Es wird zwar nicht geschossen für den Erhalt des Freischusses – aber gestempelt wird im AStA Büro der Rostocker Universität seit Tagen. Hunderte kleiner quietschgelber Buttons entstehen. Auch AStA Vorsitzende Sarah Grote trägt einen.
"Da steht drauf: Rettet den Freiversuch mit einem großen Ausrufezeichen im Hintergrund."
Am Mittwoch bei der Senatssitzung entscheidet sich, ob es den Freiversuch in der nächsten Rahmenprüfungsordnung der Rostocker Universität noch geben wird. In Rheinland Pfalz wurde das Aus für den Freiversuch zumindest für Bachelor- und Masterstudiengänge bereits im Jahr 2010 besiegelt. Auch in Sachsen wird der Wegfall derzeit diskutiert. Florian Fröhlich studiert in Rostock Politikwissenschaft.
"Es wird meistens auf Landesebene so gesehen, dass sie glauben, Ressourcen einsparen zu können. Das war jetzt bei uns auch so. Es war vorher eine Muss-Regelung im Landeshochschulgesetz. Das wurde letztes Jahr ja geändert und jetzt ist es eben eine Kann-Bestimmung. An anderen Unis haben wir es gesehen: Uni Jena hat es abgeschafft, und dann kurz danach in vielen Studiengängen wieder eingeführt, weil eben der Effekt eingetreten ist, dass viele durch die Prüfung gerasselt sind oder eben die Prüfungen vor sich her geschoben haben."
Wenn es nach Professor Martin Benkenstein, dem Vorsitzenden des akademischen Senats in Rostock, ginge, dann wäre der Freiversuch im Nordosten längst Geschichte.
"Also wir haben jetzt nicht mehr einen Freiversuch, sondern wir haben je nach Studiengang bis hin zu 40, 45 Freiversuche."
Studierende, die sich verzetteln und Lehrpersonal, dessen Arbeitsbelastung durch zusätzliche Prüfungen enorm steigt - Professor Martin Benkenstein kann sich in Rage reden, wenn er auf den Freiversuch angesprochen wird. Und noch etwas ist dem Betriebswirtschaftler Benkenstein mehr als suspekt: Die Verbesserungsoption, die an den Freiversuch gekoppelt ist. Nicht nur wer eine Prüfung verhaut, darf noch mal, sondern auch der, dem die Note nicht passt.
"Wir haben seit der Einführung der Bachelor/ Masterstudiengänge in Rostock um die 1900 Absolventen. Diese haben über 5000 Freiversuche in Anspruch genommen. 5000! Jeder von denen hat sich auf drei Prüfungen nochmal vorbereitet. Das ist mindestens ein Semester, das er verliert. Die ursprüngliche Idee war studienzeitverkürzend und so was führt eindeutig dazu, dass Studienzeiten verlängert werden."
"Also mein Studium hat sich zum Beispiel nicht verlängert, obwohl ich den Freiversuch genutzt habe",
widerspricht Ines Bartl, die in Rostock Biowissenschaften studiert.
"Es geht den meisten Studenten wirklich um diese Verbesserungsmöglichkeit vor allem jetzt im Bachelor, wenn wir diesen Prüfungsdruck haben."
Ines Bartl hat das am eigenen Leib erfahren. 2,3 lautete ihr Prüfungsergebnis im Fach Meeresbiologie. Es war ihre wichtigste Prüfung, schließlich ging es um ihren Kindheitstraum. Der zweite Versuch, ein Semester später, endete mit einer 1,0.
"Ich denke bei der ersten Prüfung war ich einfach zu nervös, weil das eben genau das Gebiet ist, wo ich meine Zukunft drin sehe, wo ich arbeiten und forschen möchte. Da hab ich mir zuviel vorgenommen und dann hat´s nicht geklappt und dann im Semester darauf war ich entspannter, weil ich ja wusste, dass ich es weiß, und dann hat´s geklappt."
Inzwischen hat Ines Bartl auch dank des Freiversuchs ohne Zittern den begehrten Masterstudienplatz der Meeresbiologie bekommen. Für die nächste Sitzung am Mittwoch haben die studentischen Vertreter im Senat der Rostocker Universität einen Kompromiss vorgeschlagen: Sie wollen die Freiversuche mit Verbesserungsmöglichkeit begrenzen auf ein Drittel der Prüfungen. Professor Martin Benkenstein lehnt sich zurück:
"Es wird keinen Kompromiss geben, zumindest nicht von mir, der dahin geht zu sagen: Ach schaffen wir doch den Freiversuch mit Verbesserungsoption nicht ab."
"Da steht drauf: Rettet den Freiversuch mit einem großen Ausrufezeichen im Hintergrund."
Am Mittwoch bei der Senatssitzung entscheidet sich, ob es den Freiversuch in der nächsten Rahmenprüfungsordnung der Rostocker Universität noch geben wird. In Rheinland Pfalz wurde das Aus für den Freiversuch zumindest für Bachelor- und Masterstudiengänge bereits im Jahr 2010 besiegelt. Auch in Sachsen wird der Wegfall derzeit diskutiert. Florian Fröhlich studiert in Rostock Politikwissenschaft.
"Es wird meistens auf Landesebene so gesehen, dass sie glauben, Ressourcen einsparen zu können. Das war jetzt bei uns auch so. Es war vorher eine Muss-Regelung im Landeshochschulgesetz. Das wurde letztes Jahr ja geändert und jetzt ist es eben eine Kann-Bestimmung. An anderen Unis haben wir es gesehen: Uni Jena hat es abgeschafft, und dann kurz danach in vielen Studiengängen wieder eingeführt, weil eben der Effekt eingetreten ist, dass viele durch die Prüfung gerasselt sind oder eben die Prüfungen vor sich her geschoben haben."
Wenn es nach Professor Martin Benkenstein, dem Vorsitzenden des akademischen Senats in Rostock, ginge, dann wäre der Freiversuch im Nordosten längst Geschichte.
"Also wir haben jetzt nicht mehr einen Freiversuch, sondern wir haben je nach Studiengang bis hin zu 40, 45 Freiversuche."
Studierende, die sich verzetteln und Lehrpersonal, dessen Arbeitsbelastung durch zusätzliche Prüfungen enorm steigt - Professor Martin Benkenstein kann sich in Rage reden, wenn er auf den Freiversuch angesprochen wird. Und noch etwas ist dem Betriebswirtschaftler Benkenstein mehr als suspekt: Die Verbesserungsoption, die an den Freiversuch gekoppelt ist. Nicht nur wer eine Prüfung verhaut, darf noch mal, sondern auch der, dem die Note nicht passt.
"Wir haben seit der Einführung der Bachelor/ Masterstudiengänge in Rostock um die 1900 Absolventen. Diese haben über 5000 Freiversuche in Anspruch genommen. 5000! Jeder von denen hat sich auf drei Prüfungen nochmal vorbereitet. Das ist mindestens ein Semester, das er verliert. Die ursprüngliche Idee war studienzeitverkürzend und so was führt eindeutig dazu, dass Studienzeiten verlängert werden."
"Also mein Studium hat sich zum Beispiel nicht verlängert, obwohl ich den Freiversuch genutzt habe",
widerspricht Ines Bartl, die in Rostock Biowissenschaften studiert.
"Es geht den meisten Studenten wirklich um diese Verbesserungsmöglichkeit vor allem jetzt im Bachelor, wenn wir diesen Prüfungsdruck haben."
Ines Bartl hat das am eigenen Leib erfahren. 2,3 lautete ihr Prüfungsergebnis im Fach Meeresbiologie. Es war ihre wichtigste Prüfung, schließlich ging es um ihren Kindheitstraum. Der zweite Versuch, ein Semester später, endete mit einer 1,0.
"Ich denke bei der ersten Prüfung war ich einfach zu nervös, weil das eben genau das Gebiet ist, wo ich meine Zukunft drin sehe, wo ich arbeiten und forschen möchte. Da hab ich mir zuviel vorgenommen und dann hat´s nicht geklappt und dann im Semester darauf war ich entspannter, weil ich ja wusste, dass ich es weiß, und dann hat´s geklappt."
Inzwischen hat Ines Bartl auch dank des Freiversuchs ohne Zittern den begehrten Masterstudienplatz der Meeresbiologie bekommen. Für die nächste Sitzung am Mittwoch haben die studentischen Vertreter im Senat der Rostocker Universität einen Kompromiss vorgeschlagen: Sie wollen die Freiversuche mit Verbesserungsmöglichkeit begrenzen auf ein Drittel der Prüfungen. Professor Martin Benkenstein lehnt sich zurück:
"Es wird keinen Kompromiss geben, zumindest nicht von mir, der dahin geht zu sagen: Ach schaffen wir doch den Freiversuch mit Verbesserungsoption nicht ab."