Montag, 29. April 2024

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Der Pianist Arturo Benedetti Michelangeli
Mimose und Perfektionist

Legendäre Konzertabsagen oder gefürchtete Empfindlichkeiten: Arturo Benedetti Michelangeli war ein überaus sensibler Interpret und galt unter Konzertmanagern als schwieriger Sonderling. Gleichzeitig richtete er an sich höchste Ansprüche, schien dabei aber nie so recht darauf zu vertrauen, ihnen auch gerecht werden zu können.

Von Christoph Vratz | 11.06.2015
    Arturo Benedetti Michelangeli schätzte die sterile Atmosphäre des Studios, um in ihr das möglichst perfekte Ergebnis abzuliefern. Aber ausgerechnet in einer Liveaufführung, die immer Risiken und Nebenwirkungen birgt, gelang ihm das Maximum. Bei einem Konzert 1965 spielte er das Klavierkonzert von Edvard Grieg und lieferte eine bis heute maßstabsetzende Interpretation. So kühn, so risikoreich ist dieses Werk wohl nie wieder gedeutet worden. Benedetti Michelangeli hat stets ein relativ schmales Repertoire bedient. Seine Schwerpunkte waren Miniaturen von Scarlatti, einige Sonaten von Beethoven, eine Auslese der Werke von Chopin und Schumann und immer wieder die Klangwelten von Claude Debussy. 1920 in Brescia geboren, entschied sich ABM, wie er von seinen Anhängern gern genannt wird, zunächst für die Medizin bevor er eine Künstlerkarriere in Betracht zog.