Obwohl mit der personalen Identität von Autor und Held das autobiographische Moment ins Auge springt, kann man getrost von einer literarischen Konstruktion ausgehen. Im Roman spiegelt sich die Franco-Ära wie durch einen Polarisationsfilter wider, weil sich der Alternativentwurf dieses Haushalts allen Schemen von Macht und Kontrolle entzieht, aber dennoch ein Männermodell bleibt. Als ausgewiesener Frauenheld und Gesetzesbrecher lebt Onkel Tom das Modell Filou, während der homosexuelle Ramon außerhalb aller Rollenmuster autoritärer Gesellschaften steht. Genau dies macht vermutlich den heimischen Erfolg des Buches aus, den man hierzulande kaum nachvollziehen kann. Denn "Der Große Tag" ist ein inhomogenes Stückwerk, ein lose zusammengeheftetes Erinnerungspuzzle ohne Adhäsionskräfte. Mal fließt der - oft holpernde - Text träge dahin, dann wieder springt er über riesige Zeiträume hinweg. Über weite Strecken hat man das Gefühl, es handle sich atmosphärisch und sprachlich um ein Genrebild aus dem späten 19. Jahrhundert, außerhalb der konstruktiven Ebene ist der Franco-Faschismus nämlich vollkommen abwesend. Solche Rechtfertigungsliteratur - da hat es etwas gegeben, aber man war daran nicht beteiligt und kennt eigentlich auch niemanden, der daran beteiligt gewesen sein soll - prägte in Deutschland die fünfziger Jahre, und es ist seltsam, daß fünfundzwanzig Jahre nach dem Ende der Francodiktatur noch derart harmlose Plaudereien Resonanz finden. Vielleicht eines der wenigen belletristischen Werke, die von Männern mehr gelesen werden als von Frauen. Die nämlich kommen nur als Prostituierte und Ehebrecherinnen vor - kein sonderlich attraktives Lektüreversprechen.
Der große Tag
Jungen, das weiß die Erziehungswissenschaft seit langem, sind nicht nur äußerlich anders als Mädchen. Im Säuglingsalter machen sie mehr Probleme, sind anfälliger für Krankheiten und hängen länger an Mutters Rockzipfeln als ihre Schwestern. Irgendwann vollzieht sich ein dramatischer Schnitt, und der Vater - das künftige Rollenvorbild - tritt ins Leben des kleinen Mannes. Sollte er jedenfalls, wenn der Junge nicht das Pech hat, in einem jener väterverweigernden Haushalte aufzuwachsen, wie sie seit zwanzig Jahren immer mehr in Mode gekommen sind. Die daraus entsprießenden Muttersöhne leiden unter einem Hang zum diktatorischen Machismo und bringen selten Gutes über die Welt. So jedenfalls sah es Volker Elis Pilgrim vor zwei Dekaden und fand erhebliche Resonanz für seine Faschismustheorie aus dem Geist der Familienanalyse.
Obwohl mit der personalen Identität von Autor und Held das autobiographische Moment ins Auge springt, kann man getrost von einer literarischen Konstruktion ausgehen. Im Roman spiegelt sich die Franco-Ära wie durch einen Polarisationsfilter wider, weil sich der Alternativentwurf dieses Haushalts allen Schemen von Macht und Kontrolle entzieht, aber dennoch ein Männermodell bleibt. Als ausgewiesener Frauenheld und Gesetzesbrecher lebt Onkel Tom das Modell Filou, während der homosexuelle Ramon außerhalb aller Rollenmuster autoritärer Gesellschaften steht. Genau dies macht vermutlich den heimischen Erfolg des Buches aus, den man hierzulande kaum nachvollziehen kann. Denn "Der Große Tag" ist ein inhomogenes Stückwerk, ein lose zusammengeheftetes Erinnerungspuzzle ohne Adhäsionskräfte. Mal fließt der - oft holpernde - Text träge dahin, dann wieder springt er über riesige Zeiträume hinweg. Über weite Strecken hat man das Gefühl, es handle sich atmosphärisch und sprachlich um ein Genrebild aus dem späten 19. Jahrhundert, außerhalb der konstruktiven Ebene ist der Franco-Faschismus nämlich vollkommen abwesend. Solche Rechtfertigungsliteratur - da hat es etwas gegeben, aber man war daran nicht beteiligt und kennt eigentlich auch niemanden, der daran beteiligt gewesen sein soll - prägte in Deutschland die fünfziger Jahre, und es ist seltsam, daß fünfundzwanzig Jahre nach dem Ende der Francodiktatur noch derart harmlose Plaudereien Resonanz finden. Vielleicht eines der wenigen belletristischen Werke, die von Männern mehr gelesen werden als von Frauen. Die nämlich kommen nur als Prostituierte und Ehebrecherinnen vor - kein sonderlich attraktives Lektüreversprechen.