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Der Indie-Cellist
Soundtüftler mit Exotenbonus

Lukas Lauermann ist ein viel beschäftigter Musiker in der Wiener Bandszene. Regelmäßig begleitet er den Liedermacher Nino aus Wien und gestaltet den Sound von Lesungen oder Theaterproduktionen. Looprecorder und Laptop hat er oft dabei, doch die Klänge erzeugt sein Cello.

Von Paul Lohberger | 26.10.2017
    Der österreichische Cellist und Klanggestalter Lukas Lauermann.
    Der österreichische Cellist und Klanggestalter Lukas Lauermann. (Georg Cizek-Graf)
    Ein Platz in einem Orchester war nie sein Ziel, dafür improvisiert Lukas Lauermann viel zu gern – dazu gehört auch der experimentelle Einsatz seines Instruments. Auf seinem Soloalbum lässt er "die großen Räume daneben" akustische Gestalt annehmen.
    "Auf meinem Album war das schon so ein Hintergedanke auch, den ich verfolgt hab, dass ich möglichst ausreizen wollte, was man mit dem Cello klanglich anstellen kann – so sin auch verschiedene Arten von Stücken entstanden. Da sind zum Beispiel die sterile pressions, die improvisatorisch sind und viel mit Effektgeräten arbeiten, und mit Delay, Verzerrer und Loop Geräten. Also da gibt's auch ein ganz perkussives Stück dabei, wo ich nur auf verschiedene Stellen vom Corpus klopfe, die unterschiedlich klingen dann."
    Erste Erfahrungen an der Gitarre
    Geboren 1985 als Sohn eines Komponisten, sammelte Lukas Lauermann in seiner Teenagerzeit erste Banderfahrung als Gitarrist – kehrte dann aber zurück zum Cello.
    "Vom Gitarre Spielen kommt vielleicht die Idee der Effektpedale, weil das die gleichen sind wie bei Gitarren. Ja, das Cello hat einen großen Klangkörper und ein weites Spektrum, darum funktionieren so Sachen recht gut wie eine Oktav drunter dazugeben mit einem Pedal, das macht einfach einen dicken Sound."
    Dass ein Cellist Theater und Lesungen begleitet, und dass er in Crossover Ensembles mitwirkt, scheint nicht so ungewöhnlich. Bekannt wurde Lukas Lauermann aber vor über zehn Jahren mit der folk-inspirierten Indie Band A Life A Song A Cigarette.
    "Das Cello bringt was Ernsthaftes hinein"
    Dadurch bekam er seinen fixen Platz in der progressiven Wiener Popszene zum Beispiel bei der kunstaffinen Soap & Skin. Ein aktuelles Lieblingsstück, bei dem Lukas Lauermann mitgewirkt hat, kommt vom Songwriter Nino aus Wien.
    "Da gab es schon eine Line, die hab ich einerseits unterstützt und dann dazu improvisiert. Das ist klassischer Cello Sound."
    Im Beisl Milieu, mit dem sich Teile der Wiener Szene gern assoziieren, kann sich Lukas Lauermann gut eingliedern. Sein Cello Kasten ist bunt beklebt wie ein Gitarrenkoffer. Schief angeschaut oder gar angefeindet wurde er noch nie, wenn er in Rockclubs sein Instrument auspackte.
    "Ich merke, dass sehr viele Cello als Klang irrsinnig gern haben, aber selten eines sehen, weil sie nicht in klassische Konzerte gehen – dann sind sie froh, wenn sie hautnah bei einem Popkonzert eines erleben. Viele empfinden es als Bereicherung, es bringt auch was Ernsthaftes hinein."
    Im Vergleich zur Musik der Ensembles, bei denen Lukas Lauermann mitspielt, wirkt das Solomaterial abstrakt – eher wie elektronische Soundscapes, nur wärmer, durch den Klang des Cellos. Dieser Klang bestimmt die Räume seiner Musik.
    Manchmal braucht es dazu zwei Bögen