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Der Gute unter dem Horizont

Gegen 23 Uhr können Sie ganz tief am südlichen Abendhimmel einen seltenen Gast begrüßen: das Sternbild Zentaur, zumindest seine nördlichsten Teile. Der Zentaur ist auf der Südhalbkugel eine der dominierenden Figuren am Firmament. Bei uns blinzelt dagegen nur ein kleiner Teil kurz über den Horizont.

Von Dirk Lorenzen |
    In der griechischen Mythologie waren die Zentauren Mischwesen aus Pferd und Mensch. Sie galten als wild und gewalttätig. Lediglich Chiron ragte aus der Zentauren-Gruppe heraus. Er war sehr gebildet, gerecht und weise. Die Götter hatten ihm die Erziehung von Achill, Jason und Asklepios übertragen.

    Als einst Herakles die Zentauren wegen eines Streits verfolgte, traf unglücklicherweise ein vergifteter Pfeil den völlig unbeteiligten Chiron ins Knie. Herakles eilte ihm zu Hilfe, doch es war zu spät. Als Sohn des Titanenkönigs Kronos war er unsterblich - und somit zu ewigem Leiden verdammt.

    Er bat Zeus, seine Unsterblichkeit auf Prometheus zu übertragen, um ihm die endlosen Qualen zu ersparen. Zeus willigte ein und Chiron konnte sterben. Als Anerkennung seiner vielen guten Taten wurde er an den Himmel versetzt. Dort leuchtet er noch heute.

    Für die Astronomen ist dieses Sternbild im Wortsinne der gute Mensch von nebenan. Denn im Zentauren befindet sich Alpha Centauri, das nächste Nachbarsystem der Sonne - in einem Abstand von vier Lichtjahren.

    Könnten Sie heute Abend etwa zwei Handspannen weit unter den Südhorizont blicken, so bekämen Sie unsere kosmischen Nachbarn zu Gesicht. Doch diese Sterne bleiben ebenso wie der größte Teil des so edlen Zentauren unseren Blicken verborgen.

    Informationen zum Sternbild Zentaur

    Zum mythologischen Hintergrund des Zentaur