Montag, 29. April 2024

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Der Pianist Claudio Arrau
Plädoyer für Authentizität

Der 23-jährige Claudio Arrau hatte 1926 beim Internationalen Klavier-Wettbewerb in Genf nur wenige Takte gespielt, da tat niemand geringerer als der legendäre Alfred Cortot sein Erstaunen kund: "Cela, c’est un pianiste!" - "Das ist ein Pianist!"

Von Elisabeth Richter | 09.06.2016
    Der chilenische Pianist Claudio Arrau sitzt an einem Flügel
    Konsequent im Dienst der Musik: Claudio Arrau (Imago / Marcellox Mencarini / Leemage)
    Der in Chile geborene Arrau trat schon mit fünf Jahren erstmals öffentlich auf. Mit einem Stipendium der chilenischen Regierung konnte er ab 1913 bei dem Liszt-Schüler Martin Krause in Berlin studieren. Im Zentrum seines Repertoires standen die großen Komponisten der Klassik und Romantik: Beethoven, Schumann, Chopin oder Liszt. Zeitlebens wirkte Claudio Arrau auch als Lehrer. Er war ein Künstler, der sich neben der Musik für die kulturellen und geistigen Strömungen seiner Zeit interessierte. Ein Kunstwerk, sagte Arrau, solle einem Künstler nie als Vorwand dafür dienen, seinen Gefühlen Luft zu machen. Der Interpret habe die heilige Pflicht, die Gedanken des Komponisten, dessen Werk er interpretiere, unverfälscht wiederzugeben. Äußerer Glanz und mediale Aufmerksamkeit hatten für Arrau wenig Bedeutung. Ihm ging es immer um die Musik selbst.