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"Der Führer spricht..."

Ein Radiogerät mit nur zwei Programmen - das war im Dritten Reich der "Volksempfänger". Vorgestellt wurde der einfach zu bedienende und preiswerte Apparat zur Eröffnung der zehnten Berliner Funkausstellung 1933. Die Nationalsozialisten erkannten schnell, welches Propagandainstrument das Radio sein kann.

Von Katja Barton |
    So klang die vermeintliche Live-Reportage vom Fackelzug der SA am 30. Januar 1933, dem Tag der Machtübernahme. Tatsächlich war die Übertragung eine wohldurchdachte Inszenierung der neuen Machthaber. Denn die Nationalsozialisten sahen im Rundfunk ihr wichtigstes Propagandamittel.

    "Ich halte den Rundfunk für das allermodernste und für das allerwichtigste Massenbeeinflussungsinstrument, was es überhaupt gibt."

    Dieses Massenbeeinflussungsinstrument wollte Reichspropagandaminister Goebbels so rasch wie möglich in alle deutschen Haushalte bringen. Doch Radiogeräte waren für den Durchschnittsverdiener unerschwinglich. Ein billiges Massenprodukt musste her. Das Regime beauftragte die 28 deutschen Radioherstellerfirmen, einen billigen Volksempfänger auf den Markt zu bringen. Pünktlich zur Eröffnung der Funkausstellung am 18. August 1933 war es soweit: man präsentierte ein quaderförmiges Radiogerät mit Bakelit- oder Holzgehäuse, integriertem Lautsprecher und drei Drehknöpfen: der VE 301, wobei die Abkürzung VE für "Volksempfänger", 301 für den Tag der Machtübernahme der Nationalsozialisten stand.

    76 Reichsmark kostete der VE 301, immer noch gut die Hälfte eines durchschnittlichen Monatslohns. Trotzdem wurde der Volksempfänger ein durchschlagener Erfolg: Allein 100.000 Geräte wurden an den ersten beiden Messetagen verkauft. Später kam zum Großgerät der noch billigere deutsche Kleinempfänger, die sogenannte Goebbelsschnauze. Bis 1939 standen insgesamt 12,5 Millionen Geräte in den deutschen Wohnzimmern. Neben der nationalsozialistischen Propaganda machten von Anfang an auch Unterhaltungssendungen einen großen Teil des Programms aus. So sang im "Wunschkonzert für die Wehrmacht" der Münchener Komiker Weiß Ferdl.

    Empfangen konnte man mit dem Volksempfänger auf Mittelwelle den jeweiligen Bezirksender, auf Langwelle den Deutschlandsender. Der Kurzwellenempfang war bewusst nicht vorgesehen. Damit sollte das Abhören ausländischer Sender erschwert werden, das mit Kriegsbeginn verboten wurde. Wie viele Deutsche trotzdem den deutschen Dienst der BBC oder Radio Moskau hörten, ist nicht bekannt. Und auch die Verbreitung von Luci Mannheims Persiflage auf den bekanntesten deutschen Kriegsschlager ist ungewiss.