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Der Gasmarkt

Der Energiemarkt in Europa befindet sich in einer epochalen Umbruchphase. Durch die Vorgaben der Europäischen Union fallen von Skandinavien bis Sizilien überall die Monopole. Am weitesten geöffnet wurde der Strommarkt in der Bundesrepublik Deutschland. Im Gegensatz zu Frankreich sind hier die alten Gebietsmonopole bereits komplett gefallen. Der Wettbewerb hat die Preise für Strom teilweise um dreißig Prozent und mehr gesenkt. Jeder Kunde kann sich seinen Stromlieferanten selbst aussuchen.

Volker Siefert |
    Dasselbe gilt prinzipiell auch für den deutschen Gas-Markt. Aber hier köchelt der Wettbewerb noch auf kleiner Flamme. Günter Waschke vom Bundeswirtschaftsministerium erklärt, warum der Wettbewerb beim Gas dennoch auf sich warten lässt.

    "Zunächst einmal sind beide Richtlinien vergleichbar, weil sie zum Ziel haben die Öffnung der Netze für Dritte. Jeder Besitzer einer Stromleitung oder einer Gasleitung muss verpflichtet werden anderen den Transport zu ermöglichen. Unter bestimmten Bedingungen darf er natürlich auch mal nein sagen, aber genau das ist das Problem. Beim Strom ist die Richtlinie endgültig in nationales Recht umgesetzt. Die Gasrichtlinie muss erst zum August 2000 umgesetzt werden."

    Wie beim Strom setzt Bundeswirtschaftsminister Werner Müller darauf, dass sich die ehemaligen Monopolisten und die industriellen Abnehmer von Gas untereinander über die Durchleitungstarife einigen. Seit Monaten verhandeln die Verbände der Gaswirtschaft und der kommunalen Unternehmen mit den Verbänden der industriellen Gasnutzer und dem BDI über den Zugang zu den Gasleitungen. Die Beteiligten haben dabei absolutes Stillschweigen vereinbart. Sie scheuen eine öffentliche Debatte über das Ende der Monopole. Noch einmal Günter Waschke vom Bundeswirtschaftsministerium:

    "Die Möglichkeit besteht. Der Gesetzgeber kann eine Regulierungsbehörde einsetzen und benutzt dies auch als Droh-mittel, das ist allen Beteiligten klar, wenn ihr es nicht schafft, müssen wir es machen. Bisher musste diese Karte noch nicht gezogen werden. Minister Müller hat expressis verbis gefragt: soll ich den Moderator spielen? Die Gas-Wirtschaft hat nein gesagt. Das brauchen wir nicht. Es kann sein, dass wir Ende des Jahres zu ihnen kommen und noch Fragen zu klären haben . Aber im Moment nicht."

    Knackpunkt bei der Verbändevereinbarung ist das Verhalten der Ruhrgas AG. Der mit Abstand größte deutsche Gasimporteur verfügt über einen Marktanteil von sechzig Prozent des gesamten deutschen Erdgasgeschäfts. Anders als im Strommarkt, wo vor der Liberalisierung acht große Verbundunternehmen etwa 80 Prozent des Stroms erzeugt haben, gibt es mit der Ruhrgas einen dominanten Player.

    Ruhrgas, eine Aktiengesellschaft mit Sitz in Essen, tut alles, um nach außen den Anschein zu erwecken, ein traditionsreiches Unternehmen der Montanindustrie zu sein. Der Gesellschaftsvertrag gehört zu den am besten gehüteten Geheimnissen der deutschen Wirtschaft. In dem Geschäftsbericht findet man nur verdeckte Hinweise auf die Mehrheitseigner Shell, BP, Esso und Mobil. Einer der wenigen Institutionen, die über die Verflechtung der Öl- und Gas-Wirtschaft Auskunft geben können, ist das Energiewirtschaftliche Institut der Universität zu Köln. Thomas Schuppe ist dort zuständig für den Gasmarkt.

    "Wenn man sich die Kapitalverflechtungen in der Gaswirtschaft anschaut, sieht man ziemlich schnell, dass auch in diesem Bereich die Ruhrgas sehr dominant ist. Egal ob man sich die Beteiligung nach oben anschaut. Nach oben sieht man ziemlich schnell, dass die großen Öl und Gasproduzenten in die nach gelagerten Verteilungsstrukturen integriert sind. Das sind Shell, BP, Esso und Mobil. Die besitzen auch große Anteile an der Ruhrgas AG. Und sieht man sich die Anteile an, die die Ruhrgas an den untergeordneten Verteilern hat, stellt man fest, dass die Ruhrgas an einer Vielzahl der 18 regionalen Verteiler bedeutende Anteile besitzt."

    Durch die enge Verflechtung der meisten am Gasgeschäft beteiligten Firmen war der deutsche Markt bislang ein sehr gewinnbringendes Geschäftsfeld. Nach einer Statistik der Europäischen Union liegen die Gaspreise hierzulande 20 Prozent über dem europäischen Durchschnitt. Profitiert habe davon vor allem die Ruhrgas und die ihr nachgeordneten Verteiler - nicht zuletzt die kommunalen Unternehmen. Experten rechnen damit, dass durch den Wettbewerb die Preise auf dem deutschen Gasmarkt auf europäisches Niveau sinken werden. Arno Peters, Vorsitzender des Bundes der Energieverbraucher, hält noch weitergehende Preissenkungen für möglich und wünschenswert:

    "Wir beobachten, dass die Preise auf dem Gasmarkt um ein vielfaches überhöht sind. Die Kosten für den Transport und für die Letztverteilung stehen in keinem Verhältnis zu den Kosten für den Verbraucher. Das Preissenkungs-potential im Wettbewerb sehen wir deshalb deutlich höher als die erwähnten zwanzig bis dreißig Prozent."

    Bei den Gasunternehmen und ihrem Verband hält man sich bedeckt. Solange die Verhandlungen zur Verbändevereinbarung noch nicht abgeschlossen sind, gibt man gegenüber den Medien keine Auskünfte über mögliche Preissenkungen im Wettbewerb. Es wiederholt sich ein Vorgang, der auch beim Strommarkt zu beobachten war: Es werden Gründe in der Öffentlichkeit gestreut, die darlegen sollen, warum der Wettbewerb nicht zu drastischen Preissenkungen führen wird. Anders als beim Strom gäbe es bei Erdgas kein Überangebot, ist da zum Beispiel zu hören. Dieter Wolf, der scheidende Präsidenten des Bundeskartellamtes, lässt dieses Argument allerdings nicht gelten:

    "Ich kann nicht sehen, dass wir einen Mangel an Angebot in Mitteleuropa haben. Dass die Preise niedriger sein könnten, mag ja sein. Solange Gas noch abgefackelt wird, wie das in vielen Ländern noch der Fall ist, kann man nicht an Knappheit leiden. Ich will mich auch gar nicht auf diese Argumente einlassen. Wenn die heutige Gasnachfrage einem knappen Angebot ausgesetzt wäre, dann würden die Preise hoch gesetzt. Das hat nichts mit der Liberalisierung zu tun."

    Ein weiteres Argument der Gaswirtschaft gegen die schnelle Öffnung des Marktes ist die Schwierigkeit der physikalischen Durchleitung von Gas durch Netze unterschiedlicher Betreiber. Der Blick über den Atlantik widerlegt diese These: Die Durchleitung von Gas gehört auf dem seit langem liberalisierten Markt der USA längst zum Alltags-Geschäft der beteiligten Firmen. Gerhard Greiner vom Geo-Forschungszentrum Potsdam war lange Zeit für ein deutsches Gasunternehmen in Nordamerika tätig. Der Geophysiker kennt die dortigen Gepflogenheiten aus eigener Anschauung:

    "Es hat am Anfang auch großes Geschrei gegeben als die Durchleitungsmonopole geknackt wurden, aber inzwischen gibt es sehr gute staatliche Regelungen und praktisch in gegenseitigem Einvernehmen aller findet die Durchleitung statt. Natürlich müssen die Kosten für die Investitionen wieder rein kommen, das ist schon klar."

    Noch eine Änderung auf dem Gasmarkt steht nach Meinung vieler Experten bevor: Die Ölpreisbindung wird im liberalisierten Energiemarkt nicht lange Bestand haben. Bislang ist es so, dass der Gaspreis mit einer Verzögerung von einem halben Jahr dem des Erdöls folgt. Zur Zeit bekommen das die Gaskunden drastisch zu spüren. Der Preisanstieg beim Öl - hervorgerufen durch die gedrosselte Förderung der OPEC-Staaten - schlägt auf die Gaspreise in diesem Winter durch.

    Mit der Ölpreisbindung wollten die Gasfirmen bislang ihre Investitionen für die Pipelines vor einem harten Wettbewerb mit dem Öl schützen. Doch die Dynamik auf dem Strom-Markt dürfte dazu führen, dass dieser alte Zopf bald abgeschnitten wird, meint zumindest Bernd Schutt vom Verband der Industriellen Energie- und Kraftwirtschaft.

    "Es gibt ernsthafte Diskussionen, dass Erdgas anders bewertet werden muss, weil seine Bedeutung am Gesamtenergiemarkt wächst. Es erfährt vermehrt Eingang in die Stromwirtschaft zu Ungunsten von Kohle, Atom und Öl. Wenn Erdgas gegenüber diesen Energieträgern weiter seine Position ausbauen will, muss es zum einen den Wettbewerb Erdgas zu Erdgas aufnehmen, aber auch den Wettbewerb zu den anderen Energieträgern. Erdgas wird sich hinsichtlich der Preise auf dem Strommarkt messen lassen müssen."

    Der gesamten Energiemarkt wird neu aufgeteilt. Die in der Monopolzeit gewachsenen Strukturen verschwinden zu Gunsten größerer Einheiten. Dieser Prozess fängt bei den Stadtwerken an, die entweder fusionieren oder sich zu Einkaufsgemeinschaften zusammenschließen, und geht bis hinauf zu den großen Verbundunternehmen. Das Fusions-Karussell dreht sich so schnell wie noch nie.

    Gleichzeitig sehen sich die Energie-Konzerne gezwungen, Überkapazitäten abzubauen. Pläne für neue Kraftwerke werden auf Eis gelegt. Jüngstes Beispiel: Der Essener Energie-Riese RWE versuchte sich in den letzten Wochen von dem umstrittenen Braunkohletagebau Garzweiler II zu verabschieden. In einem Brief an den nordrhein-westfälischen Ministerpräsidenten Wolfgang Clement kündigte die Konzernspitze an, das Projekt auf den Prüfstand zu stellen, wenn die Bundesregierung ihr Vorhaben verwirklicht und neue Gaskraftwerke mit einem hohen Wirkungsgrad von der Ökosteuer befreit.

    Die Kohle-Lobby im größten Bundesland sah ihre Felle davon schwimmen. Mehrere tausend Gewerkschafter und Arbeiter demonstrierten in Köln vor der SPD-Regionalkonferenz. Der nordrhein-westfälische Ministerpräsidenten Wolfgang Clement kündigte seine Stimmenthaltung im Bundesrat bei der Abstimmung gegen die Ökosteuer an. Bundeskanzler Gerhard Schröder reagierte beschwichtigend auf den Protest aus dem größten Bundesland, in dem im Frühjahr ein neuer Landtag gewählt wird.

    "Es ist so, dass bei den Beratungen einer steuerlichen Privilegierung dieser GuD-Kraftwerke - einer hoch interessante Technologie, die im übrigen auch exportierbar ist, diskutiert worden, ob das eine Verzerrung der Wettbewerbschancen gegenüber der Braunkohle sei. Wir sind davon ausgegangen, dass das nicht der Fall sei. Es gibt andere Stimmen. Nun wird man sehen, ob man und in welchem Verfahren man eine vernünftige Lösung findet."

    Der Kompromiss der nun gefunden wurde, sieht vor, dass neue hoch-effiziente Gaskraftwerke nur dann von der Öko-Steuer befreit werden, wenn sie bis Ende März 2003 in Betrieb gehen. Damit kommt - wegen der langen Planungs-Phasen maximal ein Gaskraftwerk in den Genus der Steuerbegünstigung. Wolfgang Clement zeigte sich nach der Entscheidung zufrieden:

    "Deshalb betrachte ich dies aus dem Zufall eines solchen Konflikts als einen außerordentlichen Fortschritt für die Energiepolitik der Bundesregierung und auch des Landes Nordrhein-Westfalen. Was hier hinzugekommen ist, um Solarstrom und KWK-Anlagen zu fördern, ist für uns geradezu ideal. Es ist ernst, dass ich darüber sehr glücklich bin."

    Tatsache ist, dass die Ökosteuer-Befreiung von der Sache her gerechtfertigt ist. Keine fossiler Energieträger kann so effizient ausgenutzt werden, wie Erdgas in einem Gas- und Dampfkraftwerk, kurz GuD. Der durchschnittliche Wirkungsgrad aller bestehenden Kraftwerke in der Bundesrepublik beträgt 35 Prozent. GuD-Kraftwerke erreichen schon heute einen Wirkungsgrad von bis zu 58 Prozent. Gerhard Greiner vom Geoforschungszentrum Potsdam über die Belastung der Atmosphäre durch das klimawirksame Treibhausgas CO 2 bei Gas verglichen mit Steinkohle.

    "Es ist so, dass man beim Umstieg von Steinkohle auf Erdgas etwa vierzig Prozent der Emissionen an CO 2 einsparen kann. Vierzig Prozent ist eine Menge. Statt 2,3 Tonnen nur 1,3 Tonnen bei gleicher Wärmemenge wie bei einer Tonne Steinkohle. Das kann sich sehen lassen."

    Auch Martin Cames vom Öko-Institut in Berlin geht davon aus, dass Gas unter allen fossilen Brennstoffen der umweltfreundlichste ist:

    "Es kursieren Angaben über sehr hohe Verluste beim Gas auf den Transportstrecken, die wie wir wissen nicht zutreffen. Wir haben nach eigenen Recherchen und Angaben der Gazprom festgestellt, dass die Verluste auf den Transportstrecken nach Mitteleuropa sehr gering sind, wohingegen die Verluste in dem innerrussischen Verteilsystem sehr groß sind. Doch diese Verluste dürfen unserer Meinung nach nicht dem hierzulande angerechnet werden."

    Der Energiemarkt wird im Zuge der Liberalisierung völlig neu geordnet. Erdgas wird dabei nicht zuletzt unter Umweltaspekten eine wachsende Rolle spielen. Gleichzeitig werden die großen Energieversorger ihre Angebotspalette neu ausrichten. Im Mittelpunkt dieses Ansatzes steht das neue Schlagwort der gesamten Versorgungswirtschaft: multi-utility. Ein Unternehmen bietet nicht nur Strom an, sondern auch Gas, Wärme und Wasser.

    Vorreiter dieses Trends ist die RWE, die sich durch gezielte Zukäufe auch im Gasmarkt besser positionieren will. Sie hat sich mit fünfzig Prozent an der Thyssen-Gas beteiligt und wird mit der VEW-Energie auch mit einem großen Gasverteiler fusionieren. Weitere Beteiligungen an kommunalen Gasversorgern in Berlin und Düsseldorf sind geplant. Ziel ist es, neben Strom auch Gas und später auch Wasser aus einer Hand zu bieten. Wie der Kunde davon profitieren könnte, erklärt Thomas Schuppe vom Energie-wirtschaftlichen Institut Köln.

    "Der multi-utility Ansatz bringt ihm, dass er über die Größe der Unternehmen verbilligt Energie beziehen kann. Dass er von der Größe des Unternehmens profitieren kann. Das heißt er kann von der RWE irgendwann Strom und Erdgas kaufen und wird dadurch Vergünstigungen erzielen und braucht nicht mehr wie bisher von verschiedenen Anbietern kaufen."

    Die Bedeutung von Erdgas als Energieträger wird dabei weiter zunehmen. Schon heute hat es am gesamten Energie-Markt einen Anteil von zwanzig Prozent. Auf dem Wärme-Markt sind es vierzig Prozent. Und neue Einfamilienhäuser werden heute sogar zu siebzig Prozent mit Gasheizungen ausgestattet.

    Experten sprechen bereits von Erdgas als dem wichtigsten Energieträger des kommenden Jahrhunderts. Die weltweiten Gasressourcen reichen nach bisherigem Kenntnisstand noch für mindestens sechzig bis achtzig Jahre. Dabei unberücksichtigt sind die sogenannten Gashydrate, eine Verbindung von Wasser und Methan, die sich an den Kontinentalrändern abgelagert haben. Geologen haben die Gashydrate in jüngster Zeit verstärkt unter die Lupe genommen. Ihre Prognosen besagen: Könnte nur ein Prozent der Gashydrate erschlossen werden, würde sich über Nacht die Erdgasmenge verdoppeln.

    Doch auch ohne diese schlummernde Energiereserve wird Gas eine wachsende Bedeutung haben. Die geographische und wirtschaftliche Position Deutschlands könnte dabei kaum günstiger sein, um am kommenden Boom teilzunehmen. Alle Erdgas-Pipelines in Europa verdichten sich in Mitteleuropa zu einem engmaschigen Netz. Von den niederländischen und norwegischen Erdgasfeldern der Nordsee bis zu den größten der Welt in Sibirien führen alle wichtigen Erd-Gasleitungen in die Bundesrepublik. Gerade vor wenigen Wochen hat der zweitgrößte deutsche Gasversorger, die Wingas, ein wichtiges Teilstück einer Pipeline auf die westsibirische Jamal-Halbinsel bei Frankfurt an der Oder fertiggestellt.

    In zunehmenden Maße könnte sich diese Situation zu einem handfesten Wettbewerbsvorteil vor allem gegenüber den USA entwickeln. Denn in den nächsten fünf bis zehn Jahren gehen dort die eigenen Vorräte zur Neige. Die Vereinigten Staaten sind mit einer Fördermenge von 23 Prozent am Weltmarkt nach Rußland zwar noch immer der zweitgrößte Förderer von Erdgas, aber die USA verfügen nur noch über etwa drei Prozent der Vorkommen, während in den GUS-Staaten vierzig Prozent der Weltvorräte vermutet werden.

    Die Versorgungssicherheit dürfte in Europa demnach gesichert sein. Die weit verbreitete Angst davor, dass Russland aus politischen Gründen irgendwann den Gashahn zudreht, kann dabei als übertrieben vernachlässigt werden. Selbst während des kältesten kalten Kriegs in den siebziger und achtziger Jahren achteten die Machthaber in Moskau stets darauf, dass genug Gas durch ihre Pipelines in den Westen gepumpt wurde, um an die so dringend benötigten Devisen zu kommen. Selbst wenn es aus politischen Gründen zu einzelnen Lieferausfällen käme, könnten die angesichts der Vielzahl von Anbietern schnell ausgeglichen werden. Gerhard Greiner vom Geoforschungszentrum Potsdam:

    "Für Deutschland wird Nordafrika immer wichtiger. Libyen hat sehr große Vorkommen, aber vor allem Algerien wird in der Zukunft eine wachsende Rolle spielen. Eine Pipeline von Nordafrika nach Sizilien wurden gerade fertig stellt und eine andere unter der Straße von Gibraltar nach Spanien und weiter nach Frankreich verlegt, so dass man nun eine Ringleitung um das ganze Mittelmeer herum hat. Wir werden auf ein Verbundsystem in ganz Europa hinsteuern, ähnlich wie beim Strom, wo die Schweden für Sizilien Strom herstellen, wenn es nötig wird oder umgekehrt."

    Letztendlich wird für den Wettbewerb auf dem deutschen Gasmarkt eine Frage entscheidend sein: Wie verhalten sich die Erzeugerstaaten? Werden sie weiterhin die deutschen Kunden über Verteiler wie die Ruhrgas beliefern? Oder werden sie es in absehbarer Zeit vorziehen, mit direkten Angeboten an den deutschen Markt zu gehen?

    Noch ist es zu früh für eine Prognose. Aber eine Untersuchung des Energiewirtschaftlichen Institutes in Köln ergab zumindest erste Hinweise auf einen raschen Wettbewerb in Europa. Danach wurden in den meisten europäischen Ländern die Vorgaben der EU zur Öffnung des Marktes bereits wenige Monate nach Inkrafttreten der Richtlinie stärker erfüllt als vorgeschrieben.

    Link: (Volker Siefert: Stadtwerke in Not - Der Strommarkt in Bewegung (27.9.99)==>/cgi-bin/es/neu-hintergrund/126.html)