Der "Blaue Turm" steht in Herten-Süd, einem kleinen Industriegebiet am Rande der Ruhrgebietsstadt. Hier sieht es aus wie in vielen anderen Industriegebieten, nur an einer der kleinen Kreuzungen ragt ein leuchtend-blauer Turm in die Höhe: 25 Meter hoch, ovaler Durchmesser und mit einer gazeartigen blauen Plane überzogen. Die Plane dient als Blickfang und soll dem sogenannten "Gestuften Reformer", dem Brüteturm, Sympathien einbringen. Im Moment hat der Turm eine Brütepause, summt nur im Überwachungsbetrieb. An einem kleinen, unscheinbaren Seitentrichter beginnt der Prozessablauf. Sein Erfinder Heinz-Jürgen Mühlen erklärt:
Hier wird die Biomasse luftdicht aufgegeben, so dass wir die Biomasse ohne Luft in das System einschleusen können. Sie sehen hier die verschiedenen Schieber. Klappen oder Schieber gehen auf, Biomasse fällt rein, Schieber gehen zu. Dann ist die Biomasse im System und wird dann hier vom Grundlevel über diese beiden Zick-Zack-Schnecken auf ungefähr 15 Meter Höhe befördert.
Holzreste und Biomüll, Tiermehl, Altöl, Kunststoff oder sogar Gummi - der Reformer schluckt fast alles. Biomasse und Produkte aus fossilen Energieträgern werden getrennt eingegeben und dann thermisch, also mit Hilfe von Wärme, in verschiedenen Stufen zersetzt. Nach diesen unterschiedlichen Verfahrensstufen ist der "Gestufte Reformer" auch benannt: Die erste Stufe zersetzt Biomasse in Gas und Koks, der eigentliche Reformer ist die zweite Stufe, wo bei fast 1000 Grad eine verfeinernde Gasreaktion abläuft - das Pyrolysegas aus der erhitzten Biomasse verbindet sich mit Wasserdampf zu hochwertigem Produktgas. Siebe und Leitungen trennen die festen Bestandteile, den Koks und den Wärmeträger, das "Transportmittel" für die Biomasse. Das sind Split, Quarzit oder Stahlkugeln die auf etwa 600 Grad aufgeheizt sind. In einem Verwirbelungsverfahren nehmen sie die zerkleinerte Biomasse mit nach oben, wo die Hitze sie trennt: in 20 Prozent Koks und 80 Prozent Gas.
Das Gas selber, die 80 Prozent vermischen wir mit Wasserdampf und heizen dieses Gemisch auf 950 Grad auf. Bei diesen Temperaturen zersetzen sich dann die immer noch großen Moleküle in unserem Gas in die kleinen Gasmoleküle, die wir haben wollen, CO, H, Methan, CO2.
Dieses hochwertige Produktgas, das in der Hertener Versuchsanlage noch verbrannt wird, soll später über Gasleitungen in Haushalte laufen und zum Kochen und Heizen dienen, man kann damit Turbinen betreiben und elektrischen Strom erzeugen. Und bei einer bestimmten Zusammensetzung von Wasserstoff und Kohlenstoff kann der Reformer auch Methanol herstellen, aus dem man Benzin machen könnte. Umweltschädliche Rückstände fallen bei der thermischen Zersetzung nicht an: Das Kohlendioxid, das bei der späteren Gasverbrennung entsteht, würde sich beim natürlichen Verrottungsprozess ebenso bilden und auch Schadstoffe aus Altöl oder Gummireifen werden nicht einfach aus dem Schornstein geblasen. Heinz-Jürgen Mühlen:
Im kommerziellen Betrieb werden wir den Dampf kühlen, rauswaschen und dabei werden Chlor und Schwefelverbindungen ebenfalls ausgewaschen. Das Endprodukt der Vergasung ist ein ganz sauberes Gas, wo nur noch Methan, CO und H verbrannt werden kann.
Im "Gestuften Reformer" können alle Kohlenwasserstoffverbindungen verwertet und in Strom umgewandelt werden, denn die hohen Zersetzungstemperaturen trennen die Verbindungen in ihre Bruchstücke aus Kohlenstoff, Wasserstoff, Stickstoff und Sauerstoff, wobei sich der Sauerstoff sofort wieder zu CO2 oder Wasser verbindet. Die thermische Zersetzung von Biomasse ist aufwendiger und deshalb natürlich auch teurer als die Verbrennung. So hat die Versuchsanlage beispielsweise 5,8 Millionen Mark gekostet. Doch wegen des Erneuerbare-Energien-Gesetzes lohnt sich die thermische Verwertung inzwischen. Und obwohl die Kosten für spätere Anlagen noch nicht genau feststehen, ist das Interesse am Brüteturm groß. Nicht nur in Deutschland, auch im Ausland interessieren sich Städte und Gemeinden für den Reformer. Geht im Pilotversuch alles glatt, kann es sehr gut möglich sein, dass in kurzer Zeit nicht nur in Industriegebieten blaue Türme an den Straßenecken stehen.
Wir wollten nicht einen Prozess entwickeln, der jetzt ausschließlich für Holz eingesetzt werden kann, sondern wir sind angetreten für eine kleine Firma, für einen kleinen Betrieb, für eine Kommune eine Apparatur zu entwickeln, die all diese Reststoffe gemeinsam verwerten kann. Wir wollen also nicht fünf verschiedene Einzelanlagen mit spezifischen Fähigkeiten aufbauen, sondern ein, die alles kann. Der Allesfresser!
Hier wird die Biomasse luftdicht aufgegeben, so dass wir die Biomasse ohne Luft in das System einschleusen können. Sie sehen hier die verschiedenen Schieber. Klappen oder Schieber gehen auf, Biomasse fällt rein, Schieber gehen zu. Dann ist die Biomasse im System und wird dann hier vom Grundlevel über diese beiden Zick-Zack-Schnecken auf ungefähr 15 Meter Höhe befördert.
Holzreste und Biomüll, Tiermehl, Altöl, Kunststoff oder sogar Gummi - der Reformer schluckt fast alles. Biomasse und Produkte aus fossilen Energieträgern werden getrennt eingegeben und dann thermisch, also mit Hilfe von Wärme, in verschiedenen Stufen zersetzt. Nach diesen unterschiedlichen Verfahrensstufen ist der "Gestufte Reformer" auch benannt: Die erste Stufe zersetzt Biomasse in Gas und Koks, der eigentliche Reformer ist die zweite Stufe, wo bei fast 1000 Grad eine verfeinernde Gasreaktion abläuft - das Pyrolysegas aus der erhitzten Biomasse verbindet sich mit Wasserdampf zu hochwertigem Produktgas. Siebe und Leitungen trennen die festen Bestandteile, den Koks und den Wärmeträger, das "Transportmittel" für die Biomasse. Das sind Split, Quarzit oder Stahlkugeln die auf etwa 600 Grad aufgeheizt sind. In einem Verwirbelungsverfahren nehmen sie die zerkleinerte Biomasse mit nach oben, wo die Hitze sie trennt: in 20 Prozent Koks und 80 Prozent Gas.
Das Gas selber, die 80 Prozent vermischen wir mit Wasserdampf und heizen dieses Gemisch auf 950 Grad auf. Bei diesen Temperaturen zersetzen sich dann die immer noch großen Moleküle in unserem Gas in die kleinen Gasmoleküle, die wir haben wollen, CO, H, Methan, CO2.
Dieses hochwertige Produktgas, das in der Hertener Versuchsanlage noch verbrannt wird, soll später über Gasleitungen in Haushalte laufen und zum Kochen und Heizen dienen, man kann damit Turbinen betreiben und elektrischen Strom erzeugen. Und bei einer bestimmten Zusammensetzung von Wasserstoff und Kohlenstoff kann der Reformer auch Methanol herstellen, aus dem man Benzin machen könnte. Umweltschädliche Rückstände fallen bei der thermischen Zersetzung nicht an: Das Kohlendioxid, das bei der späteren Gasverbrennung entsteht, würde sich beim natürlichen Verrottungsprozess ebenso bilden und auch Schadstoffe aus Altöl oder Gummireifen werden nicht einfach aus dem Schornstein geblasen. Heinz-Jürgen Mühlen:
Im kommerziellen Betrieb werden wir den Dampf kühlen, rauswaschen und dabei werden Chlor und Schwefelverbindungen ebenfalls ausgewaschen. Das Endprodukt der Vergasung ist ein ganz sauberes Gas, wo nur noch Methan, CO und H verbrannt werden kann.
Im "Gestuften Reformer" können alle Kohlenwasserstoffverbindungen verwertet und in Strom umgewandelt werden, denn die hohen Zersetzungstemperaturen trennen die Verbindungen in ihre Bruchstücke aus Kohlenstoff, Wasserstoff, Stickstoff und Sauerstoff, wobei sich der Sauerstoff sofort wieder zu CO2 oder Wasser verbindet. Die thermische Zersetzung von Biomasse ist aufwendiger und deshalb natürlich auch teurer als die Verbrennung. So hat die Versuchsanlage beispielsweise 5,8 Millionen Mark gekostet. Doch wegen des Erneuerbare-Energien-Gesetzes lohnt sich die thermische Verwertung inzwischen. Und obwohl die Kosten für spätere Anlagen noch nicht genau feststehen, ist das Interesse am Brüteturm groß. Nicht nur in Deutschland, auch im Ausland interessieren sich Städte und Gemeinden für den Reformer. Geht im Pilotversuch alles glatt, kann es sehr gut möglich sein, dass in kurzer Zeit nicht nur in Industriegebieten blaue Türme an den Straßenecken stehen.
Wir wollten nicht einen Prozess entwickeln, der jetzt ausschließlich für Holz eingesetzt werden kann, sondern wir sind angetreten für eine kleine Firma, für einen kleinen Betrieb, für eine Kommune eine Apparatur zu entwickeln, die all diese Reststoffe gemeinsam verwerten kann. Wir wollen also nicht fünf verschiedene Einzelanlagen mit spezifischen Fähigkeiten aufbauen, sondern ein, die alles kann. Der Allesfresser!