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Der Mann, der die Zeit fand

Geologie. – Die Erkenntnis, dass die Welt Milliarden Jahre alt ist, ist noch gar nicht so alt. Die Grundlagen der Geowissenschaften wurden, wie für so viele andere Wissenschaften auch, im 18. Jahrhundert gelegt. Und einer der Väter war James Hutton. Über diesen schottischen Gelehrten liegt jetzt eine Biographie mit einigen Schwächen vor.

Von Dagmar Röhrlich | 24.06.2007
    Kennen Sie James Hutton? Nein? Kein Wunder, denn Hutton gehörte im 18. Jahrhundert zwar zu den Gründern der Geologie, ist aber heute fast nur Eingeweihten bekannt. Das möchte der Autor Jack Repcheck ändern und hat deshalb ein Sachbuch über den exzentrischen Wissenschaftler geschrieben. Hutton lebte zu einer Zeit, als allgemein als richtig angesehen wurde, dass Gott die Erde am 23. Oktober 4004 v. Chr. erschaffen hat, an einem Montag, mittags um 12 Uhr. Der Schotte mochte das nicht glauben, und er gehörte zu den ersten Menschen, die sich Gedanken über die wahre Natur der Gesteine machten. Er entwickelte eine Theorie, nach der die Erde viele Millionen Jahre alt sein musste – und nach der die Kräfte, die heute unseren Planeten formen, das schon immer getan haben.

    Um uns einen vergessenen frühen Geologen näher zu bringen, erzählt uns Jack Repcheck Wissenschaftsgeschichte aus schottischer Sicht. Leider unterschlägt er dabei andere wichtige Wegbereiter der Geologie oder haspelt sie – wie etwa den im 17. Jahrhundert lebenden Dänen Nicolaus Steno – in wenigen Abschnitten ab, ohne ihre Bedeutung zu (er)kennen. Vielleicht, weil sonst James Hutton weniger revolutionär erschienen wäre? Für eine Biographie ungewöhnlich, bleibt zudem der Mensch James Hutton erstaunlich blass.

    Das Buch hat aber auch seine Stärken. So sind die Schilderungen Edinburghs, das im 18 Jahrhundert zu den geistigen Zentren Europas gehörte, interessant. Und Repcheck schildert ausführlich, wie die Anhänger Huttons nach seinem Tod versuchten, die Ideen ihres zu Lebzeiten angefeindeten Freundes zu bestätigen – und er schildert, wie Charles Darwin am Tag vor seiner Abreise mit der "Beagle" ein Buch über die Theorie Huttons geschenkt bekommt – ein Buch, das ihm die Augen öffnen sollte. "Der Mann, der die Zeit fand" ist der Versuch, den Beginn einer neuen Wissenschaft darzustellen.

    Jack Repcheck: Der Mann, der die Zeit fand. James Hutton und die Entdeckung der Erdgeschichte
    ISBN 978-3-608-94086-2
    Klett-Cotta, 269 Seiten, 22,50 Euro