei: Der Waffenschmied, leidlich überzeugend gesungen von Holger Ohlmann, glänzt als indignierter Grossbürger.
Die Revolution ist entsorgt. Die Hoffnung auf ein deutsches Land, auf freie Wahlen, Pressefreiheit, Meinungsfreiheit, Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit verkommt zu Ironie. Erst recht wenn Regisseurin Katharina Wagner dem Bürgertum jegliche politische Reflexion abspricht und es mit Pomp in den Untergang ziehen lässt. Wohin sind die Ideale, wie einst "das lockige Haar" ?
Ein durchdachtes Stück Heimatgeschichte hat Katharina Wagner in München inszeniert und nicht umsonst endet der 3. Akt im Jahr 1914, kurz vor dem ersten Weltkrieg. Bevor das alte Europa in Stücke zerfällt, zelebriert das Bürgertum die Hochzeitsfeier zwischen der desillusionierten Marie und dem Grafen Liebenau mit dem Aufschneiden einer Torte in der Form der Erdkugel. Das, was deutsche Geschichte seit dem nationalen Erwachen um 1848 hätte genannt werden können, endet hier.
Ein Herr Hans von Stadinger, Waffenschmied a.D., schaut verächtlich von seiner Kanonenfabrik auf das Bürgertum und die Politik unter der Pickelhaube. Der Tod auf den Barrikaden - eine Fußnote in der deutschen Geschichte.
War da noch ein Georg, ein Konrad oder gar der Liebenau? Der Münchner Waffenschmied fokussiert in beachtlichen Anspielungen, Gesten und Bühnendetails die Entwicklung eines Mannes in politischen Umbrüchen. Die Regisseurin hat dafür die familientaugliche Verwechslungsgeschichte zwischen Graf und Geselle ganz einfach weggelassen - zugunsten einer Analyse der menschlichen Ideale in Wirtschaftswunderzeiten.
Sie benutzt Lortzings Oper als Tableau für Ideen, die das Werk - auch indirekt - nicht enthält. Denn es ist wirklich zuviel gesagt, dass Lortzings "Waffenschmied" eine revolutionäre Oper ist, ein Kind des Widerstandes gegen den Kapitalismus. Die Gassenhauer vom "Jüngling im lockigen Haar", von der "Welt du kannst mir nicht gefallen" bis hin zum "Nächtgen Dunkel" verirrten sich in diesen Abend.
Doch was Katharina Wagner in pompösen Kostümbildern und zackigen Uniformen aus der belächelten Operetten-Oper herausgeholt hat ist überaus bemerkenswert. Auch wenn sie ihre überraschenden Ideen - unter den aufmerksamen Augen ihres Vaters in der Ehrenloge - ein wenig zu oft mit erhobenem Zeigefinger vorführte.
Die donnernden Buuh-Rufe zum Ende des Abends müssen nicht heißen, dass nicht auch eine vierte Inszenierung der begabten Bayreutherin ausverkauft sein wird.
Dann der Bruch. 1871: Die Zukunft gehört zwar den Bürgern, weniger jedoch dem Liberté, Égalité, Fraternité. Das Bürgertum hat seinen Staat, die Gründerzeit lässt die neuen Reichen dem Kaiser zujubeln, die Armee geht im Stechschritt in den Kampf. Mit dabei: Der Waffenschmied, leidlich überzeugend gesungen von Holger Ohlmann, glänzt als indignierter Grossbürger.
Die Revolution ist entsorgt. Die Hoffnung auf ein deutsches Land, auf freie Wahlen, Pressefreiheit, Meinungsfreiheit, Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit verkommt zu Ironie. Erst recht wenn Regisseurin Katharina Wagner dem Bürgertum jegliche politische Reflexion abspricht und es mit Pomp in den Untergang ziehen lässt. Wohin sind die Ideale, wie einst "das lockige Haar" ?
Ein durchdachtes Stück Heimatgeschichte hat Katharina Wagner in München inszeniert und nicht umsonst endet der 3. Akt im Jahr 1914, kurz vor dem ersten Weltkrieg. Bevor das alte Europa in Stücke zerfällt, zelebriert das Bürgertum die Hochzeitsfeier zwischen der desillusionierten Marie und dem Grafen Liebenau mit dem Aufschneiden einer Torte in der Form der Erdkugel. Das, was deutsche Geschichte seit dem nationalen Erwachen um 1848 hätte genannt werden können, endet hier.
Ein Herr Hans von Stadinger, Waffenschmied a.D., schaut verächtlich von seiner Kanonenfabrik auf das Bürgertum und die Politik unter der Pickelhaube. Der Tod auf den Barrikaden - eine Fußnote in der deutschen Geschichte.
War da noch ein Georg, ein Konrad oder gar der Liebenau? Der Münchner Waffenschmied fokussiert in beachtlichen Anspielungen, Gesten und Bühnendetails die Entwicklung eines Mannes in politischen Umbrüchen. Die Regisseurin hat dafür die familientaugliche Verwechslungsgeschichte zwischen Graf und Geselle ganz einfach weggelassen - zugunsten einer Analyse der menschlichen Ideale in Wirtschaftswunderzeiten.
Sie benutzt Lortzings Oper als Tableau für Ideen, die das Werk - auch indirekt - nicht enthält. Denn es ist wirklich zuviel gesagt, dass Lortzings "Waffenschmied" eine revolutionäre Oper ist, ein Kind des Widerstandes gegen den Kapitalismus. Die Gassenhauer vom "Jüngling im lockigen Haar", von der "Welt du kannst mir nicht gefallen" bis hin zum "Nächtgen Dunkel" verirrten sich in diesen Abend.
Doch was Katharina Wagner in pompösen Kostümbildern und zackigen Uniformen aus der belächelten Operetten-Oper herausgeholt hat ist überaus bemerkenswert. Auch wenn sie ihre überraschenden Ideen - unter den aufmerksamen Augen ihres Vaters in der Ehrenloge - ein wenig zu oft mit erhobenem Zeigefinger vorführte.
Die donnernden Buuh-Rufe zum Ende des Abends müssen nicht heißen, dass nicht auch eine vierte Inszenierung der begabten Bayreutherin ausverkauft sein wird.
