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Der diskrete Charme des großen Geldes: Bankhaus Hauck & Aufhäuser

Zwischen einer halben und einer Million Euro muss mitbringen, wer Kunde bei dem Frankfurter Bankhaus Hauck & Aufhäuser werden möchte. 1998 entstand es durch die Fusion des Bankhauses H. Aufhäuser mit der Privatbank Georg Hauck & Sohn, die beide schon früh am Wertpapiergeschäft orientiert waren.

Von Michael Braun |
    Der Kaiserbrunnen ist nicht fern, der Frankfurter Hof auch nicht, die Europäische Zentralbank quasi gegenüber. Wer die Glastür des Hauses Kaiserstraße 24 hinter sich schließt, lässt den Frankfurter Alltag hinter sich. Und geht auf zwei Porträts zu: Links Friedrich Michael Hauck, der Frankfurter Bankier, der 1796 in ein bestehendes Bankhaus eintrat und es zu einer "der" Frankfurter Privatbanken formte. Rechts Heinrich Aufhäuser, der 1870 in München mit einem Partner ein Bankhaus gründete.

    "Früher gab es die Bank Hauck und die Bank Aufhäuser. Eine sehr intelligente Lösung war es, dass 1989 beide Häuser zusammen gegangen sind."

    sagt Stephan Rupprecht, einer von drei Partnern, die das Bankhaus führen. Seit 1998 sind die beiden Banken zusammen, das Münchner Bankhaus H. Aufhäuser und die Frankfurter Bank Georg Hauck & Sohn. Verbunden hat beide Banken die schon frühe Orientierung am Wertpapiergeschäft.

    Hauck hat etwa die Farbwerke Hoechst 1888 an die Börse gebracht. Heinrich Aufhäuser war schon 1876 Mitglied im Börsenvorstand der Münchner Börse; die Bank finanzierte in den 1920er-Jahren mit Aktien die Münchner Filmindustrie. Dass sich beide Banken 1925 im Gründerkonsortium der IG Farben trafen, hat sie vor dem nationalsozialistischen Deutschland nicht geschützt. Ein Auszug aus dem Firmenvideo:

    "Die Bankiersfamilie Aufhäuser ist jüdischer Abstammung. 1938 verwüsteten die Nationalsozialisten ihre Wohn- und Geschäftsräume. Kurz darauf steht das Bankhaus unter 'arischer Leitung'. Familie Aufhäuser rettet sich fast mittellos ins Ausland. Georg Hauck & Sohn in Frankfurt ist den Nazis ebenfalls ein Dorn im Auge. Alexander Hauck weigert sich, die Geschäfte jüdischer Bankhäuser zu übernehmen. Vielen seiner jüdischen Kunden hilft er bei der Flucht ins Ausland."
    Beiden Banken gelang wieder der Aufstieg. In Frankfurt hatte bis 1993 noch ein Hauck das Sagen: Michael Hauck, heute 85 Jahre alt, auch er börsenaffin, Initiator der Analystenvereinigung DVFA. Er verstand sich als Sachwalter von Anlegerinteressen, ließ gleichwohl in Debatten um Insidergeschäfte von Pragmatismus nicht ab:

    "Ich glaube, man kann aus unserem Grundgesetz einen Börsenhändler nicht verbieten, dass er seine eigenen Vermögenswerte anlegt, auch an der Börse anlegt. Es fängt da an, ins Zwielicht zu kommen, wenn Kunden oder auch die Bank selbst durch den Händler geschädigt werden."

    Einer der bekanntesten Händler auf dem Frankfurter Börsenparkett ist Fidel Helmer, einst Börsenchef von Aufhäuser, dann von Hauck & Aufhäuser. Obwohl er seine Ohren überall hat, war er auf den Zusammenschluss beider Privatbanken nicht vorbereitet:

    "Überrascht waren wir, denn wir erfuhren von der Fusion über die Zeitung und wurden vorher nicht informiert. Aber zu diesem Zeitpunkt war das Bankhaus Aufhäuser eine hundertprozentige Tochter der Bayerischen Landesbank, und es war halt wahnsinnig schwierig, Synergieeffekte zwischen einem kleinen Privatbankhaus und einer großen Landesbank herzustellen."
    Inzwischen hat die Bank eine Bilanzsumme von gut drei Milliarden Euro, fast ebenso groß wie die Nachbarn von Metzler. Mit dieser Bank in einem Atemzug genannt zu werden, schmeichelt Hauck & Aufhäuser. Metzler mit seiner noch älteren Geschichte, gilt als das Maß der Dinge unter Privatbankiers, auch weil die Bank immer noch in Familienbesitz ist.

    Bei Hauck & Aufhäuser fehlte dagegen in den letzten Jahren die personelle Kontinuität. Sechs Partner haben die Bank in den vergangenen vier Jahren verlassen, nicht nur des Alters wegen, sondern auch im Streit mit dem robusten früheren Sprecher, der erst im September gegangen ist.

    Der "Benjamin" im neuen Partnerkreis, Stephan Rupprecht, gerade erst, im Mai, von der Schweizer UBS gekommen, weicht lächelnd aus, wenn er die Frage nach den vielen Personalwechseln an der Spitze beantworten soll:

    "Hauck und Aufhäuser hat seit 2011 eine klare Strategie entwickelt und verfolgt diese mittel- und langfristig. Was bedeutet das? Dass die Geschäftsleitung den Auftrag von den Gesellschaftern, vom Aufsichtsrat hat, an dieser Strategie festzuhalten, die bewusst für vermögende Kunden maßgeschneidert ist."

    Tatsache ist: Bis 2007 war die Bank rund 30 Millionen Euro Bilanzgewinn gewöhnt. Danach - trotz wachsender Bilanzsumme - sackte diese Größe auf ein Drittel ein. Die Kosten, vor allem für neue Niederlassungen und sicher auch die Abfindungen für die scheidenden Partner, stiegen von rund 80 auf zuletzt 116 Millionen Euro. Nimmt man Stephan Rupprecht beim Wort, kann der Gewinneinbruch an der Finanzkrise kaum gelegen haben:

    "Dadurch, dass Hauck und Aufhäuser seit 200 Jahren in dem Gewerbe tätig ist, lassen wir uns nicht von kurzfristigen Krisen leiten. Ferner ist es so, dass wir auch in der Vergangenheit keine Finanzprodukte angeboten haben, die wir nicht verstanden haben."

    Die BayernLB, die WWK Versicherungen und andere institutionelle Investoren sind raus aus dem Eigentümerkreis. Unternehmer haben die Anteile übernommen: Jürgen Heräus, das langjährige Mitglied im BDI-Präsidium, etwa oder Hans Joachim Langmann, der Chef des Pharmakonzerns Merck, oder Frank Asbeck, der Vorstandsvorsitzende von Solarworld, oder die Eigentümer von "Jägermeister", die Familie Findel-Mast.

    Ein ehemaliger Manager führt nun auch den Aufsichtsrat, nicht der frühere Bundesbankpräsident Hans Tietmeyer, dem eher gemütliches Agieren nachgesagt wird. Über die Kundschaft sagt Partner Rupprecht:

    "Erstaunlicherweise ist das Geld, das uns anvertraut wird von unseren Kunden, sehr stark und sehr oft unternehmerisch geprägt. Was bedeutet das konkret? Ja, es kommt direkt aus Unternehmen oder in der zweiten, dritten oder vierten Generation von unternehmerischen geprägten Haushalten."

    Hereingelassen wird nicht jeder.

    "Der Kunde sollte in der Regel zwischen 500.000 und einer Million Euro an Anlagepotenzial haben."

    Dann kann man an den Porträts von Hauck und Aufhäuser vorbeigehen. Die feineren Besprechungszimmer liegen im vierten Stock.