Reuning: Jede Mutter, jeder Vater kennt diese Frage: Sollen wir unser Kind impfen lassen und wenn ja, gegen welche Krankheiten? Denn schließlich ist ja jede Impfung auch mit einem gewissen Risiko verbunden. Oft genug liest man von Komplikationen, die im Nachhinein auftreten. In Deutschland gibt es eine Art TÜV für Impfstoffe, das Paul-Ehrlich-Institut in Langen. Heute hat es Ergebnisse zu Impfrisiken in Berlin vorgestellt. Brigitte Keller-Stanislawski vom Paul-Ehrlich-Institut: Was würden Sie Eltern raten? Sollen sie ihr Kind impfen lassen?
Keller-Stanislawski: Ja, auf jeden Fall sollen Eltern ihre Kinder impfen lassen. Ich kann sagen, ich bin Mutter von vier Kindern, und meine vier Kinder sind natürlich geimpft.
Reuning: Dass aber Komplikationen auftreten können, das zeigen vielleicht auch die Zahlen, die das Paul-Ehrlich-Institut veröffentlicht. Im Jahr 2003 wurden dort über 1000 Verdachtsfälle auf Komplikationen gemeldet. Kann man die Zahl so ganz unter den Tisch fallen lassen?
Keller-Stanislawski: Zunächst muss man unterscheiden zwischen Nebenwirkungen oder Impfkomplikationen und dem Verdacht. Das heißt, jeder Arzt soll ja den Verdacht melden, und der Gesetzgeber hat hier die Meldeschwelle ganz bewusst niedrig angesetzt, um nämlich der Behörde die Möglichkeit zu geben, eben Signale rasch zu erkennen. Also das Motto ist, besser ein falsches Signal erfassen und dann untersuchen, als ein Signal zu verpassen. Bei den Meldungen, vielleicht darf ich das noch hinzufügen, muss man immer differenzieren zwischen kausal und koninzident, das heißt: zeitlich rein zufällig. So werden uns zum einen tatsächliche Nebenwirkungen gemeldet, zum anderen aber auch unerwünschte Ereignisse im zeitlichen Zusammenhang mit Impfungen, die aber auf anderen Ursachen begründet sind.
Reuning: Wie kann man das eine denn immer vom anderen unterscheiden?
Keller-Stanislawski: Das ist eine gute und wichtige Frage. In der Tat hatte ich gesagt, dass die Verdachtsfälle von Meldungen von Impfkomplikationen von uns genutzt werden, dass wir rasch Risikosignale erkennen können. Und die müssen wir dann natürlich mit ganz anderen Methoden als der Spontanberichterstattung abprüfen, und das sind vor allem klinische Studien. Da sind kontrollierte klinische Studien an erster Stelle zu erwähnen, aber auch bei selteneren unerwünschten Ereignissen epidemiologische Untersuchungen, also das heißt, zwei Fall-Kontrollstudien und Kohortenstudien. Und mit diesen Studien kann man dann Häufigkeiten, kann man relative Risiken erkennen.
Reuning: Gibt es denn aus diesen Untersuchungen nun eindeutige Hinweise auf Impfrisiken?
Keller-Stanislawski: Wir wissen zum Beispiel bei dem Masernimpfstoff-Beispiel, dass in einem zu etwa 30.000 Impflingen es zu einer Erniedrigung der Thrombozyten-Zahl im Blut kommen kann, die vorübergehend ist und die meist komplikationslos und rasch wieder abheilt.
Reuning: Thrombozyten, was ist das noch mal genau?
Keller-Stanislawski: Das sind die Blutplättchen, die eine wichtige Funktion im Gerinnungssystem haben. Diese Blutplättchen nehmen in ihrer Zahl in sehr seltenen Fällen nach der Masernimpfung ab, eine sehr vorübergehende Erscheinung. Manchmal kommt es zu kleineren, pünktchenartigen Blutungen, Einblutungen in die Haut. So kann man das feststellen, so genannte Petechien. Also eine sehr, sehr seltene Reaktion. Das Paul-Ehrlich-Institut als zuständige Bundesoberbehörde muss ja eine fortlaufende Nutzen-Risiko-Abwägung vornehmen. Tatsächlich bei den bei uns auf dem Markt befindlichen zugelassenen Impfstoffen überwiegt der Nutzen das Risiko. Und vielleicht darf ich noch sagen, dass bei den modernen Impfstoffen, die wir heute zur Verfügung haben, die bei uns im Verkehr sind, eben Impfkomplikationen sehr selten sind, meist vorübergehend, und Impfkomplikationen mit bleibenden Schäden eine absolute Rarität.
Keller-Stanislawski: Ja, auf jeden Fall sollen Eltern ihre Kinder impfen lassen. Ich kann sagen, ich bin Mutter von vier Kindern, und meine vier Kinder sind natürlich geimpft.
Reuning: Dass aber Komplikationen auftreten können, das zeigen vielleicht auch die Zahlen, die das Paul-Ehrlich-Institut veröffentlicht. Im Jahr 2003 wurden dort über 1000 Verdachtsfälle auf Komplikationen gemeldet. Kann man die Zahl so ganz unter den Tisch fallen lassen?
Keller-Stanislawski: Zunächst muss man unterscheiden zwischen Nebenwirkungen oder Impfkomplikationen und dem Verdacht. Das heißt, jeder Arzt soll ja den Verdacht melden, und der Gesetzgeber hat hier die Meldeschwelle ganz bewusst niedrig angesetzt, um nämlich der Behörde die Möglichkeit zu geben, eben Signale rasch zu erkennen. Also das Motto ist, besser ein falsches Signal erfassen und dann untersuchen, als ein Signal zu verpassen. Bei den Meldungen, vielleicht darf ich das noch hinzufügen, muss man immer differenzieren zwischen kausal und koninzident, das heißt: zeitlich rein zufällig. So werden uns zum einen tatsächliche Nebenwirkungen gemeldet, zum anderen aber auch unerwünschte Ereignisse im zeitlichen Zusammenhang mit Impfungen, die aber auf anderen Ursachen begründet sind.
Reuning: Wie kann man das eine denn immer vom anderen unterscheiden?
Keller-Stanislawski: Das ist eine gute und wichtige Frage. In der Tat hatte ich gesagt, dass die Verdachtsfälle von Meldungen von Impfkomplikationen von uns genutzt werden, dass wir rasch Risikosignale erkennen können. Und die müssen wir dann natürlich mit ganz anderen Methoden als der Spontanberichterstattung abprüfen, und das sind vor allem klinische Studien. Da sind kontrollierte klinische Studien an erster Stelle zu erwähnen, aber auch bei selteneren unerwünschten Ereignissen epidemiologische Untersuchungen, also das heißt, zwei Fall-Kontrollstudien und Kohortenstudien. Und mit diesen Studien kann man dann Häufigkeiten, kann man relative Risiken erkennen.
Reuning: Gibt es denn aus diesen Untersuchungen nun eindeutige Hinweise auf Impfrisiken?
Keller-Stanislawski: Wir wissen zum Beispiel bei dem Masernimpfstoff-Beispiel, dass in einem zu etwa 30.000 Impflingen es zu einer Erniedrigung der Thrombozyten-Zahl im Blut kommen kann, die vorübergehend ist und die meist komplikationslos und rasch wieder abheilt.
Reuning: Thrombozyten, was ist das noch mal genau?
Keller-Stanislawski: Das sind die Blutplättchen, die eine wichtige Funktion im Gerinnungssystem haben. Diese Blutplättchen nehmen in ihrer Zahl in sehr seltenen Fällen nach der Masernimpfung ab, eine sehr vorübergehende Erscheinung. Manchmal kommt es zu kleineren, pünktchenartigen Blutungen, Einblutungen in die Haut. So kann man das feststellen, so genannte Petechien. Also eine sehr, sehr seltene Reaktion. Das Paul-Ehrlich-Institut als zuständige Bundesoberbehörde muss ja eine fortlaufende Nutzen-Risiko-Abwägung vornehmen. Tatsächlich bei den bei uns auf dem Markt befindlichen zugelassenen Impfstoffen überwiegt der Nutzen das Risiko. Und vielleicht darf ich noch sagen, dass bei den modernen Impfstoffen, die wir heute zur Verfügung haben, die bei uns im Verkehr sind, eben Impfkomplikationen sehr selten sind, meist vorübergehend, und Impfkomplikationen mit bleibenden Schäden eine absolute Rarität.