In Ostdeutschland backen viele Menschen kleine, aber auch große Brötchen. Das ist nicht aufwändig. Man braucht dafür nur die richtige Backmischung. Da ist dann alles drin für die Brötchen, aber auch für Kuchen und Plätzchen.
Bei Kathi in Halle an der Saale laufen die Abfüllmaschinen auf Hochtouren. Die rotgelbe Marke Kathi steht für die ostdeutschen Backmischungen. Nach der Enteignung und der 1991 erfolgten Reprivatisierung leitet Rainer Thiele das elterliche Unternehmen.
"Kathi ist der älteste Hersteller von Backmischungen in Deutschland. Sie werden in erster Linie hauptsächlich in den neuen Bundesländern vertrieben, das ist unser Home-Mark und das wird auch immer so bleiben. Wir haben aber dabei auch die alten Bundesländer in zunehmenden Maße im Fokus und ich kann sagen sehr erfolgreich. Denn wir haben den höchsten Zuwachs in den alten Bundesländern seit der Reprivatisierung. Kathi ist nach der Wende 1991 reprivatisiert worden und hat mit 32 Beschäftigten 1991 einen Jahresumsatz von 2,8 Millionen Mark gehabt. Wir haben heute eine Umsatzgröße mit 87 Beschäftigten von immerhin 17 Mio. € und wer mal durchrechnet, wird sehr schnell mitbekommen, dass Kathi jährlich zweistellig gewachsen ist."
Rund 85 Prozent des Umsatzes macht Thiele in den neuen Bundesländern. Weitere acht Prozent kommen aus dem Export beispielsweise nach Südamerika, aber auch in die arabischen Länder. Das ist mehr als nach Westdeutschland, wohin bisher magere sieben Prozent fließen.
Insgesamt kann sich die Bilanz des Unternehmens durchaus sehen lassen: Mit den Premium-Backmischungen wächst Kathi in einem rückläufigen Markt - also gegen den Trend. In den neuen Ländern deckt das Unternehmen zwei Drittel des Marktes für Teigmischungen ab und im Segment der Kuchenmischungen sind die Hallenser Marktführer.
Hinter all dem steht Rainer Thiele. Er ist der Vorzeige-Unternehmer in Sachsen-Anhalt. Alle sind ganz stolz auf ihn – der Landesvater und Ministerpräsident Wolfgang Böhmer, die Industrie- und Handelskammern - und der Bundespräsident. Sie haben ihn mit Orden und Auszeichnungen überschüttet. Denn Thiele hat nicht zugewartet, sondern seinen Markt zielstrebig ausgebaut. Mit Erfolg.
Der quirlige, untersetzte Mann betrachtet stolz die modernen Produktionsanlagen in seinem Werk. Er erzählt, dass er bereits nach dem Besuch von Franz Josef Strauß Anfang der achtziger Jahre die Wende voraus sah. Flugs studierte er in Leipzig Marketing und startete so gut vorbereitet in die Nachwendezeit. In seinem Büro hängt zwar eine Umsatzkurve, für Thiele ist aber klar – der Umsatz, das ist längst nicht alles.
"Ich orientiere mich nicht nur am Umsatz, ich sage immer Umsatz ist für mich Eitelkeit, Cash Flow ist für mich Gesundheit. Ich möchte auf unserem Home-Markt das Geld erwirtschaften, um dann in den alten Bundesländern, in den Märkten vor Ort, eine entsprechende Verbraucherwerbung durchführen zu können.
Es gibt viele Handelsketten, die sehr wohlwollend wissen, das ein rein ostdeutsches Unternehmen – und das muss ich immer wieder betonen -, ich habe keinen Partner, und das ist schon ein Unterschied, gerade in finanzieller Hinsicht - durchaus bereit sind, uns zu machbaren Bedingungen, die Möglichkeit einzuräumen uns vorzustellen.
Aber leider gibt es auch einige Handelsketten, die die Eintrittshürden, sprich die Eintrittsgebühren, so hoch legen, dass es sich vornherein verbietet, da überhaupt noch einen weiteren Gedanken zu verwenden. Das heißt also, wir müssen Listungsgebühren bezahlen. Das ist aber erst der Beginn, dann gibt es noch Forderungen und da kann ich nur sagen: Open end – offen!"
Open end, offen, sagt Rainer Thiele und meint damit: Nach Schätzungen von Insidern soll es im Handel über 100 verschiedene Lieferanten-Gebühren geben. Die heißen kurz gefasst WKZ, also Werbekostenzuschüsse. Mal zahlt der Lieferant für einen Konkurrenzausschluss, mal einen Rabatt für eine Hochzeit. Dabei ist es nebensächlich, ob damit eine Unternehmensfusion, oder die Hochzeit des Juniorchefs gemeint ist. Fest steht: Wer als Produzent in die begehrten Regale will, muss zahlen. Irgendwie und irgendwas. Wer drin bleiben will auch.
Ein anderes Problem mittelständisch geprägter Unternehmen ist die zu geringe Eigenkapitalquote. Die ist zwar im Westen schon nicht hoch, im Osten aber noch niedriger, wie auch der Kathi-Chef zu berichten weiß:
"Ich unterscheide zwischen reinen ostdeutschen Unternehmen und Unternehmen, die zwar hier in den neuen Bundesländern ansässig sind, die aber sehr schnell nach der Wende irgendwie einen westlichen Partner hatten, egal welcher Größe.
Jede Medaille hat zwei Seiten. Wenn sie einen Partner haben, verfügen Sie natürlich über eine ganz andere Finanzausstattung, als wenn sie ein reines ostdeutsches Unternehmen sind. Das drückt sich vor allen Dingen in einer sehr niedrigen Eigenkapitalquote aus, die bekannterweise bei den ostdeutschen Unternehmen zwischen sechs und acht Prozent liegt. Der Bundesdurchschnitt liegt aber zwischen sechzehn und achtzehn Prozent. Wer es nicht verstanden hat, sich hier eine entsprechende Eigenkapitalquote aufzubauen, wird früher oder später sehr gefährdet sein. Sie wissen, der Wettbewerb wird immer härter und wenn ich nur an die Globalisierung denke, wird sich dieser Prozess sogar noch beschleunigen. Wenn Sie da nicht irgendwie gewisse Reserven haben, dann kann es nachher für die Unternehmen mit der Luft sehr schnell sehr dünn werden."
Und dünne Luft wird dann schnell zur dicken Luft. Geht den Unternehmen dann die sprichwörtliche Puste aus, ist aber nicht immer der Markt daran schuld. Im Gegenteil: Häufig manövrieren sich Unternehmer durch das eigene Fehlverhalten ins Aus. Thiele hatte dies frühzeitig erkannt und hält mit seinem eigenen Konzept dagegen. Kathi will solide und Step-by-Step wachsen.
"Für mich war immer erst mal wichtig, dass ich mir einen hohen Kapitalstock aufbaue. Natürlich wissend dessen, dass ich damit viele andere Dinge entbehren muss. Und sie können sich vorstellen, das war natürlich ein ganz andere Ausgangsbasis zur Bank zu gehen mit schwarzen Zahlen, als mit roten. Und deshalb zähle ich zu den ganz wenigen Unternehmen, die mit den Banken auch keine Probleme hatten."
Keine Probleme mit den Banken und dem Markt, kurzum: die Produktion für die rot-gelben Backmischungen ist gut ausgelastet in Halle an der Saale. Das moderne Firmengebäude ist durchgängig in den Markenfarben gestylt. Vor einigen Wochen wurde ein neues Logistikzentrum eingeweiht. Ebenfalls rot-gelb, versteht sich. Bleibt die Frage: Gibt es eine Kurzformel für dieses Erfolgsrezept?
"Ich kann's in einem einfachen Satz ausdrücken. Ohne Moos ist nichts los. Das war so, das ist so und das wird auch künftig weiterhin so sein."
Bei Kathi in Halle an der Saale laufen die Abfüllmaschinen auf Hochtouren. Die rotgelbe Marke Kathi steht für die ostdeutschen Backmischungen. Nach der Enteignung und der 1991 erfolgten Reprivatisierung leitet Rainer Thiele das elterliche Unternehmen.
"Kathi ist der älteste Hersteller von Backmischungen in Deutschland. Sie werden in erster Linie hauptsächlich in den neuen Bundesländern vertrieben, das ist unser Home-Mark und das wird auch immer so bleiben. Wir haben aber dabei auch die alten Bundesländer in zunehmenden Maße im Fokus und ich kann sagen sehr erfolgreich. Denn wir haben den höchsten Zuwachs in den alten Bundesländern seit der Reprivatisierung. Kathi ist nach der Wende 1991 reprivatisiert worden und hat mit 32 Beschäftigten 1991 einen Jahresumsatz von 2,8 Millionen Mark gehabt. Wir haben heute eine Umsatzgröße mit 87 Beschäftigten von immerhin 17 Mio. € und wer mal durchrechnet, wird sehr schnell mitbekommen, dass Kathi jährlich zweistellig gewachsen ist."
Rund 85 Prozent des Umsatzes macht Thiele in den neuen Bundesländern. Weitere acht Prozent kommen aus dem Export beispielsweise nach Südamerika, aber auch in die arabischen Länder. Das ist mehr als nach Westdeutschland, wohin bisher magere sieben Prozent fließen.
Insgesamt kann sich die Bilanz des Unternehmens durchaus sehen lassen: Mit den Premium-Backmischungen wächst Kathi in einem rückläufigen Markt - also gegen den Trend. In den neuen Ländern deckt das Unternehmen zwei Drittel des Marktes für Teigmischungen ab und im Segment der Kuchenmischungen sind die Hallenser Marktführer.
Hinter all dem steht Rainer Thiele. Er ist der Vorzeige-Unternehmer in Sachsen-Anhalt. Alle sind ganz stolz auf ihn – der Landesvater und Ministerpräsident Wolfgang Böhmer, die Industrie- und Handelskammern - und der Bundespräsident. Sie haben ihn mit Orden und Auszeichnungen überschüttet. Denn Thiele hat nicht zugewartet, sondern seinen Markt zielstrebig ausgebaut. Mit Erfolg.
Der quirlige, untersetzte Mann betrachtet stolz die modernen Produktionsanlagen in seinem Werk. Er erzählt, dass er bereits nach dem Besuch von Franz Josef Strauß Anfang der achtziger Jahre die Wende voraus sah. Flugs studierte er in Leipzig Marketing und startete so gut vorbereitet in die Nachwendezeit. In seinem Büro hängt zwar eine Umsatzkurve, für Thiele ist aber klar – der Umsatz, das ist längst nicht alles.
"Ich orientiere mich nicht nur am Umsatz, ich sage immer Umsatz ist für mich Eitelkeit, Cash Flow ist für mich Gesundheit. Ich möchte auf unserem Home-Markt das Geld erwirtschaften, um dann in den alten Bundesländern, in den Märkten vor Ort, eine entsprechende Verbraucherwerbung durchführen zu können.
Es gibt viele Handelsketten, die sehr wohlwollend wissen, das ein rein ostdeutsches Unternehmen – und das muss ich immer wieder betonen -, ich habe keinen Partner, und das ist schon ein Unterschied, gerade in finanzieller Hinsicht - durchaus bereit sind, uns zu machbaren Bedingungen, die Möglichkeit einzuräumen uns vorzustellen.
Aber leider gibt es auch einige Handelsketten, die die Eintrittshürden, sprich die Eintrittsgebühren, so hoch legen, dass es sich vornherein verbietet, da überhaupt noch einen weiteren Gedanken zu verwenden. Das heißt also, wir müssen Listungsgebühren bezahlen. Das ist aber erst der Beginn, dann gibt es noch Forderungen und da kann ich nur sagen: Open end – offen!"
Open end, offen, sagt Rainer Thiele und meint damit: Nach Schätzungen von Insidern soll es im Handel über 100 verschiedene Lieferanten-Gebühren geben. Die heißen kurz gefasst WKZ, also Werbekostenzuschüsse. Mal zahlt der Lieferant für einen Konkurrenzausschluss, mal einen Rabatt für eine Hochzeit. Dabei ist es nebensächlich, ob damit eine Unternehmensfusion, oder die Hochzeit des Juniorchefs gemeint ist. Fest steht: Wer als Produzent in die begehrten Regale will, muss zahlen. Irgendwie und irgendwas. Wer drin bleiben will auch.
Ein anderes Problem mittelständisch geprägter Unternehmen ist die zu geringe Eigenkapitalquote. Die ist zwar im Westen schon nicht hoch, im Osten aber noch niedriger, wie auch der Kathi-Chef zu berichten weiß:
"Ich unterscheide zwischen reinen ostdeutschen Unternehmen und Unternehmen, die zwar hier in den neuen Bundesländern ansässig sind, die aber sehr schnell nach der Wende irgendwie einen westlichen Partner hatten, egal welcher Größe.
Jede Medaille hat zwei Seiten. Wenn sie einen Partner haben, verfügen Sie natürlich über eine ganz andere Finanzausstattung, als wenn sie ein reines ostdeutsches Unternehmen sind. Das drückt sich vor allen Dingen in einer sehr niedrigen Eigenkapitalquote aus, die bekannterweise bei den ostdeutschen Unternehmen zwischen sechs und acht Prozent liegt. Der Bundesdurchschnitt liegt aber zwischen sechzehn und achtzehn Prozent. Wer es nicht verstanden hat, sich hier eine entsprechende Eigenkapitalquote aufzubauen, wird früher oder später sehr gefährdet sein. Sie wissen, der Wettbewerb wird immer härter und wenn ich nur an die Globalisierung denke, wird sich dieser Prozess sogar noch beschleunigen. Wenn Sie da nicht irgendwie gewisse Reserven haben, dann kann es nachher für die Unternehmen mit der Luft sehr schnell sehr dünn werden."
Und dünne Luft wird dann schnell zur dicken Luft. Geht den Unternehmen dann die sprichwörtliche Puste aus, ist aber nicht immer der Markt daran schuld. Im Gegenteil: Häufig manövrieren sich Unternehmer durch das eigene Fehlverhalten ins Aus. Thiele hatte dies frühzeitig erkannt und hält mit seinem eigenen Konzept dagegen. Kathi will solide und Step-by-Step wachsen.
"Für mich war immer erst mal wichtig, dass ich mir einen hohen Kapitalstock aufbaue. Natürlich wissend dessen, dass ich damit viele andere Dinge entbehren muss. Und sie können sich vorstellen, das war natürlich ein ganz andere Ausgangsbasis zur Bank zu gehen mit schwarzen Zahlen, als mit roten. Und deshalb zähle ich zu den ganz wenigen Unternehmen, die mit den Banken auch keine Probleme hatten."
Keine Probleme mit den Banken und dem Markt, kurzum: die Produktion für die rot-gelben Backmischungen ist gut ausgelastet in Halle an der Saale. Das moderne Firmengebäude ist durchgängig in den Markenfarben gestylt. Vor einigen Wochen wurde ein neues Logistikzentrum eingeweiht. Ebenfalls rot-gelb, versteht sich. Bleibt die Frage: Gibt es eine Kurzformel für dieses Erfolgsrezept?
"Ich kann's in einem einfachen Satz ausdrücken. Ohne Moos ist nichts los. Das war so, das ist so und das wird auch künftig weiterhin so sein."