Es ist der Name des US-Senators Joseph McCarthy, der für die Jagd auf Kommunisten steht. Was allerdings nur wenige wissen: Auch bei den Eidgenossen sind in den 1950er-Jahren rund zehn Prozent der Bevölkerung vom Staat bespitzelt worden. Man hielt sie für potenzielle Kommunisten. Damals war die Angst vor einer sowjetischen Invasion so groß, dass es in der Schweiz sogar Pläne zum Bau einer Atombombe gab. Soweit der reale Hintergrund für eine fiktive Geschichte, die im Film "Manipulation" erzählt wird.
"Während des Zweiten Weltkriegs waren es die Nazi-Spione, die wir zur Strecke gebracht haben. Jetzt sind es die Kommunisten. Alle kommen zu mir. Weil sie mich den nennen mit dem untrüglichen Instinkt. Sie behaupten, ich könne die Kommunisten förmlich riechen."
Diese legendäre Spürnase hat Hauptkommissar Rappold von der Antispionage-Abteilung der Schweizer Bundespolizei in Zürich. Ein Ermittler im Rollstuhl, der sich die mutmaßlichen Staatsfeinde vorknüpft. Klaus Maria Brandauer spielt Rappold als treuen Staatsdiener und emotionslosen Bürokraten, Sebastian Koch ist der Harry Wind aus dem Titel von Diggelmanns Roman. Eigentlich ein Informant und ein – so Rappolds Worte – "Komplize im Kampf gegen die kommunistische Subversion". Doch Harry Wind hat sich verdächtig gemacht, soll Geheimnisse über das Schweizer Atomwaffenprogramm an die Russen verraten haben.
"- "Sie haben diesen Geheimbericht in ihrer Funktion als Sekretär der Schweizer Wehrgesellschaft verfasst. Der Bundesrat hat ihn als streng geheim klassifiziert."
– "Das ist richtig."
– "Warum haben sie ihn den Russen weitergegeben?"
- "Über eins bin ich mir noch nicht ganz im Klaren, Herr Rappold, nämlich ob sie mich ins Gefängnis bringen wollen ..."
- "Ich bin nicht ihr Richter. Ich habe mit dem Gefängnis nichts zu tun. Ich ermittle."
– "Ich habe auch einen Standpunkt. Ich möchte nicht ins Gefängnis.""
Welche Rolle spielt Harry Wind wirklich? Die Verhöre und Rappolds Ermittlungen wechseln sich ab. "Manipulation" ist ein Film, der bis auf einige wenige Szenen in fensterlosen, grauen und miefigen Räumen spielt und der trotz der beiden durchaus überzeugenden Schauspielgrößen kein Eigenleben entwickelt. Ganz zu schweigen von Spannungsmomenten, die ein solches Katz- und Maus-Spiel und psychologisches Duell bieten sollte. Nur die penetrante Musik wabert hier bedrohlich.
Dabei greift "Manipulation" das zeitlose und brisante Thema von der politischen Moral auf, das schon der Titel andeutet. Im Kern geht es um die Erfindung eines Bedrohungsszenarios, um staatliche Interessen durchzusetzen. Es kommen einem sofort die folgenreichen Berichte des ehemaligen US-Außenministers Colin Powell über die angebliche Existenz irakischer Massenvernichtungswaffen in den Sinn. In "Manipulation" steckt ein großartiger Film. Er ist nur leider nicht gedreht worden.
"Manipulation" von Pascal Verdosci – erhältlich auf DVD und Blu-ray: Enttäuschend!
"- "Pip hat hier ein Lehrgeld verdient. Hier sind 25 Guineen. Gib sie deinem neuen Meister, Pip! Du bist nun ein Hufschmied."
- "Aber soll ich wieder herkommen?"
– "Nein. Leb wohl, Pip! Du warst ein braver Junge!""
Geschichten von Charles Dickens gehen immer. Ob "Oliver Twist" oder "Eine Weihnachtsgeschichte": Sie alle sind schon Dutzende Male verfilmt worden. Das gilt genauso für Dickens´ vielleicht besten Roman "Große Erwartungen". Die schönste Verfilmung ist bis heute die von David Lean aus dem Jahr 1946. Jetzt hat sich der britische Regisseur Mike Newell der Geschichte von Pip angenommen, einem jungen Mann, der aus bescheidenen Verhältnissen kommt und ein Gentleman werden will. Newell interpretiert "Große Erwartungen" weder neu, noch hat er den sozialkritischen Stoff aktualisiert. Ganz brav bleibt er an der Vorlage kleben und hat das gedreht, was man einen Kostümfilm nennt. In den können jetzt Englischlehrer guten Gewissens ihre Schüler schicken.
"Große Erwartungen" von Mike Newell: Akzeptabel!
"- "Jetzt geht es um die Berliner Ausstellung. Und da brauchen wir 35 bis 40 Arbeiten. Akt."
- "Da sieht man so richtig den 68er-Look am Höschen."
- "Wie siehst du das?"
– "Die sind alle so gut."
– "Eingebildet bist du gar nicht!""
Seine Bilder sind Zeitdokumente aus der DDR. Günter Rössler, heute 86, ist einer der bedeutendsten DDR-Fotografen gewesen. Für die Frauenzeitschrift "Sibylle" hat er regelmäßig die Mode abgelichtet. Aber Rösslers Markenzeichen sollten seine zeitlosen Aktfotografien werden, die sich zu einer eigenständigen Kunstform entwickelt haben.
"Ich will es mal so sagen: Das Mädchen muss mir selbst gefallen haben. Das hat mit Liebelei überhaupt nichts zu tun gehabt. Aber dieses Gefühl, Mensch – dufter Typ! Mit der würdest du gern fotografieren."
Günter Rössler erzählt aus seinem Leben. Und mit ihm erinnern sich Barbara, Jutta und Renate – seine Fotomodelle von damals. "Die Genialität des Augenblicks" ist nicht nur Künstlerporträt, sondern auch ein Film über die DDR, über Nacktsein und Mode. Der ruhige und stimmungsvolle Film richtet den gleichen liebevollen und verehrenden Blick auf Rössler, wie dieser ihn auf seine Modelle hat.
"Die Genialität des Augenblicks – Der Fotograf Günter Rössler" von Fred R. Willitzkat: Empfehlenswert!
Filminfos:
"Während des Zweiten Weltkriegs waren es die Nazi-Spione, die wir zur Strecke gebracht haben. Jetzt sind es die Kommunisten. Alle kommen zu mir. Weil sie mich den nennen mit dem untrüglichen Instinkt. Sie behaupten, ich könne die Kommunisten förmlich riechen."
Diese legendäre Spürnase hat Hauptkommissar Rappold von der Antispionage-Abteilung der Schweizer Bundespolizei in Zürich. Ein Ermittler im Rollstuhl, der sich die mutmaßlichen Staatsfeinde vorknüpft. Klaus Maria Brandauer spielt Rappold als treuen Staatsdiener und emotionslosen Bürokraten, Sebastian Koch ist der Harry Wind aus dem Titel von Diggelmanns Roman. Eigentlich ein Informant und ein – so Rappolds Worte – "Komplize im Kampf gegen die kommunistische Subversion". Doch Harry Wind hat sich verdächtig gemacht, soll Geheimnisse über das Schweizer Atomwaffenprogramm an die Russen verraten haben.
"- "Sie haben diesen Geheimbericht in ihrer Funktion als Sekretär der Schweizer Wehrgesellschaft verfasst. Der Bundesrat hat ihn als streng geheim klassifiziert."
– "Das ist richtig."
– "Warum haben sie ihn den Russen weitergegeben?"
- "Über eins bin ich mir noch nicht ganz im Klaren, Herr Rappold, nämlich ob sie mich ins Gefängnis bringen wollen ..."
- "Ich bin nicht ihr Richter. Ich habe mit dem Gefängnis nichts zu tun. Ich ermittle."
– "Ich habe auch einen Standpunkt. Ich möchte nicht ins Gefängnis.""
Welche Rolle spielt Harry Wind wirklich? Die Verhöre und Rappolds Ermittlungen wechseln sich ab. "Manipulation" ist ein Film, der bis auf einige wenige Szenen in fensterlosen, grauen und miefigen Räumen spielt und der trotz der beiden durchaus überzeugenden Schauspielgrößen kein Eigenleben entwickelt. Ganz zu schweigen von Spannungsmomenten, die ein solches Katz- und Maus-Spiel und psychologisches Duell bieten sollte. Nur die penetrante Musik wabert hier bedrohlich.
Dabei greift "Manipulation" das zeitlose und brisante Thema von der politischen Moral auf, das schon der Titel andeutet. Im Kern geht es um die Erfindung eines Bedrohungsszenarios, um staatliche Interessen durchzusetzen. Es kommen einem sofort die folgenreichen Berichte des ehemaligen US-Außenministers Colin Powell über die angebliche Existenz irakischer Massenvernichtungswaffen in den Sinn. In "Manipulation" steckt ein großartiger Film. Er ist nur leider nicht gedreht worden.
"Manipulation" von Pascal Verdosci – erhältlich auf DVD und Blu-ray: Enttäuschend!
"- "Pip hat hier ein Lehrgeld verdient. Hier sind 25 Guineen. Gib sie deinem neuen Meister, Pip! Du bist nun ein Hufschmied."
- "Aber soll ich wieder herkommen?"
– "Nein. Leb wohl, Pip! Du warst ein braver Junge!""
Geschichten von Charles Dickens gehen immer. Ob "Oliver Twist" oder "Eine Weihnachtsgeschichte": Sie alle sind schon Dutzende Male verfilmt worden. Das gilt genauso für Dickens´ vielleicht besten Roman "Große Erwartungen". Die schönste Verfilmung ist bis heute die von David Lean aus dem Jahr 1946. Jetzt hat sich der britische Regisseur Mike Newell der Geschichte von Pip angenommen, einem jungen Mann, der aus bescheidenen Verhältnissen kommt und ein Gentleman werden will. Newell interpretiert "Große Erwartungen" weder neu, noch hat er den sozialkritischen Stoff aktualisiert. Ganz brav bleibt er an der Vorlage kleben und hat das gedreht, was man einen Kostümfilm nennt. In den können jetzt Englischlehrer guten Gewissens ihre Schüler schicken.
"Große Erwartungen" von Mike Newell: Akzeptabel!
"- "Jetzt geht es um die Berliner Ausstellung. Und da brauchen wir 35 bis 40 Arbeiten. Akt."
- "Da sieht man so richtig den 68er-Look am Höschen."
- "Wie siehst du das?"
– "Die sind alle so gut."
– "Eingebildet bist du gar nicht!""
Seine Bilder sind Zeitdokumente aus der DDR. Günter Rössler, heute 86, ist einer der bedeutendsten DDR-Fotografen gewesen. Für die Frauenzeitschrift "Sibylle" hat er regelmäßig die Mode abgelichtet. Aber Rösslers Markenzeichen sollten seine zeitlosen Aktfotografien werden, die sich zu einer eigenständigen Kunstform entwickelt haben.
"Ich will es mal so sagen: Das Mädchen muss mir selbst gefallen haben. Das hat mit Liebelei überhaupt nichts zu tun gehabt. Aber dieses Gefühl, Mensch – dufter Typ! Mit der würdest du gern fotografieren."
Günter Rössler erzählt aus seinem Leben. Und mit ihm erinnern sich Barbara, Jutta und Renate – seine Fotomodelle von damals. "Die Genialität des Augenblicks" ist nicht nur Künstlerporträt, sondern auch ein Film über die DDR, über Nacktsein und Mode. Der ruhige und stimmungsvolle Film richtet den gleichen liebevollen und verehrenden Blick auf Rössler, wie dieser ihn auf seine Modelle hat.
"Die Genialität des Augenblicks – Der Fotograf Günter Rössler" von Fred R. Willitzkat: Empfehlenswert!
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- "Manipulation" von Pascal Verdosci
- "Große Erwartungen" von Mike Newell
- "Die Genialität des Augenblicks – Der Fotograf Günter Rössler" von Fred R. Willitzkat