Freitag, 29. März 2024

Archiv

Denkmal Richard Strauss?
Glanz und Elend eines egomanen Genies

Er gilt als der letzte deutsche Romantiker der Musik: Richard Strauss fasziniert mit seinen brillant instrumentierten Werken wie kaum ein anderer Komponist des frühen 20. Jahrhunderts. Die Person des Komponisten dagegen polarisierte lange wegen ihrer Nähe zum Nationalsozialismus. Zum 150. Geburtstag nehmen wir Richard Strauss noch einmal unter die Lupe.

Von Michael Struck-Schloen | 09.06.2014
    Der gebürtige Münchner Richard Strauss war ein selbstbewusster Mensch. Schon der junge Kapellmeister, der sich über die Hoftheater in Meiningen, München und Weimar bis zu den Spitzenposten in Berlin und Wien hocharbeitete, wusste um seine wahre Mission als Komponist: nämlich die Vollendung der großen deutschen Musikgeschichte seit Johann Sebastian Bach. Der erste Schritt auf diesem Weg waren Tondichtungen wie "Also sprach Zarathustra", der zweite die Opern - mit ihnen wurde Strauss der meistaufgeführte deutsche Komponist des 20. Jahrhunderts. Um seinen musikhistorischen Ruhm (und seine Einnahmen) zu sichern, nahm er freilich kaum politische Rücksichten. Zur Weimarer Republik hatte er ein gespaltenes Verhältnis, das Hitler-Regime begrüßte er überschwänglich und deckte als Präsident der Reichsmusikkammer das Berufsverbot für jüdische Musiker. So war Strauss Genie und Opportunist zugleich, der erst seit wenigen Jahrzehnten differenzierter gewürdigt wird.