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Der König aller Krankheiten

Krebs gehört zum Leben dazu. Zellen, die sich stärker vermehren als sie sollten, stellen zum einen eine Bedrohung des menschlichen Lebens dar und sind zugleich eine Spielart der Natur. Jahrhunderte lang haben Mediziner vergeblich nach einfachen Heilmethoden und Geheimrezepten gegen Krebs gesucht. Heute wissen sie besser als je zuvor, wie Krebs entsteht, aber sie wissen auch: Eine Heilung für alle Formen von Krebs wird es niemals geben.

Besprechung: Michael Lange | 25.03.2012
    Dem Onkologen Siddharta Mukherjee ist ein einzigartiges Buch über eine Krankheit gelungen, wie sie vielfältiger und bedrohlicher nicht sein könnte. Dabei wählt er die Form der Biografie über eine Krankheit und stellt doch die Menschen in den Mittelpunkt. Zum einen die Patienten, die sich gegen die übermächtige Krankheit wehren, und zum anderen die Mediziner, die den Kampf gegen den Krebs als Schlacht verstehen. Dabei hat ihre Hoffnung, diese Schlacht irgendwann zu gewinnen, bereits zahlreiche Rückschläge hinnehmen müssen.

    "Der König aller Krankheiten" ist keine "Kulturgeschichte des Krebses", wie der Verlag behauptet. Der Umgang mit der Krebserkrankung im Laufe der Geschichte spielt eine untergeordnete Rolle. Im Mittelpunkt steht der Kampf gegen in den Krebs in den letzten Jahrzehnten. Das Buch liefert sachliche, gut aufbereitete Informationen aus der Wissenschaftsgeschichte und der modernen Krebsforschung. Was dem Neurologen Oliver Sacks bei der Beschreibung von Nerven- und Hirnkrankheiten erstmals gelang, versucht der noch junge Krebsspezialist Siddharta Mukherjee auf Krebserkrankungen zu übertragen. Und wie Sacks gewinnt er das Vertrauen seiner Leser, in dem er sie an seinen persönlichen Erfahrungen und Gefühlen teilhaben lässt. Gerade weil das Buch kein Ratgeber ist, hilft es wie kein anderes beim Umgang mit der anscheinend übermächtigen Krankheit.

    Siddharta Mukherjee: Der König aller Krankheiten. Krebs - eine Biografie
    ISBN: 978-3-8321-9644-8
    Dumont-Verlag, 670 Seiten, 26,00 Euro