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Der Kunst-Verweigerer und Theater-Ermöglicher

Der Regisseur Jürgen Gosch war in den vergangenen Jahren einer der wichtigsten Impulsgeber für das deutsche Theater. Dennoch ist sein später Triumph nicht einfach zu erklären. Er brachte das Kindliche, Spielerische, ganz Einfache zum Vorschein, und ihm gelang damit das Schwerste: echte und heftige Emotionen zu wecken.

Jürgen Gosch im Gespräch mit Karin Fischer |
    Er war ein Kunst-Verweigerer, setzte auf Einfachheit der Mittel, und stellte den Schauspieler wieder in den Mittelpunkt des Dramas. Er arbeitete am Verschwinden des Theaters, das auf Interpretation und Kunstwillen setzt - und brachte es dadurch wieder zum Vorschein und zum Leuchten.

    Seine "Macbeth"-Inszenierung in Düsseldorf war eine Orgie aus Blut, Nacktheit und Gewalt, aber mit umwerfend poetischen Momenten. Das archaische Spiel, die Masken wie von Kinderhand gefertigt, erzählten vom Machttrieb vor jeder Zivilisation. Der "Spiegel" hing daran eine Debatte über "Ekel- und Fäkaltheater" auf deutschen Bühnen auf. "Macbeth" wurde zum Berliner Theatertreffen eingeladen, wo Gosch regelmäßig Gast war, zum Teil mit zwei Inszenierungen auf einmal.

    Jürgen Gosch ist in der Nacht zum Donnerstag an Krebs gestorben. Hören Sie aus diesem Anlass ein Gespräch, das Karin Fischer im Mai 2006 mit dem Regisseur geführt hat.