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Denkmäler und Darstellungen zur Völkerschlacht

Leipzig gedenkt in diesem Herbst der Völkerschlacht. Vor 200 Jahren zog Napoleon mit seinen Truppen durch Sachsen, bis es dann Mitte Oktober zur großen Schlacht kam, südlich von Leipzig. Verschiedene Orte erinnern daran.

Von Eva Firzlaff | 20.10.2013
    Die Völkerschlacht bei Leipzig kam nicht ganz unverhofft. Schon im Sommer 1813 zog Napoleon mit seinem Heer auch durch die Sächsische Schweiz, hatte hier ein Gefecht, dort eine Schlacht. Und war auch auf der Festung Königstein.

    "Ich weiß jetzt nicht, wo genau. Wahrscheinlich ist er hier an der Mauer entlang gelaufen. Jedenfalls da drüben, das ist der Lilienstein, unter uns fließt die Elbe, rechter Hand haben wir das Städtchen Königstein. Und da drüben gibt es eine große ebene Fläche. Diese Fläche heißt Ebenheit. Auf dieser Ebenheit hat Napoleon dann ein Heerlager errichten lassen, im Sommer 1813 während eines Waffenstillstandes."

    Museumsleiterin Angelika Taube. Die Festung Königstein wird ja gerne mit dem berühmten sächsischen Kurfürsten August dem Starken in Verbindung gebracht, ist aber viel älter. Es ist eine Festung der Superlative. So groß wie 18 Fußballfelder, tiefster Brunnen in Sachsen, nie bezwungen und die Einzige in Europa mit Bauten aus dem 16. Jahrhundert.

    "Der Königstein ist ein Tafelberg, ebenso wie der Lilienstein und wie andere Berge hier in der näheren Umgebung. Das Plateau ist 9,5 Hektar groß. Man hat damals, also vor mehr als 400 Jahren, diese Umfassungsmauer gebaut. Wenn man ganz dicht an der Mauer entlang läuft, kann man nahezu rundherum laufen, das sind dann etwa zwei Kilometer. 1813 gab es ja nur eine Brücke in Dresden und eine in Meißen draußen. Ansonsten gab es hier im Elbtal überhaupt keine Brücken. Napoleon hat sich dann überlegt, als er hier auf der Festung Königstein am 20. Juni war, dass er hier drüben am Lilienstein ein befestigtes Lager errichten wird. Zu dem Lager haben dann hier unten zwei Schiffsbrücken gehört. Über die Schiffsbrücken konnten die Truppen verlegt werden. Solche Schiffsbrücken werden gebaut aus Elbkähnen."

    Ziemlich genau an der Stelle der heutigen Elbfähre. Ich setze mit Christian Neumann über aufs Ost-Ufer, er ist Geograf und Nationalparkführer. Anhand einer alten Landkarte lässt er Geschichte lebendig werden.

    "Da haben wir den Plan von Aster von 1844. Hier ist die Festung Königstein, da hier die Burgstraße, im Hangbereich auch gesichert durch eine Schanze. Dann haben wir hier die beiden Schiffsbrücken und die Knittelkette. Also eine Kette, die durch die Elbe durchgelegt ist, um einfach Branderschiffe daran zu hindern, auf diese Schiffsbrücken zu treffen und diese in Brand zu setzten und zu zerstören."

    Die französischen Truppen lagerten in Stolpen, das ja mehr durch die Gräfin Cosel bekannt wurde, kamen von dort auf der eigens angelegten Kaiserstraße zum Lilienstein und fanden hier einen sicheren Übergang über die Elbe.

    "Wir wollen jetzt hoch auf die Ebenheit, so nennt sich das. Das ist ein ziemlich ebener Bereich. Da sind am Lilienstein noch einige Schanzen von 1813 zu sehen. Am Hang sehen wir jetzt erst mal die alten Heeresstraßen-Reste. Die Truppen kamen unten aus dem Polenztal, das ist bei Hohnstein, durch das Polenztal durchgezogen, über die Kaiserstraße, Ziegenrückenweg ist das, hier rüber nach Waltersdorf. Und von Waltersdorf hier über die Ebenheit. Dann mussten sie runter zur Elbe, denn die Ebenheit liegt ja weit oberhalb der Elbe. Da haben wir jetzt hier einen kleinen Hang zu überwinden und keuchen ein bisschen. Sie sind nach Königsstein rüber und sind in Richtung Krietzschwitz gezogen und von dort weiter nach Böhmen, dort kam es zur Schlacht von Kulm Ende August 1813."

    Wo Napoleons Truppen schon mal eins auf die Mütze bekamen. Zwei Wanderwege ziehen sich in Serpentinen den Hang hoch, ziemlich breit, zum Teil wieder mit Bäumen bewachsen. Das waren die Heeresstraßen. Oben auf der Ebenheit angekommen, ragt massig der Lilienstein vor uns auf, ein wuchtiger Tafelberg. An den Hängen und oben sind einige Schanzen zu sehen. Wenn man es weiß, erkennt man die Erdwälle als solche.

    "Das hier am Südaufstieg ist die kleinste der Schanzen von 1813. Man sieht noch den Erdwall und hier vorne ein paar Steine drin. Und hier oben das ist so eine "Boofe". In Sachsen sagt man ja "Boofen" zum Übernachten. Und wenn es hier geschüttet hat, dann konnten sie sich unter den Felsvorhang zurückziehen. Da hat man keinen großen Aufwand betrieben und denen noch Häuser hergebaut, sondern die mussten sich mit so einem Felsüberhang begnügen. Hier oben stand eine Kanone. Wie man die hier hoch gebuckelt hat, das war schon eine große Leistung."

    Ein enger, steiler Aufstieg, wie eben im Elbsandsteingebirge üblich.
    Oben auf dem Lilienstein, in 415 Meter Höhe liegt, uns dann die ganze Gegend zu Füßen. Die Elbe macht einen großen Bogen. Gegenüber der Königstein.

    "Das war eben durch die Festung Königstein der am besten gesicherte Weg hier. Da hat man oben die Kanonen gehabt und konnte die Feinde bekämpfen. Von hier, vom Lilienstein konnte man rüber schießen bis Rathen, das ist schon ein ganz schönes Stück."

    Auf der Festung Königstein beleuchtet derzeit eine Sonderausstellung die Rolle Sachsens in den Napoleonischen Kriegen. 1806 gingen Sachsen und Preußen noch gemeinsam in die Schlacht bei Jena und Auerstedt und wurden vernichtend geschlagen. Später hat sich Sachsen mit dem Bündnisvertrag zu Posen Napoleon angeschlossen.

    "Eine der Grundbedingungen dieses Bündnisvertrages war, dass Sachsen immer ein Kontingent von 20.000 Mann stellen musste für jeden Feldzug, den Napoleon vorhatte. Das ist eine ganze Menge, zumal ja Sachsen nicht gerade das größte europäische Land gewesen ist."

    Ingo Busse ist Kurator der Ausstellung "Sachsen und Napoleon – ein Pakt mit dem Teufel". Die sächsischen Truppen zogen 1812 mit Napoleon gen Russland. Nur wenige Soldaten kamen zurück. Doch immer noch hielt Sachsen zu Napoleon. Selbst in der Völkerschlacht, als große Truppenteile zu den Preußen überliefen. Danach wäre Sachsen beinahe von Europas Landkarte verschwunden.

    "Russland und Preußen haben 1813 einen Bündnisvertrag geschlossen, bevor die Befreiungskriege begannen. In diesem wurde Russland Polen zugesprochen und Preußen eben Sachsen zugesprochen. Und das sollte nach der Niederlage der Sachsen ja auch mit in der Völkerschlacht verwirklicht werden. Deswegen kam es dann auf dem Wiener Kongress zu längeren Auseinandersetzungen. Russland und Preußen auf der einen Seite, auf der anderen Seite Frankreich, Österreich und England, die nicht wollten, das Gesamt-Sachsen durch Preußen annektiert wurde. Diese Auseinandersetzungen gingen so weit, dass es fast wieder zu einem neuen Krieg gekommen wäre. Dann ist aber Napoleon wieder in Frankreich gelandet 1815, die berühmten 100 Tage. Und man hat die ganze Sache zu einem schnellen Ende gebracht und Sachsen geteilt."

    Schon im Jahr nach der Völkerschlacht regte der Dichter Ernst Moritz Arndt, der 1813 selbst dabei war, regte er ein Denkmal an zu Ehren der Gefallenen. "Groß und herrlich" soll es sein, "wie ein Koloss, eine Pyramide, ein Dom zu Köln". Doch ein schneller Entwurf von Schinkel wurde nicht verwirklicht. Steffen Poser:

    "Weil Sachsen natürlich wenig später nach der Völkerschlacht für die Partnerschaft mit Napoleon als einziger großer deutscher Staat empfindlich bestraft worden ist, hat ja 50 Prozent seines Territoriums an Preußen abtreten müssen. Sodass seitens derjenigen, die sich als patriotische Sachsen verstanden, natürlich das Interesse, für diese Niederlage auch noch ein Denkmal zu bauen, eher weniger ausgeprägt war."

    Es dauerte dann eben bis zum 100-jährigen Jubiläum der Völkerschlacht. Dann aber wurde es richtig groß. Ein gewaltiger Beton- und Steinkoloss. Von Bruno Schmitz, dem deutschen Monumentalarchitekten der Wilhelminischen Ära. Porta Westfalica stammt von ihm, das Kaiser-Wilhelm-Denkmal am Deutschen Eck in Koblenz, das Kyffhäuser-Denkmal.

    "Es ist das größte architektonische Denkmal, das wir in Europa haben. Es ist 91 Meter hoch, damit ist es nicht das höchste Gebäude in der Stadt, aber da das Gelände hier beständig ansteigt, ist es der höchste Aussichtspunkt, den man nach 500 Stufen erklimmen kann."

    500 Stufen. Und gleich unten die Freitreppen sind besonders steil. Den Bauherren vom Deutschen Patriotenbund passten diese gar nicht.

    "Herr Schmitz versuchte dann das zwar mit dem Argument zu erklären, man müsse doch spüren, dass man zu etwa Erhabenen emporsteige und das müsse doch auch mit einer gewissen Anstrengung einhergehen. Diese Erklärung wurde aber nicht akzeptiert. Und man sieht daran, dass die folgenden Treppen alle wesentlich geringere Neigungswinkel haben, wer sich durchgesetzt hat."

    Zur Eröffnung kam der Kaiser und stieg höchstselbst eben die steile Treppe hoch. Aber ganz hoch - auf den Ausguck - ging er nicht.

    "Das ist ohnehin charakteristisch für die meisten offiziellen Denkmalsbesuche bis heute geblieben. Man geht hinein in die Krypta, noch in die Ruhmeshalle. Den Aufstieg nach oben versagen sich die meisten."

    Dabei ist der fantastische Ausblick auf Stadt und Umland die Mühe wert. Hier im Leipziger Südosten, damals weit draußen vor der Stadt, war das Gemetzel, das als Völkerschlacht in die Geschichte einging.

    "Es ist die größte Massenschlacht des 19. Jahrhunderts - wiewohl sie ja schon am Beginn des Jahrhunderts stattgefunden hat, gibt es keine größere - die etwa eine halbe Million Soldaten vereinigt hat. Und man geht davon aus, dass etwa jeder fünfte beteiligte Soldat unmittelbar auf dem Schlachtfeld sein Leben verloren hat. 110.000 bis 120.000 Opfer, die die Schlacht gefordert hat, das waren natürlich Dimensionen, die Menschen in einer Stadt, die mit 35.000 Einwohnern als Großstadt in Deutschland zählte, überhaupt nicht verarbeiten konnten. Und wo man sagte, wir müssen irgendein bleibendes Zeichen schaffen, um Kindern und Enkeln zu berichten, was sich hier zugetragen hat."

    Der gesamte Innenraum des Denkmals ist Ruhmeshalle und Krypta. Mit fast zehn Metern großen Totenwächter-Statuen.

    "Es ist natürlich – und wer hier drin steht, wird das nicht übersehen – ein Bauwerk, was vor allem "deutsch" sein will. Es ist alles sehr kantig. Ritter, die hier – wie das so im damaligen Deutsch heißt – in ernster Trauer daher kommen. Man hat immer so das Gefühl, gut, dass die Figuren zu ruhen scheinen, und bloß nicht munter machen."

    Nicht nur jeden Herbst zum Jubiläum der Schlacht, auch sonst wird das Innere des Denkmals gelegentlich zur Konzerthalle mit einer fast mystischen Akustik.

    Auch im Leipziger Süden steht das Panometer. Eine Wortschöpfung aus Panorama und Gasometer. Das 19. Jahrhundert war die große Zeit der Panoramen, dann hat der Film denen den Rang abgelaufen. In Leipzig und Dresden hat der Berliner Architekt und Künstler Yadegar Asisi diese Kunst wiederbelebt und in riesigen ausgedienten Gasbehältern, sogenannten Gasometern, bereits mehrere große Panoramen gestaltet.

    Im Panometer Leipzig steht der Besucher auf einem 15 Metern hohen Podest mitten im riesigen Rund – wie auf dem Dach der Thomaskirche und guckt auf die Stadt vor 200 Jahren. Damals stand die Thomaskirche noch am Stadtrand, dahinter Gärten und Felder. Und in der Ferne lodern Feuer, grummeln noch die Kanonen. Kurator Stephan Oettermann:

    "Die wirkliche Völkerschlacht hat ja im Südosten, Osten auf diesen ganzen Feldern stattgefunden, wo man ja immer noch Kämpfe sieht. Da steigt noch Rauch auf, Kanonenschüsse fallen. Es sind ja immer noch Leute da. Das waren drei Tage mit 500.000 und mehr Soldaten. Ich weiß, dass die preußische/schlesische Armee nicht von Osten gekommen ist, sondern von Nordwesten angegriffen hat, weil sie um die Stadt gegangen sind. Die Österreicher sind von Süden gekommen. Die Russen waren bei den Preußen dabei. Da ist Napoleon südöstlich von Leipzig eingekesselt worden. Das heißt, er konnte dann nur nach Westen fliehen, nachdem er die Schlacht verloren hatte. Er hat ja am ersten Tag gedacht, er hätte gewonnen, er hat ja hier die Siegesglocken läuten lassen, weil alles so unübersichtlich war. Dann musste er sich von der Tabaksmühle zurückziehen in die Stadt, hat hier übernachtet. Und am nächsten Morgen hat er die Kurve gekratzt."

    Diesen Moment zeigt das Panorama. Der Krieg ist zu Ende. Die Stadt ist einigermaßen heil geblieben, aber die Leute in den Straßen, auf den Plätzen, in den Parks. Verwundete, Sterbende, Flüchtende. Ganz anders als die großen Schlachtenpanoramen des 19. Jahrhunderts.

    "Merkwürdigerweise sind nur Napoleons Niederlagen erhalten. Waterloo gibt es, in diesem Feld südlich von Brüssel steht das Panorama mitten auf dem Schlachtfeld. Und wenn Sie in dem Panorama stehen, dann stehen Sie circa fünf Meter über dem Erdboden, alles ist vollkommen flach und von allen Seiten reiten irgendwelche Pferde auf Sie zu. Also Sie begreifen überhaupt nicht, was los ist. Insoweit ist das hier schon sensationell, eine Schlachtdarstellung, wie es sie im ganzen 19. Jahrhundert so nicht gegeben hat. Erst mal dieser radikale Standpunkt auf der Kirche, der Überblick. Und Yadegars Thema ist ja eigentlich die Stadt und die Menschen. Krieg interessiert ihn nicht so, sondern was hat der Krieg mit der Stadt gemacht."

    Es ist das weltgrößte Rundgemälde. So hoch etwa wie ein zehnstöckiges Haus. Doch es ist nicht gemalt, sondern aus einer Unzahl von Detailfotos zusammengesetzt. Trotzdem sagt Yadegar Asisi:

    "Ich sage immer noch: Es ist gemalt. Denn Sie können es mit nichts anderem vergleichen, nur die Mittel sind anders. Die Entscheidungen, die ich treffe, in jedem Quadratzentimeter sind Entscheidungen malerischer Natur. Also man schiebt rum, man setzt Farben ein, man sagt, da brauche ich noch eine dunkle, da noch eine helle Stelle, da brauche ich ein bisschen Luft und so weiter. Und ich muss niemandem mehr beweisen, dass ich fotografisch genau malen kann, das ist nicht mein Thema. Sondern ich will dieses Konzept des Panoramas in die verschiedenen Themen bringen, weil ich glaube, das Panorama ist so eine wahnsinnige, kräftige Kunstform, die noch gar nicht richtig entdeckt ist."

    Der Betrachter hat von seinem Podest in der Mitte wirklich den Eindruck, in die Straßen der Stadt zu gucken. Wer genug Zeit mitbringt und sich einlässt auf das durch viele Menschen und Tiere sehr lebendige Bild, der wird bald der Illusion erliegen. Ich dachte irgendwann: Die Katze dort unten könnte doch mal weggehen. Ja, kann sie doch gar nicht.

    "Wenn Sie überhaupt die Dimensionen so einer Zeit rüberbringen wollen, dann müssen Sie emotional agieren. Wenn das geht, dann bin ich dabei. Und wenn mich das Thema auch noch interessiert. Leipzig ist eben auch die Stadt, in der ich groß geworden bin. Als ich die Idee hatte, das wirklich aus der Sicht des Bürgers, aus der Sicht der Stadt zu machen, merkte ich auf einmal, dass dieser künstlerische Trick eigentlich auch viele Ebenen in sich birgt, über die man dann reden kann. Auch über den Krieg, ohne ihn zu zeigen. Man zeigt die Flucht und das Chaos. Die Stadt ist eigentlich nicht zerstört, aber die Menschen benehmen sich so wie ..., sie wollen alle raus. Warum sind sie eigentlich hier, wer sind die eigentlich? Auf einmal stellt man Fragen, die viel interessanter sind, als wenn man faktenmäßig sagt, der General hat die strategische und so. Und irgendwann kommt man vielleicht auch auf die Antwort: Eigentlich haben sie hier nichts verloren. Napoleon wollte dieser Welt zeigen, wie man besser leben kann oder das alle rückständig sind. Aber ich frage mich, ob dies – bis heute – eine Möglichkeit ist, der Welt sozusagen das Heil zu bringen, ohne darauf zu achten, wie viel Unheil man schafft."

    Weiter südlich in Dölitz stehen noch einige wenige Bauernhäuser mit der Jahreszahl 1813 über der Tür. Damals lag es weit draußen, in den 1930er-Jahren hat die Stadt das Dorf eingekreist. Vom Gutshof steht nur noch das Torhaus. In den Jubiläumswochen im Oktober täglich geöffnet, ansonsten wegen Querelen mit der Stadt nur nach Voranmeldung. Drinnen eine umfangreiche Zinnfiguren-Ausstellung mit vielen historischen Figuren und Dioramen.

    "Hier war Geld und hier waren interessierte Leute, hier waren Künstler, die sich mit dem Thema beschäftig haben, hier waren Menschen, die ein hohes Interesse an Geschichte hatten, und Kommunikation. Große Messestadt – da lief was. Hochburgen waren damals auch Städte wie Hamburg, Danzig, Breslau, Nürnberg, München. Aber Leipzig war ein Trendsetter. Leipzig hatte vor allem das Thema der kulturhistorischen Zinnfigur, die Figur, die aufgrund von Forschung künstlerisch dargestellt wird. Es ist weniger das Spielzeug, sondern mehr der künstlerische Anspruch, etwas darzustellen, was es mal gegeben hat."

    Detmar Munkelt vom Verein Zinnfigurenfreunde Leipzig. So gibt es Zinnfiguren in allen möglichen Szenen der Weltgeschichte. Nicht nur Zinnsoldaten. Aber eben auch etliche Dioramen zur Völkerschlacht.

    "Wir fangen an mit den Ereignissen in Tirol 1809, Andreas Hofer. Es geht dann hier weiter mit dem Feldzug 1812 nach Russland, der Vormarsch bei brütender Hitze und der Rückzug bei Eiseskälte. Ich habe schon Leute vor dem Diorama frieren sehen, weil man ja diese Eiseskälte und den Wind fast spürt, dazu Wölfe, Kosaken, keine richtige Verpflegung und Ausrüstung. Wir sehen dann hier, wie Napoleon sich in dem Schlitten von der Truppe absetzt, weil er weiß, wenn er jetzt nicht schnellstens nach Hause eilt, dann wird geputscht. Und dann kommen wir schon ins Frühjahr 1813: Russen und Preußen schließen erst mal einen Waffenstillstand, um sich dann später zu verbünden und gegen Napoleon loszuschlagen. Und wir erleben dann hier die ersten Gefechte, die sich während des Frühjahrs ereignet haben."

    Prunkstück ist das 24 Quadratmeter große Diorama mit 12.000 Figuren, das die entscheidende Schlacht am 18. Oktober zeigt. Jedes Jahr Mitte Oktober kommen Geschichts- und Militärvereine aus ganz Europa zum Torhaus Dölitz, zum Biwak, das an die Völkerschlacht erinnert. Das ist mal größer, mal kleiner. Andreas Fischer von der Arbeitsgemeinschaft "Befreiungskrieg 1813 Finsterwalde" trägt dann die Unform eines französischen Grenadiers.

    "Dann werden die ganzen Flächen und Wiesen, die hier noch dazugehören, in Biwaks verwandelt. Dort werden die Uniformierten mit ihren Zelten untergebracht, wird Waffenpflege betrieben, gekocht, gegessen. Und dann geht es von hier, aus den Biwaks zur Gefechtsdarstellung, die auf einem Feld stattfindet, der sogenannten Weinteichsenke, das ist zwischen Markkleeberg, Dölitz und Liebertwolkwitz. Mit Artillerie, also Kanonen auf dem Gefechtsfeld, es gibt Kavallerie und natürlich Infanterie. Es werden die Einheiten auch in ihrer Gefechtsordnung dargestellt, also es wird in Linie gekämpft. Man hatte sich ja auf freiem Feld gegenübergestanden. Und als Besucher der Gefechtsdarstellung kann man dann erleben, wie sah so was aus, in kleinem Maßstab natürlich."
    Als französische Soldaten aus der Zeit der Völkerschlacht (1813) verkleidete Darsteller
    Als französische Soldaten aus der Zeit der Völkerschlacht (1813) verkleidete Darsteller (picture alliance / dpa / Peter Endig)