Die Arbeit hat sich schon etwas verändert. Jetzt haben wir vor allem Geschäftsleute. Toulouse ist eine Geschäftsstadt. In Toulouse ist durch die Luftfahrttechnik inzwischen fast ganz Europa vertreten, mit vielen Deutschen, vielen Engländern, Spaniern und Italienern aber auch mit Amerikanern, Toulouse ist jetzt eine weltbekannte Stadt mit Airbus.
Wenn Bruno Turela über seine Stadt erzählt, tut er das mit einem gewissen Stolz. Als er anfing Leute hier durch die Straßen zu chauffieren, war Toulouse im Ausland so gut wie unbekannt. Inzwischen spricht man über Toulouse in der ganzen Welt. Vor allem seitdem klar ist, dass der doppelstöckige Superairbus A 380 aus der südfranzösischen Stadt kommen wird. Peter Lagemann, ein Deutscher Airbus-Ingenieur, hat ebenfalls vor rund 20 Jahren begonnen, hier zu arbeiten.
Ich war das erste mal 1978 hier da war es ein Provinznest, 1982 hatte es sich schon etwas verbessert aber war noch keine Großstadt. Das hat sich inzwischen radikal verbessert, Infrastruktur, kulturell, und mehr und mehr ist Toulouse das europäische Zentrum für Luft- und Raumfahrtechnik, hat sich enorm entwickelt.
Das Luftfahrtzentrum liegt etwas außerhalb von Toulouse in der Gemeinde Blagnac. Hier ist der Flughafen der Stadt und gleich daneben das Gelände von Airbus. Riesige Fertigungshallen reihen sich aneinander. Vor den Toren der Hallen stehen hellgrüne Flugzeuge, denen noch die Lackierung fehlt. Hier in Toulouse werden unter anderem die Maschinen vom Typ A 320 zusammengebaut. Die Einzelteile kommen dabei aus vier verschiedenen Ländern. Die Flügel werden in Großbritannien gebaut, der Rumpf in Deutschland, das Seitenleitwerk in Spanien und das Cockpit in Frankreich. Jeder der vier Airbuspartner hat seinen Anteil am Gemeinschaftsprojekt. Mit Transportflugzeugen, den sogenannten Belugas - ebenfalls von Airbus - werden die einzelnen Teile für den A 320 nach Toulouse transportiert und zusammengeschraubt:
Was machen wir hier an dieser Station ? Hier wird der Rumpf mit den beiden Flügeln verbunden. Das dauert ungefähr eine Woche. danach fügen wir an dem Platz, den Sie dort hinten sehen die vordere und die hintere Partie an das Flugzeuges an.
Erklärt Airbus-Pressesprecher Jean-Claude Bernodat. Je nach Umfang der Sonderwünsche kann eine A 320 innerhalb von 12 bis 15 Monaten gebaut und ausgeliefert werden. 9000 Mitarbeiter sind allein in Toulouse am Bau der Airbus-Maschinen beteiligt. 2000 davon arbeiten in den Konstruktionsbüros. Hier wird ständig an Neuerungen und Verbesserungen getüftelt. Denn wenn sich Airbus zu sehr auf seinen Erfolgen ausruht, dann könnte das dem großen amerikanischen Konkurrenten Boeing Vorteile bringen. Die Rivalität mit Boeing reicht schon bis in die 60er Jahre zurück. Damals waren die amerikanischen Maschinen so gefragt, dass man in Europa Angst vor einem Monopol bekam. Die europäischen Flugzeugbauer erkannten, dass sie ihre nationalen Alleingänge in der Luftfahrtindustrie aufgeben und gemeinsame Sache machen mussten. Nur so hatten sie eine Chance gegen Boeing. Und so schrauben jetzt Franzosen, Briten, Spanier und Deutsche gemeinsam an den Maschinen. Was nicht immer ganz reibungslos klappt. Die Mentalitäten sind sehr unterschiedlich, sagt Thiery Caya, zuständig für die Endmontage.
Die Deutschen z.B. sind sehr zielstrebig. Und um eine Aufgabe zu bewältigen, setzen sich alle an einen Tisch und teilen die Aufgabe genau auf. Danach machen alle genau das, was ihnen zugeteilt worden ist. Die Engländer setzen sich ebenfalls ernsthaft zusammen und teilen die Aufgabe genau auf. Aber wenn es dann ans Arbeiten geht, ändern sie ihre Strategie wieder. Und wir Franzosen setzen uns zusammen, in zehn Minuten haben wir irgendetwas entschieden und danach suchen wir alle einen Weg, um uns nicht daran halten zu müssen.
Doch die Verschiedenheiten, glaubt Thiery Caya seien kein wirkliches Hindernis, sondern vielmehr eine Bereicherung. Und so ist es für ihn noch immer ein Erlebnis im gemeinsamen europäischen Unternehmen mitzuarbeiten.
Wir sind die ersten die in Europa etwas konstruieren. Jedes Mal, wenn wir einen Schritt nach vorne machen, treffen wir auf Dinge, die es in Europa noch nicht gibt. Zum Beispiel beim Tarifrecht. Es gibt keine europäische Gewerkschaft. Also treiben wir die Gewerkschaften an, um sich zusammenzusetzen, um zusammenzuarbeiten und gemeinsam mit uns Europa zu konstruieren.
Dabei existiert das gemeinsame Europa bei Airbus noch gar nicht so lange. Bis Anfang des Jahres war der Flugzeugbauer ein Konsortium aus der deutsch-französisch-spanischen Gemeinschaftsfirma EADS, und dem britischen Unternehmen BAE Systems. Erst seit diesem Januar gibt es ein gemeinsames Management - 30 Jahre nach der Gründung von Airbus. Und fast 30 Jahre hat es auch gedauert, der Stadt Toulouse internationales Flair einzuhauchen....
Wer in Toulouse in die Metro steigt, sitzt Menschen aus den verschiedensten Nationen gegenüber. Das liegt natürlich zum einen daran, dass in ganz Frankreich und damit auch in Toulouse viele Einwanderer aus den ehemaligen Kolonien leben. Zum anderen wohnen und leben eben viele Airbusmitarbeiter aus Deutschland, Spanien und Großbritannien in der Stadt. Besonders deutlich wird diese Internationalität in Pibrac - einem kleinen Dorf 20 Kilometer westlich von Toulouse. Dorthin zieht es viele Ausländer. Ländliche Atmosphäre, ein alter Dorfkern und viele Einfamilien-Häuser mit Garten. Dies kommt offenbar besonders den Wohnvorstellungen der Deutschen und Engländer entgegen.
Am Markttag werden in Pibrac auf dem Dorfplatz etwa 50 Stände aufgebaut. Hier gibt es frische Produkte aus der Region und aus ganz Frankreich. Zwischen den einheimischen Händlern stehen auch einige Briten mit ihren ganz besonderen Waren. Einer von ihnen ist Stephan Best. Zusammen mit seiner Frau hat er einen großen Tisch aufgebaut, auf dem sich die verschiedensten Waren türmen. Er lebe seit langem hier in Frankreich, erzählt er. Sein englischer Akzent ist allerdings noch immer kaum zu überhören. In Pibrac darf er auf gute Geschäfte hoffen, denn hier leben viele seiner Landsleute.
Es gibt Leute, die aus England mit ihren Kindern hierher kommen, und die Kinder vermissen einfach ihre englischen Süßigkeiten. Und auch den älteren Leuten, die schon länger hier leben vermissen meistens ein zwei Sachen aus der Heimat. Hier bei mir bekommen sie die typisch englischen Dinge, die es in Frankreich einfach nicht gibt. Die englische Schokolade, Curry, eingelegte Tomaten, eingelegte Zitronen, Mungo Chutney, Marmite, weiße Bohnen in Tomatensauce, eigentlich nichts Besonderes aber das mischen wir in England so gut wie überall hinein.
Manchmal, so Stephan Best, würden zu ihm auch Franzosen kommen und englische Fertig-Produkte verlangen, die sie aus dem Satelitenfernsehen kennen. Aber die meisten seiner Kunden seien Briten, sagt er.
Eine Frau mit einem kleinen Kind an der Hand schlendert zum Stand und schaut sich interessiert um. Sie lebe schon seit fünf Jahren hier in Pibrac erzählt sie. Am Anfang war es etwas schwierig, mit den anderen Gewohnheiten und mit der fremden Sprache. Das Leben sei einfach anders hier in Frankreich. Und weshalb hat es sie überhaupt hierher verschlagen ?
Der Grund war die Arbeit von meinem Mann. Seine ganze Abteilung wurde nach Frankreich verlegt, nach Blagnac. Und so sind wir hier mit 200 anderen Familien gelandet. Und British Aerospace hat Lehrer bezahlt, die in die Schulen unserer Kinder kamen und ihnen Französisch beibrachten, weil keines der Kinder ein Wort Französisch gesprochen hatte. Das war schon schwierig für sie.
In Pibrac leben ungefähr 300 Briten. Sie haben ihre eigenen Traditionen mitgebracht. So gibt es im Dorf eine englische Theatergruppe und ein Pub.
Doch die Briten sind nicht die einzigen, die an dem kleinen idyllischen Dorf Gefallen gefunden haben. In Pibrac leben auch 250 Deutsche. Einer von ihnen ist der Hamburger Peter Lagemann. Sein Haus liegt etwas am Rand des Dorfes. Ein Eck in dem sich mehrere Deutsche zusammengefunden haben. Peter Lagemann arbeitet bei Airbus in Toulouse. Seine Frau, eine Französin, hat er ebenfalls bei Airbus kennengelernt. Und als klar war, dass Kinder kommen und sie länger in Toulouse bleiben würden, kauften sich die Lagemanns ihr Haus in Pibrac.
Wir haben das Haus ein bisschen vergrößert, die Terrasse vergrößert, den Pool dazugebaut. Wir haben hier ungefähr 840 Quadratmeter ich hab's ganz gerne ein bisschen Grün es gibt Palmen, sie sehen hier vor der Haustür haben wir uns einen Petanque Platz gebaut, hier machen wir unser Straßenfest, ist eigentlich ganz schön...
Inzwischen ist es nicht mehr so ohne weiteres möglich, in Pibrac ein Haus zu kaufen oder zu bauen. In den letzten Jahren sind immer mehr Menschen in das Dorf gekommen. Und so wird der Wohnraum knapper und teurer. Robert Bon, der Bürgermeister von Pibrac erklärt....
Die vielen Engländer und Deutschen, die hierher gezogen sind, haben mit dazu beigetragen dass die Preise gestiegen sind. Das ist der einzig negative Aspekt unserer internationalen Gemeinde. Die Deutschen zum Beispiel haben einfach mehr Geld zur Verfügung und wenn sie hier zu Airbus kommen, haben sie es sicher leichter Bauland oder Häuser zu kaufen. Und dieses Phänomen hat dazu beigetragen, dass sich Immobilien verteuert haben, da nicht genug Bauland da ist, schnellen die Preise eben empor.
Um rund 20 Prozent sind die Grundstückspreise in den letzten Jahren angestiegen. Diese Entwicklung wird sich künftig noch beschleunigen. Wenn bald der neue Riesenairbus A 380 gebaut wird, schwappt erneut eine Welle von Mitarbeitern aus dem In- und Ausland nach Toulouse und damit auch nach Pibrac. Um sie zumindest teilweise aufnehmen zu können, plant der Bürgermeister bereits zahlreiche Neubauten. Auch mehrstöckige Wohnanlagen sollen entstehen. Mit der Idylle im kleinen Dorf Pibrac könnte es dann schnell vorbei sein.
In drei Jahren soll der neue Airbus 380 voraussichtlich zum ersten mal abheben. Der Doppeldecker wird bei weitem das größte Passagierflugzeug der Welt. Mit bis zu 650 Sitzplätzen kann auch der Konkurrent Boeing mit seinem Jumbo 747 nicht mehr mithalten. Airbus will in zwei Jahren mit der Fertigung beginnen. In Toulouse läuft die Planungsphase bereits auf Hochtouren.
In Toulouse ändert das bestimmt einiges. Für die Leute ist das noch undenkbar was da alles passieren wird. Ich glaube, solange die großen Arbeiten noch nicht angefangen haben merken die Leute nicht, was das für einen Wechsel bringt. Und das bringt einen Wechsel, Toulouse, das wird unser Seattle werden.
Seattle, an der Nordwestküste der Vereinigten Staaten, ist - noch - das Hauptquartier von Boeing und auch diese Stadt wurde wesentlich vom Flugzeugbau geprägt. Und so ist der Vergleich der Toulouserin durchaus berechtigt. In den Plänen der neuen Luftfahrtzone ist eine Fläche von fast 400 Hektar eingezeichnet. Die Zone für den A 380 wird also über sechs mal so groß, wie das momentane Airbusgelände. In Blagnac, der Luftfahrt-Gemeinde am Rand von Toulouse, wird sich also einiges tun. Elisabeth Galaup, die Pressesprecherin des Bürgermeisters in Blagnac, erklärt ein paar Deteils.
Hier sehen sie einen Sportplatz, den werden wir hierher verlegen. Hier haben Sie ein paar kleinere Wohngebiete. Und da verläuft das neue Luftfahrtgelände, so dass einige Häuser direkt am Rand des Geländes stehen werden. Diesen Leuten bieten wir an ihr Haus zu verkaufen, oder zu bleiben.
40 Häuser sind betroffen. Die Besitzer können sich entscheiden, entweder ihr Haus zu verlassen oder Tür an Tür mit den Fertigungshallen für das größte Passagierflugzeug der Welt zu leben. So schlimm sich das anhört, die meisten Betroffenen fügen sich offenbar dennoch in ihr Schicksal. Alain Geresse, der Beauftragte für die Grundstücksfragen in Blagnac:
Wir haben gegen das Vorhaben selbst keinen Widerstand erlebt. Und eigentlich ist das bei allen Leuten die hier leben gleich. Wenn wir Menschen treffen, die vom A 380 direkt betroffen sind, sagen sie eigentlich zuerst immer, "also wir sind nicht gegen den A380, weil das natürlich eine große Chance für Toulouse ist, wir wollen nur dass auch für uns das Beste dabei herauskommt.
Die Airbus-Macher müssen aber noch weit mehr lösen, als Grundstücksfragen. Der A 380 ist ein Prestigeprojekt für ganz Europa. Keine der an Airbus beteiligten Nationen will darauf verzichten, am neuen Superflugzeug mitzubauen. So werden etwa die Flügel in Großbritannien gefertigt, die Rumpfteile in Hamburg. Ganz ähnlich wird das bereits bei den anderen Airbus-Modellen praktiziert, mit einem Unterschied jedoch. Die Einzelteile beim A 320 etwa können relativ unkompliziert mit großen Transportflugzeugen, nach Toulouse geliefert werden. Beim übergroßen A380 scheidet der Luftweg aus, wie Airbus-Manager Thierry Cayard erklärt:
Unter dem Kostengesichtspunkt ist das beim A 380 nicht sinnvoll. Bei der geringen Stückzahl, die wir hier haben, reicht es vollkommen aus, wenn man den langsameren Transportweg über das Wasser wählt. Einen speziellen Beluga zu konstruieren, der die riesigen Teile des A380 aufnehmen könnte, wäre viel zu teuer.
Deshalb wird eine andere, etwas komplizierte Variante gewählt. Die Flugzeugteile kommen mit dem Schiff über den Atlantik nach Bordeaux. Danach geht es mit großen Lastkähnen 40 Kilometer die Garonne flussaufwärts. Beim Städtchen Langon soll die Fracht dann auf übergroße Lastwagen verladen werden. Nie gesehene Gefährte mit 50 Metern Länge, 13 Metern Höhe und 8 Metern Breite. Zu groß für jede normale Straße. Außerdem kommen diese monströsen Laster nur 20 Kilometer in der Stunde voran. Die Autobahn kommt also nicht in Frage. Und so sollen bestehende Landstraßen zum High-Way ausgebaut werden. Der wird dann 250 Kilometer quer durch die Gascogne verlaufen, bis nach Toulouse. Die Route durchtrennt Dörfer, Flusstäler und Wälder. Kein Wunder, dass etwa diese betroffene Frau aus Montaigue sur Save nicht allzu gut auf den A 380 zu sprechen ist.
Das ist schon ärgerlich hier die Natur zu zerstören, wo es doch ganz bestimmt andere Möglichkeiten geben würde. Die müsste man nur erst einmal prüfen. Statt dessen werden einfach Bäume gefällt. Das ist wirklich ärgerlich.
Auch wenn die Riesengefährte anfangs nur einmal wöchentlich in der Nacht aufkreuzen werden, die Anwohner fürchten dennoch um ihre Ruhe. Pierre Albertinoli, Mitglied einer Bürgerinitiative, die das Projekt bekämpft:
Für uns ist der A380 das troyanische Pferd, das uns eine Menge zusätzlichen Verkehr mitbringt, die ganzen Fernfahrer, die Speditionen werden diese Variante dann nutzen. Sie werden alle von der kostenpflichtigen Autobahn zwischen Bordeaux und Toulouse runterfahren und diese Route wählen, da die ja umsonst ist. Und mit dem ruhigen Leben im Tal hier wird es dann sicher vorbei sein.
Die Art, wie der A 380 hergestellt wird, ist nicht nur ökologisch, sondern auch ökonomisch äußerst fragwürdig. Immense Summen werden ausgegeben, um die Einzelteile quer durch Europa zu verfrachten. Allein der Ausbau der Landstraßen vor Toulouse verschlingt nach bisherigen Berechnungen rund 300 Millionen Mark. Doch die Proteste von Anwohnern und Umweltschützern werden nicht viel bringen. Beim A 380 zählen politische Argumente. Alle Airbus-Länder wollen beim neuen europäischen Superflieger mit von der Partie sein - zumal dabei neue Arbeitsplätze entstehen werden. Deshalb stehen die Toulouser - anders als die Menschen in der Gascogne - dem neuen Airbus grundsätzlich aufgeschlossen gegenüber.
Das bringt Arbeitsplätze, wir werden einen Laden aufmachen, also für uns ist das ein Plus. Die Stadt entwickelt sich weiter dank Airbus. Da werden viele Leute zu uns kommen - auch Deutsche.
In Toulouse soll der neue Airbus 3000 Jobs bei Airbus, in den Zulieferfirmen und in den Konstruktionsbüros schaffen. Darüber hinaus rechnet man mit 6000 weiteren Stellen, die indirekt durch den A 380 entstehen sollen, also etwa in der Hotelerie oder im Immobiliengewerbe. Die Stadt könnte also durch Airbus noch einmal einen kräftigen Schub bekommen. Gleichzeitig wird sich die Wirtschaft aber noch etwas mehr hin zur Luftfahrt orientieren. Schon jetzt hängt Toulouse mehr oder weniger am Tropf des Flugzeugbauers Airbus, wie der Bürgermeister von Blagnac, Bernard Keller zugeben muss.
Ja das lässt sich nicht bestreiten, die Luftfahrt ist der Motor für die Wirtschaft in Toulouse. Und wenn sich die Luftfahrtbranche einen Schnupfen holt, dann muss Toulouse und die ganze Region niesen.
Einen kleinen Vorgeschmack auf zukünftige Krise gab Airbus in der vergangenen Woche, als das Unternehmen wegen der aktuellen Konjunktursorgen seine Auslieferungszahlen nach unten revidierte: Nur noch 400 und nicht 450 Maschinen sollen ausgeliefert werden bis zum Jahre 2003.
Kritiker fordern deshalb immer wieder, dass die Stadt Toulouse mehr für andere Branchen tun muss. Eine Internetszene, wie beispielsweise in München, findet man in Toulouse nicht. Und noch ein Fleck trübt das Bild von der glänzenden Wirtschaftsmetropole. Die Arbeitslosigkeit ist mit 12 Prozent besonders hoch - der französischen Durchschnitt beträgt gerade mal 9 Prozent. Es gibt also eine ganze Reihe von Menschen, an denen der neue Airbus vorbeifliegt.
Wenn Bruno Turela über seine Stadt erzählt, tut er das mit einem gewissen Stolz. Als er anfing Leute hier durch die Straßen zu chauffieren, war Toulouse im Ausland so gut wie unbekannt. Inzwischen spricht man über Toulouse in der ganzen Welt. Vor allem seitdem klar ist, dass der doppelstöckige Superairbus A 380 aus der südfranzösischen Stadt kommen wird. Peter Lagemann, ein Deutscher Airbus-Ingenieur, hat ebenfalls vor rund 20 Jahren begonnen, hier zu arbeiten.
Ich war das erste mal 1978 hier da war es ein Provinznest, 1982 hatte es sich schon etwas verbessert aber war noch keine Großstadt. Das hat sich inzwischen radikal verbessert, Infrastruktur, kulturell, und mehr und mehr ist Toulouse das europäische Zentrum für Luft- und Raumfahrtechnik, hat sich enorm entwickelt.
Das Luftfahrtzentrum liegt etwas außerhalb von Toulouse in der Gemeinde Blagnac. Hier ist der Flughafen der Stadt und gleich daneben das Gelände von Airbus. Riesige Fertigungshallen reihen sich aneinander. Vor den Toren der Hallen stehen hellgrüne Flugzeuge, denen noch die Lackierung fehlt. Hier in Toulouse werden unter anderem die Maschinen vom Typ A 320 zusammengebaut. Die Einzelteile kommen dabei aus vier verschiedenen Ländern. Die Flügel werden in Großbritannien gebaut, der Rumpf in Deutschland, das Seitenleitwerk in Spanien und das Cockpit in Frankreich. Jeder der vier Airbuspartner hat seinen Anteil am Gemeinschaftsprojekt. Mit Transportflugzeugen, den sogenannten Belugas - ebenfalls von Airbus - werden die einzelnen Teile für den A 320 nach Toulouse transportiert und zusammengeschraubt:
Was machen wir hier an dieser Station ? Hier wird der Rumpf mit den beiden Flügeln verbunden. Das dauert ungefähr eine Woche. danach fügen wir an dem Platz, den Sie dort hinten sehen die vordere und die hintere Partie an das Flugzeuges an.
Erklärt Airbus-Pressesprecher Jean-Claude Bernodat. Je nach Umfang der Sonderwünsche kann eine A 320 innerhalb von 12 bis 15 Monaten gebaut und ausgeliefert werden. 9000 Mitarbeiter sind allein in Toulouse am Bau der Airbus-Maschinen beteiligt. 2000 davon arbeiten in den Konstruktionsbüros. Hier wird ständig an Neuerungen und Verbesserungen getüftelt. Denn wenn sich Airbus zu sehr auf seinen Erfolgen ausruht, dann könnte das dem großen amerikanischen Konkurrenten Boeing Vorteile bringen. Die Rivalität mit Boeing reicht schon bis in die 60er Jahre zurück. Damals waren die amerikanischen Maschinen so gefragt, dass man in Europa Angst vor einem Monopol bekam. Die europäischen Flugzeugbauer erkannten, dass sie ihre nationalen Alleingänge in der Luftfahrtindustrie aufgeben und gemeinsame Sache machen mussten. Nur so hatten sie eine Chance gegen Boeing. Und so schrauben jetzt Franzosen, Briten, Spanier und Deutsche gemeinsam an den Maschinen. Was nicht immer ganz reibungslos klappt. Die Mentalitäten sind sehr unterschiedlich, sagt Thiery Caya, zuständig für die Endmontage.
Die Deutschen z.B. sind sehr zielstrebig. Und um eine Aufgabe zu bewältigen, setzen sich alle an einen Tisch und teilen die Aufgabe genau auf. Danach machen alle genau das, was ihnen zugeteilt worden ist. Die Engländer setzen sich ebenfalls ernsthaft zusammen und teilen die Aufgabe genau auf. Aber wenn es dann ans Arbeiten geht, ändern sie ihre Strategie wieder. Und wir Franzosen setzen uns zusammen, in zehn Minuten haben wir irgendetwas entschieden und danach suchen wir alle einen Weg, um uns nicht daran halten zu müssen.
Doch die Verschiedenheiten, glaubt Thiery Caya seien kein wirkliches Hindernis, sondern vielmehr eine Bereicherung. Und so ist es für ihn noch immer ein Erlebnis im gemeinsamen europäischen Unternehmen mitzuarbeiten.
Wir sind die ersten die in Europa etwas konstruieren. Jedes Mal, wenn wir einen Schritt nach vorne machen, treffen wir auf Dinge, die es in Europa noch nicht gibt. Zum Beispiel beim Tarifrecht. Es gibt keine europäische Gewerkschaft. Also treiben wir die Gewerkschaften an, um sich zusammenzusetzen, um zusammenzuarbeiten und gemeinsam mit uns Europa zu konstruieren.
Dabei existiert das gemeinsame Europa bei Airbus noch gar nicht so lange. Bis Anfang des Jahres war der Flugzeugbauer ein Konsortium aus der deutsch-französisch-spanischen Gemeinschaftsfirma EADS, und dem britischen Unternehmen BAE Systems. Erst seit diesem Januar gibt es ein gemeinsames Management - 30 Jahre nach der Gründung von Airbus. Und fast 30 Jahre hat es auch gedauert, der Stadt Toulouse internationales Flair einzuhauchen....
Wer in Toulouse in die Metro steigt, sitzt Menschen aus den verschiedensten Nationen gegenüber. Das liegt natürlich zum einen daran, dass in ganz Frankreich und damit auch in Toulouse viele Einwanderer aus den ehemaligen Kolonien leben. Zum anderen wohnen und leben eben viele Airbusmitarbeiter aus Deutschland, Spanien und Großbritannien in der Stadt. Besonders deutlich wird diese Internationalität in Pibrac - einem kleinen Dorf 20 Kilometer westlich von Toulouse. Dorthin zieht es viele Ausländer. Ländliche Atmosphäre, ein alter Dorfkern und viele Einfamilien-Häuser mit Garten. Dies kommt offenbar besonders den Wohnvorstellungen der Deutschen und Engländer entgegen.
Am Markttag werden in Pibrac auf dem Dorfplatz etwa 50 Stände aufgebaut. Hier gibt es frische Produkte aus der Region und aus ganz Frankreich. Zwischen den einheimischen Händlern stehen auch einige Briten mit ihren ganz besonderen Waren. Einer von ihnen ist Stephan Best. Zusammen mit seiner Frau hat er einen großen Tisch aufgebaut, auf dem sich die verschiedensten Waren türmen. Er lebe seit langem hier in Frankreich, erzählt er. Sein englischer Akzent ist allerdings noch immer kaum zu überhören. In Pibrac darf er auf gute Geschäfte hoffen, denn hier leben viele seiner Landsleute.
Es gibt Leute, die aus England mit ihren Kindern hierher kommen, und die Kinder vermissen einfach ihre englischen Süßigkeiten. Und auch den älteren Leuten, die schon länger hier leben vermissen meistens ein zwei Sachen aus der Heimat. Hier bei mir bekommen sie die typisch englischen Dinge, die es in Frankreich einfach nicht gibt. Die englische Schokolade, Curry, eingelegte Tomaten, eingelegte Zitronen, Mungo Chutney, Marmite, weiße Bohnen in Tomatensauce, eigentlich nichts Besonderes aber das mischen wir in England so gut wie überall hinein.
Manchmal, so Stephan Best, würden zu ihm auch Franzosen kommen und englische Fertig-Produkte verlangen, die sie aus dem Satelitenfernsehen kennen. Aber die meisten seiner Kunden seien Briten, sagt er.
Eine Frau mit einem kleinen Kind an der Hand schlendert zum Stand und schaut sich interessiert um. Sie lebe schon seit fünf Jahren hier in Pibrac erzählt sie. Am Anfang war es etwas schwierig, mit den anderen Gewohnheiten und mit der fremden Sprache. Das Leben sei einfach anders hier in Frankreich. Und weshalb hat es sie überhaupt hierher verschlagen ?
Der Grund war die Arbeit von meinem Mann. Seine ganze Abteilung wurde nach Frankreich verlegt, nach Blagnac. Und so sind wir hier mit 200 anderen Familien gelandet. Und British Aerospace hat Lehrer bezahlt, die in die Schulen unserer Kinder kamen und ihnen Französisch beibrachten, weil keines der Kinder ein Wort Französisch gesprochen hatte. Das war schon schwierig für sie.
In Pibrac leben ungefähr 300 Briten. Sie haben ihre eigenen Traditionen mitgebracht. So gibt es im Dorf eine englische Theatergruppe und ein Pub.
Doch die Briten sind nicht die einzigen, die an dem kleinen idyllischen Dorf Gefallen gefunden haben. In Pibrac leben auch 250 Deutsche. Einer von ihnen ist der Hamburger Peter Lagemann. Sein Haus liegt etwas am Rand des Dorfes. Ein Eck in dem sich mehrere Deutsche zusammengefunden haben. Peter Lagemann arbeitet bei Airbus in Toulouse. Seine Frau, eine Französin, hat er ebenfalls bei Airbus kennengelernt. Und als klar war, dass Kinder kommen und sie länger in Toulouse bleiben würden, kauften sich die Lagemanns ihr Haus in Pibrac.
Wir haben das Haus ein bisschen vergrößert, die Terrasse vergrößert, den Pool dazugebaut. Wir haben hier ungefähr 840 Quadratmeter ich hab's ganz gerne ein bisschen Grün es gibt Palmen, sie sehen hier vor der Haustür haben wir uns einen Petanque Platz gebaut, hier machen wir unser Straßenfest, ist eigentlich ganz schön...
Inzwischen ist es nicht mehr so ohne weiteres möglich, in Pibrac ein Haus zu kaufen oder zu bauen. In den letzten Jahren sind immer mehr Menschen in das Dorf gekommen. Und so wird der Wohnraum knapper und teurer. Robert Bon, der Bürgermeister von Pibrac erklärt....
Die vielen Engländer und Deutschen, die hierher gezogen sind, haben mit dazu beigetragen dass die Preise gestiegen sind. Das ist der einzig negative Aspekt unserer internationalen Gemeinde. Die Deutschen zum Beispiel haben einfach mehr Geld zur Verfügung und wenn sie hier zu Airbus kommen, haben sie es sicher leichter Bauland oder Häuser zu kaufen. Und dieses Phänomen hat dazu beigetragen, dass sich Immobilien verteuert haben, da nicht genug Bauland da ist, schnellen die Preise eben empor.
Um rund 20 Prozent sind die Grundstückspreise in den letzten Jahren angestiegen. Diese Entwicklung wird sich künftig noch beschleunigen. Wenn bald der neue Riesenairbus A 380 gebaut wird, schwappt erneut eine Welle von Mitarbeitern aus dem In- und Ausland nach Toulouse und damit auch nach Pibrac. Um sie zumindest teilweise aufnehmen zu können, plant der Bürgermeister bereits zahlreiche Neubauten. Auch mehrstöckige Wohnanlagen sollen entstehen. Mit der Idylle im kleinen Dorf Pibrac könnte es dann schnell vorbei sein.
In drei Jahren soll der neue Airbus 380 voraussichtlich zum ersten mal abheben. Der Doppeldecker wird bei weitem das größte Passagierflugzeug der Welt. Mit bis zu 650 Sitzplätzen kann auch der Konkurrent Boeing mit seinem Jumbo 747 nicht mehr mithalten. Airbus will in zwei Jahren mit der Fertigung beginnen. In Toulouse läuft die Planungsphase bereits auf Hochtouren.
In Toulouse ändert das bestimmt einiges. Für die Leute ist das noch undenkbar was da alles passieren wird. Ich glaube, solange die großen Arbeiten noch nicht angefangen haben merken die Leute nicht, was das für einen Wechsel bringt. Und das bringt einen Wechsel, Toulouse, das wird unser Seattle werden.
Seattle, an der Nordwestküste der Vereinigten Staaten, ist - noch - das Hauptquartier von Boeing und auch diese Stadt wurde wesentlich vom Flugzeugbau geprägt. Und so ist der Vergleich der Toulouserin durchaus berechtigt. In den Plänen der neuen Luftfahrtzone ist eine Fläche von fast 400 Hektar eingezeichnet. Die Zone für den A 380 wird also über sechs mal so groß, wie das momentane Airbusgelände. In Blagnac, der Luftfahrt-Gemeinde am Rand von Toulouse, wird sich also einiges tun. Elisabeth Galaup, die Pressesprecherin des Bürgermeisters in Blagnac, erklärt ein paar Deteils.
Hier sehen sie einen Sportplatz, den werden wir hierher verlegen. Hier haben Sie ein paar kleinere Wohngebiete. Und da verläuft das neue Luftfahrtgelände, so dass einige Häuser direkt am Rand des Geländes stehen werden. Diesen Leuten bieten wir an ihr Haus zu verkaufen, oder zu bleiben.
40 Häuser sind betroffen. Die Besitzer können sich entscheiden, entweder ihr Haus zu verlassen oder Tür an Tür mit den Fertigungshallen für das größte Passagierflugzeug der Welt zu leben. So schlimm sich das anhört, die meisten Betroffenen fügen sich offenbar dennoch in ihr Schicksal. Alain Geresse, der Beauftragte für die Grundstücksfragen in Blagnac:
Wir haben gegen das Vorhaben selbst keinen Widerstand erlebt. Und eigentlich ist das bei allen Leuten die hier leben gleich. Wenn wir Menschen treffen, die vom A 380 direkt betroffen sind, sagen sie eigentlich zuerst immer, "also wir sind nicht gegen den A380, weil das natürlich eine große Chance für Toulouse ist, wir wollen nur dass auch für uns das Beste dabei herauskommt.
Die Airbus-Macher müssen aber noch weit mehr lösen, als Grundstücksfragen. Der A 380 ist ein Prestigeprojekt für ganz Europa. Keine der an Airbus beteiligten Nationen will darauf verzichten, am neuen Superflugzeug mitzubauen. So werden etwa die Flügel in Großbritannien gefertigt, die Rumpfteile in Hamburg. Ganz ähnlich wird das bereits bei den anderen Airbus-Modellen praktiziert, mit einem Unterschied jedoch. Die Einzelteile beim A 320 etwa können relativ unkompliziert mit großen Transportflugzeugen, nach Toulouse geliefert werden. Beim übergroßen A380 scheidet der Luftweg aus, wie Airbus-Manager Thierry Cayard erklärt:
Unter dem Kostengesichtspunkt ist das beim A 380 nicht sinnvoll. Bei der geringen Stückzahl, die wir hier haben, reicht es vollkommen aus, wenn man den langsameren Transportweg über das Wasser wählt. Einen speziellen Beluga zu konstruieren, der die riesigen Teile des A380 aufnehmen könnte, wäre viel zu teuer.
Deshalb wird eine andere, etwas komplizierte Variante gewählt. Die Flugzeugteile kommen mit dem Schiff über den Atlantik nach Bordeaux. Danach geht es mit großen Lastkähnen 40 Kilometer die Garonne flussaufwärts. Beim Städtchen Langon soll die Fracht dann auf übergroße Lastwagen verladen werden. Nie gesehene Gefährte mit 50 Metern Länge, 13 Metern Höhe und 8 Metern Breite. Zu groß für jede normale Straße. Außerdem kommen diese monströsen Laster nur 20 Kilometer in der Stunde voran. Die Autobahn kommt also nicht in Frage. Und so sollen bestehende Landstraßen zum High-Way ausgebaut werden. Der wird dann 250 Kilometer quer durch die Gascogne verlaufen, bis nach Toulouse. Die Route durchtrennt Dörfer, Flusstäler und Wälder. Kein Wunder, dass etwa diese betroffene Frau aus Montaigue sur Save nicht allzu gut auf den A 380 zu sprechen ist.
Das ist schon ärgerlich hier die Natur zu zerstören, wo es doch ganz bestimmt andere Möglichkeiten geben würde. Die müsste man nur erst einmal prüfen. Statt dessen werden einfach Bäume gefällt. Das ist wirklich ärgerlich.
Auch wenn die Riesengefährte anfangs nur einmal wöchentlich in der Nacht aufkreuzen werden, die Anwohner fürchten dennoch um ihre Ruhe. Pierre Albertinoli, Mitglied einer Bürgerinitiative, die das Projekt bekämpft:
Für uns ist der A380 das troyanische Pferd, das uns eine Menge zusätzlichen Verkehr mitbringt, die ganzen Fernfahrer, die Speditionen werden diese Variante dann nutzen. Sie werden alle von der kostenpflichtigen Autobahn zwischen Bordeaux und Toulouse runterfahren und diese Route wählen, da die ja umsonst ist. Und mit dem ruhigen Leben im Tal hier wird es dann sicher vorbei sein.
Die Art, wie der A 380 hergestellt wird, ist nicht nur ökologisch, sondern auch ökonomisch äußerst fragwürdig. Immense Summen werden ausgegeben, um die Einzelteile quer durch Europa zu verfrachten. Allein der Ausbau der Landstraßen vor Toulouse verschlingt nach bisherigen Berechnungen rund 300 Millionen Mark. Doch die Proteste von Anwohnern und Umweltschützern werden nicht viel bringen. Beim A 380 zählen politische Argumente. Alle Airbus-Länder wollen beim neuen europäischen Superflieger mit von der Partie sein - zumal dabei neue Arbeitsplätze entstehen werden. Deshalb stehen die Toulouser - anders als die Menschen in der Gascogne - dem neuen Airbus grundsätzlich aufgeschlossen gegenüber.
Das bringt Arbeitsplätze, wir werden einen Laden aufmachen, also für uns ist das ein Plus. Die Stadt entwickelt sich weiter dank Airbus. Da werden viele Leute zu uns kommen - auch Deutsche.
In Toulouse soll der neue Airbus 3000 Jobs bei Airbus, in den Zulieferfirmen und in den Konstruktionsbüros schaffen. Darüber hinaus rechnet man mit 6000 weiteren Stellen, die indirekt durch den A 380 entstehen sollen, also etwa in der Hotelerie oder im Immobiliengewerbe. Die Stadt könnte also durch Airbus noch einmal einen kräftigen Schub bekommen. Gleichzeitig wird sich die Wirtschaft aber noch etwas mehr hin zur Luftfahrt orientieren. Schon jetzt hängt Toulouse mehr oder weniger am Tropf des Flugzeugbauers Airbus, wie der Bürgermeister von Blagnac, Bernard Keller zugeben muss.
Ja das lässt sich nicht bestreiten, die Luftfahrt ist der Motor für die Wirtschaft in Toulouse. Und wenn sich die Luftfahrtbranche einen Schnupfen holt, dann muss Toulouse und die ganze Region niesen.
Einen kleinen Vorgeschmack auf zukünftige Krise gab Airbus in der vergangenen Woche, als das Unternehmen wegen der aktuellen Konjunktursorgen seine Auslieferungszahlen nach unten revidierte: Nur noch 400 und nicht 450 Maschinen sollen ausgeliefert werden bis zum Jahre 2003.
Kritiker fordern deshalb immer wieder, dass die Stadt Toulouse mehr für andere Branchen tun muss. Eine Internetszene, wie beispielsweise in München, findet man in Toulouse nicht. Und noch ein Fleck trübt das Bild von der glänzenden Wirtschaftsmetropole. Die Arbeitslosigkeit ist mit 12 Prozent besonders hoch - der französischen Durchschnitt beträgt gerade mal 9 Prozent. Es gibt also eine ganze Reihe von Menschen, an denen der neue Airbus vorbeifliegt.