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Der Doping-Fall Claudia Pechstein geht in die nächste Runde

Die Eisschnelllauf-Wettbewerbe in Vancouver werden einmal mehr vom Fall Claudia Pechstein überschattet. Die wegen Dopings gesperrte fünfmalige Olympiasiegerin hat vor der Ad-hoc-Kammer des Weltsportgerichtshofes CAS ihre Teilnahme am Teamwettbewerb beantragt, der am vorletzten Tag der Winterspiele entschieden wird.

Von Jens Weinreich | 17.02.2010
    Die Ad-hoc-Division des CAS, der auch der Deutsche Rechtsprofessor Ulrich Haas angehört, hat den DOSB und das IOC zu Stellungnahmen aufgefordert. Bis 12 Uhr Ortszeit, 21 Uhr deutscher Zeit, müssen die Schriftstücke vorliegen.

    DOSB-Generaldirektor Michael Vesper:

    "Wir werden heute am Mittwoch unsere Stellungnahme dem CAS zuleiten. fristgemäß natürlich. Und ich gehe davon aus, dass der CAS dann sehr schnell entscheidet. Also entweder noch heute am Mittwoch oder spätestens morgen, am Donnerstag. Ob er das mit einer mündlichen Verhandlung tut oder nicht, das muss er selber entscheiden. Es ist nicht zwingend, dass es dazu kommt. Es kann auch entschieden werden nach Aktenlage. Und die Aktenlage ist ziemlich klar."

    An der Rechtslage hat sich nichts geändert. Der Eislauf-Weltverband ISU hat Pechstein für zwei Jahre gesperrt. Der CAS hat das Urteil bestätigt. Und das Schweizer Bundesgericht hat den Einspruch Pechsteins gegen das Urteil abgewiesen.

    Der Sachverhalt bleibt medizinisch-wissenschaftlich und juristisch umstritten. In Vancouver aber wird der Fall nicht aufgerollt und schon gar nicht aufgearbeitet. Das sieht auch DESG-Präsident Gerd Heinze so, der stets Partei für Claudia Pechstein ergriffen hat:

    "Das Ergebnis ist, dass mit hoher Wahrscheinlichkeit aufgrund der Rechtslage der DOSB und wir keine andere Handlungsweise haben, als die Entscheidung abzuweisen."

    Christian Breuer, Aktivensprecher des DOSB und der DESG, hat Verständnis für Pechstein. Er sagt aber auch, dass ihr Vorgehen, den Start einzuklagen, irritierend wirkt.

    "Es würde eine Unruhe und eine Problematik hier auf dieses Tableau bringen bei Olympischen Spielen, wo ich nicht weiß, ob es der richtige Zeitpunkt ist, solche Probleme aufzugreifen. Aber ich kann völlig verstehen, dass jemand um sein Recht kämpft, und das ist auch das gute recht von Claudia Pechstein, hier um ihre Probleme zu kämpfen."

    DOSB-General Vesper erklärt:

    "Pechstein ist für uns und die Mannschaft kein Thema. Da war die Entscheidung getroffen mit der Nominierung für die Olympiamannschaft, die ja spätestens bis zum 29. Januar erfolgen musste. Und jetzt hat das hier einfach keinen Platz. Jetzt steht der Sport im Vordergrund. Jetzt hat die Mannschaft, haben gerade auch die Eisschnellläuferinnen einen Anspruch darauf, dass man ihre Leistungen würdigt und nicht den ganzen Tag über Pechstein redet."

    Gerade gewann die Berlinerin Jenny Wolf in Richmond eine olympische Silbermedaille. Als Wolf am späten Abend im Deutschen Haus geehrt wurde, standen die Funktionäre in der Ecke und diskutierten - über den Fall Pechstein.