Das Ziel des so genannten "Telephone Number Mapping", kurz ENUM, ist es, eine Schnittstelle zwischen Telefonnetzwerken und dem Internet zu schaffen, erzählt Richard Stastny von der ÖFEG, einem Tochterunternehmen der Telekom Austria. Mit "Voice over Ip" kann man schon seit ein paar Jahren über das Internet telefonieren. ENUM geht jetzt einen Schritt weiter: Telefonie soll künftig auch über Netzwerkgrenzen möglich sein: Vom Computer ins Festnetz oder ein Mobilfunknetz und zurück.
Dazu benötigt man zunächst Telefonnummern, die quasi mit einem Trick in das ENUM-System eingebracht werden.
Einst konnte man nur über eine dedizierte Standleitung telefonieren. Der nächste Schritt waren manuell geschaltete Verbindungen zwischen Gesprächspartnern. Heute erledigen Softwareprogramme diese Aufgabe auf Basis von E164, einem globalen Nummernplan, der von der International Telecommunication Union in der Schweiz verwaltet wird. ENUM bildet nun eine Schnittstelle zwischen diesem Nummernplan und dem Domain Name System des Internet. Im Zuge der Umwandlung wird die Reihenfolge der Ziffern einer Telefonnummer umgedreht: Aus "+49 1 555" wird also "555 1 94+". Diese Nummer wird dann in Segmente unterteilt und einer DNS Toplevel Domain zugewiesen.
Dies erscheint zunächst mühsam, aber das erledigt das System automatisch. Über die umgewandelte Rufnummer kann über Schnittstellen andere Software wie etwa Outlook abgefragt werden. So werden andere Informationen damit verknüpft. Das ist der zweite große Vorteil von ENUM: Über eine Rufnummer kann ich so etwa die entsprechende Emailadresse von jemand finden, aber vor allem sein so genannte SIP.
SIP steht für "Session Initiation Protocol". Eine SIP-Adresse ähnelt einer Email- Adresse. In Österreich wie auch in Schweden, Großbritannien und Korea hat man vor kurzem bereits die ersten Feldversuche abgeschlossen. Die Anwendungen und Vorstellungen rund um ENUM sind vielfältig, erzählt James Seng von der Asia and Pacific Internet Association. Die Vorteile von ENUM liegen klar auf der Hand: jeder Teilnehmer ist über eine einzige Adresse erreichbar, egal ob über Telefon, e-mail oder Web. Damit wirft Enum aber auch Fragen bezüglich des Schutzes der Privatsphäre auf.
Derzeit kommt es dabei zu keinem Eingriff in die Privatsphäre. Ich kann Ihnen meine SIP-Adresse geben oder meine Telefon-Nummer. Beide erzählen Ihnen nichts über mich. Aber wenn man diese SIP-Adresse als "Eine Nummer für Alles" verwendet, ja, dann muss man auch über Datenschtuz diskutieren. Mit ENUM kann man aber auch ganz andere Dinge machen: Man kann es für die Nummernportabilität verwenden. Wenn Sie ihren Provider wechseln, dann brauchen Sie keine neue Nummer, sondern Sie ändern in der Datenbank nur mehr Ihre SIP-Adresse.
Kunden können gar nicht anders als an ENUM interessiert sein, meint Jame Seng. Man braucht nur ein ENUM-taugliches Telefon, einen Internetanschluss und kann damit innerhalb eines Netzwerkes gratis telefonieren. Auch für internationale Telefonate würden nur mehr lokale Kosten anfallen, meint James Seng. Es wird auch von der Reaktion der Telekommunikationsunternehmen abhängen, ob Enum am Markt Verbreitung finden wird. Schließlich ist die Sprachtelefonie nach wie vor die Haupteinnahmequelle von Telekommunikationsunternehmen.
Wenn Sie ein Telco sind, dann fürchten sie sich vor Enum. Die Telco?s werden in den nächsten Jahren erleben, dass ihr "Voice Traffic" zurückgeht, während der Datenverkehr zunimmt. Das heißt: das Marktsegment, das Gewinne abwirft wird kleiner, während jenes mit geringen Gewinn zunimmt.