Silvio Berlusconi mischt sich ein. Obwohl er gar nicht eingeladen war, hatte ihn ein Mitarbeiter der politischen Diskussionssendung "Alice nel paese delle meraviglie" im zweiten Kanal des öffentlich-rechtlichen Fernsehens RAI dazugeschaltet. Die Moderatorin hatte alle Hände voll zu tun, den italienischen Regierungschef zum Schweigen zu bringen, war er doch von ihr gar nicht vorgesehen. Schließlich ließ sie ihn doch reden - ganze zehn Minuten lang ohne Unterbrechung.
Am gleichen Abend war Berlusconi in der Polit-Talk-Show "Porta a Porta" in RAI 1 zu Gast. Auch dort stritt er sich mit allen anderen Anwesenden und konnte sich schließlich durchsetzen. Der ihm wohl gesonnene Talkmaster Bruno Vespa ließ den Medienzaren ganze 25 Minuten lang reden: das heißt, gegen die linke Opposition schimpfen. Wehe jene anderen Gäste, die dagegen etwas einzuwenden versuchten.
Und wenn er nicht selbst zu Worte kommt, dann wird über ihn diskutiert. Nämlich über seine TV-Präsenz. Eine umwerfende TV-Präsenz, die für eine parlamentarische Demokratie - in der doch alle Repräsentanten politischer Parteien ungefähr die gleiche Zeit zum Reden in den Medien haben sollten - wirklich bemerkenswert ist. In Italien ist das anders. Ganz anders: außer Berlusconi kommt sonst niemand zum Zuge. Noch nicht einmal die Gattinnen von Oppositionspolitikern. Als am letzten Sonntag Flavia Prodi, die Ehefrau von Oppositionsführer Romano Prodi, in der sonntäglichen Nachmittags-Familienshow von RAI 1 über ihre Familie sprechen sollte, wurde sie eine Stunde vor dem verabredeten Termin wieder ausgeladen: Das sei indirekte Wahlwerbung für ihren Mann, wurde als Grund für die Ausladung von der RAI-Verwaltung angegeben - die übrigens nur noch aus Berlusconi treuen Mannen besteht, erklärt Medienexperte Filippo Carnevale:
"Berlusconi ist wie Coca Cola geworden, wie die Werbung des Getränkenmultis taucht auch sein Konterfei immer öfter in den Medien auf. Das hat seinen ganz einfachen Grund in der Tatsache, dass er nicht nur Herr über sein eigenes Fernsehimperium MEDIASET ist, sondern als Regierungschef auch seine Hand über das öffentlich-rechtliche Fernsehen hält. Das ist wirklich unglaublich."
In den letzten vierzehn Tagen ist Italiens Regierungschef jeden Tag im Fernsehen gewesen: persönlich in einzelnen Shows - ob sie politischer Natur sind oder auch nicht, wie zum Beispiel in verschiedenen Morgenmagazinen - oder indirekt über Telefonleitungen hinzugeschaltet. Kein anderer italienischer Politiker ist so oft im Fernsehen präsent. In 14 Tagen war Berlusconi insgesamt über drei Stunden im Fernsehen. Oppositionsführer Prodi nur acht Minuten. Von den anderen Politiker, ob rechts oder links, ganz zu schweigen.
Filippo Carnevale:
"Man denkt immer gleich an Big Brother und so weiter. Aber bei uns liegen die Dinge klar auf der Hand. In fast fünf Jahren Regierungszeit hat Berlusconi in den Schaltstellen der wichtigsten Fernsehsender seine eigenen Leute oder Leute seiner Koalitionspartner untergebracht. Diese Personalinvestition zahlt sich jetzt, im beginnenden Wahlkampf für die Parlamentswahlen am 9. April, aus. Interessant ist allerdings, dass seine Koalitionspartner aufmucken. Sie wollen im Fernsehen präsenter sein."
Auch immer mehr Zuschauer wie diese Frau, eine bekennende Wählerin der Regierungsparteien, sind sauer:
"Berlusconi zeigt seit einiger Zeit sein wahres Gesicht. Er ist nervös, denn alle Umfragen ergeben, dass am 9. April die Opposition das Rennen machen wird. Also glaubt er mit verstärkter Medienpräsenz seine Umfragewerte aufbessern zu können. Doch das Gegenteil ist der Fall: er wird immer verhasster. Auch unter seinen Partnern, die sich von ihm an die Wand gedrückt fühlen. Das entgeht doch niemandem."
Emanuele Trevi, Schriftsteller, Literaturdozent und einer der prominentesten Repräsentanten der linken Intellektuellenszene, ist davon überzeugt, dass Berlusconi sich mit seiner ständigen Präsenz im Fernsehen ein Eigentor schießt:
"Auch Politiker wie Berlusconi sollten sich an bestimmte Regeln halten. Dass er das nicht tut und wie vor den Wahlen vor fünf Jahren wieder das Blaue vom Himmel verspricht, stört jetzt immer mehr Leute. Auch bei seinen eigenen Wählern. Umfragen ergaben, dass sie sauer auf ihn sind, weil er fast keines seiner Versprechen gehalten hat und so gut wie nur Gesetze zu seinen eigenen Gunsten erließ. Berlusconis Total-Auftritt im Fernsehen zieht nicht. Als Medien-Crack müsste er das eigentlich begreifen. Aber er reagiert blindwütig wie ein angeschossener Tiger. Er wird nur von seinem Instinkt gelenkt."
Am gleichen Abend war Berlusconi in der Polit-Talk-Show "Porta a Porta" in RAI 1 zu Gast. Auch dort stritt er sich mit allen anderen Anwesenden und konnte sich schließlich durchsetzen. Der ihm wohl gesonnene Talkmaster Bruno Vespa ließ den Medienzaren ganze 25 Minuten lang reden: das heißt, gegen die linke Opposition schimpfen. Wehe jene anderen Gäste, die dagegen etwas einzuwenden versuchten.
Und wenn er nicht selbst zu Worte kommt, dann wird über ihn diskutiert. Nämlich über seine TV-Präsenz. Eine umwerfende TV-Präsenz, die für eine parlamentarische Demokratie - in der doch alle Repräsentanten politischer Parteien ungefähr die gleiche Zeit zum Reden in den Medien haben sollten - wirklich bemerkenswert ist. In Italien ist das anders. Ganz anders: außer Berlusconi kommt sonst niemand zum Zuge. Noch nicht einmal die Gattinnen von Oppositionspolitikern. Als am letzten Sonntag Flavia Prodi, die Ehefrau von Oppositionsführer Romano Prodi, in der sonntäglichen Nachmittags-Familienshow von RAI 1 über ihre Familie sprechen sollte, wurde sie eine Stunde vor dem verabredeten Termin wieder ausgeladen: Das sei indirekte Wahlwerbung für ihren Mann, wurde als Grund für die Ausladung von der RAI-Verwaltung angegeben - die übrigens nur noch aus Berlusconi treuen Mannen besteht, erklärt Medienexperte Filippo Carnevale:
"Berlusconi ist wie Coca Cola geworden, wie die Werbung des Getränkenmultis taucht auch sein Konterfei immer öfter in den Medien auf. Das hat seinen ganz einfachen Grund in der Tatsache, dass er nicht nur Herr über sein eigenes Fernsehimperium MEDIASET ist, sondern als Regierungschef auch seine Hand über das öffentlich-rechtliche Fernsehen hält. Das ist wirklich unglaublich."
In den letzten vierzehn Tagen ist Italiens Regierungschef jeden Tag im Fernsehen gewesen: persönlich in einzelnen Shows - ob sie politischer Natur sind oder auch nicht, wie zum Beispiel in verschiedenen Morgenmagazinen - oder indirekt über Telefonleitungen hinzugeschaltet. Kein anderer italienischer Politiker ist so oft im Fernsehen präsent. In 14 Tagen war Berlusconi insgesamt über drei Stunden im Fernsehen. Oppositionsführer Prodi nur acht Minuten. Von den anderen Politiker, ob rechts oder links, ganz zu schweigen.
Filippo Carnevale:
"Man denkt immer gleich an Big Brother und so weiter. Aber bei uns liegen die Dinge klar auf der Hand. In fast fünf Jahren Regierungszeit hat Berlusconi in den Schaltstellen der wichtigsten Fernsehsender seine eigenen Leute oder Leute seiner Koalitionspartner untergebracht. Diese Personalinvestition zahlt sich jetzt, im beginnenden Wahlkampf für die Parlamentswahlen am 9. April, aus. Interessant ist allerdings, dass seine Koalitionspartner aufmucken. Sie wollen im Fernsehen präsenter sein."
Auch immer mehr Zuschauer wie diese Frau, eine bekennende Wählerin der Regierungsparteien, sind sauer:
"Berlusconi zeigt seit einiger Zeit sein wahres Gesicht. Er ist nervös, denn alle Umfragen ergeben, dass am 9. April die Opposition das Rennen machen wird. Also glaubt er mit verstärkter Medienpräsenz seine Umfragewerte aufbessern zu können. Doch das Gegenteil ist der Fall: er wird immer verhasster. Auch unter seinen Partnern, die sich von ihm an die Wand gedrückt fühlen. Das entgeht doch niemandem."
Emanuele Trevi, Schriftsteller, Literaturdozent und einer der prominentesten Repräsentanten der linken Intellektuellenszene, ist davon überzeugt, dass Berlusconi sich mit seiner ständigen Präsenz im Fernsehen ein Eigentor schießt:
"Auch Politiker wie Berlusconi sollten sich an bestimmte Regeln halten. Dass er das nicht tut und wie vor den Wahlen vor fünf Jahren wieder das Blaue vom Himmel verspricht, stört jetzt immer mehr Leute. Auch bei seinen eigenen Wählern. Umfragen ergaben, dass sie sauer auf ihn sind, weil er fast keines seiner Versprechen gehalten hat und so gut wie nur Gesetze zu seinen eigenen Gunsten erließ. Berlusconis Total-Auftritt im Fernsehen zieht nicht. Als Medien-Crack müsste er das eigentlich begreifen. Aber er reagiert blindwütig wie ein angeschossener Tiger. Er wird nur von seinem Instinkt gelenkt."