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Der Preis für Lebensmittel

Die Erntebilanz des Deutschen Bauernverbands ist für Verbraucher genauso interessant wie für Landwirte. Denn eine schlechte Ernte hat Auswirkungen auf die Lebensmittelpreise.

Von Dieter Nürnberger |
    Vor ein paar Wochen noch hatte der Deutsche Bauernverband recht schwarz gesehen, doch letztendlich habe das Wetter vielerorts dann doch mitgespielt. Die Getreideernte 2012 sei generell recht ordentlich, sagt Verbandspräsident Joachim Rukwied. Hier unterscheide sich Deutschland und auch Europa von vielen anderen Regionen in der Welt, wo mitunter Dürreperioden die Ernteerträge deutlich reduziert haben.

    "Wir gehen davon aus, dass in Deutschland rund 43,8 Millionen Tonnen Getreide geerntet werden. Ein Blick auf die EU: Hier rechnen wir mit knapp 280 Millionen Tonnen – ein guter Mittelwert. Die Versorgung ist gesichert. Deutschland und Europa tragen dazu bei, dass sich die Getreidemärkte wirklich entspannen können."

    Die Getreideernte in Deutschland fällt zwar besser aus als vor einem Jahr, ein Plus von knapp fünf Prozent, doch ist sie im langfristigen Mittel leicht unter dem Durchschnitt.

    Global gesehen wird es aufgrund von Ernteausfällen vor allem in den USA zunächst einmal sinkende Lagerbestände geben. Und somit auch steigende Preise beim Getreide. Für viele Landwirte eine gute Nachricht – allerdings werden auch die Futtermittelpreise bei der Tierhaltung steigen. Bauernverbandspräsident Rukwied geht generell von steigenden Lebensmittelpreisen hierzulande aus.

    "Es ist aber nicht so, dass die Ackerbauern jetzt wirklich gutes Geld verdienen. Denn wir haben einen sehr starken Anstieg der Betriebsmittelkosten – insbesondere Energie und auch bei den Maschinen. Insofern ist es notwendig, dass wir auch ein anderes Preisniveau haben, als wir es noch vor zwei Jahren hatten."

    Über das konkrete Ausmaß künftiger Preissteigerungen konnte Rukwied keine Angaben machen, sie würden aber – so wörtlich – "nicht durch die Decke gehen". Der Bundesverband des Lebensmittelhandels erklärte allerdings, die Preise würden sich letztendlich am Markt abbilden, das sei aber überwiegend Sache der beteiligten Unternehmen.

    Der Deutsche Bauernverband trat zudem Befürchtungen entgegen, dass die Nutzung von Energiepflanzen auf den Äckern die Lebensmittelproduktion verknappen oder zurückdrängen würde. In Deutschland werden derzeit 18 Prozent der Flächen für die Energieproduktion genutzt, überwiegend durch den Anbau von Raps und Mais. Das ist im internationalen Vergleich eine recht hohe Quote, laut Bauernverband aber hierzulande noch ein "gesundes Maß".

    "Wir können beides: Teller und Tank. Auch das ist eine klare Botschaft. Die Diskussion, die im Moment geführt wird, ist für mich schlichtweg nicht nachvollziehbar."

    Joachim Rukwied spricht sich somit gegen die Forderung von Bundesentwicklungsminister Dirk Niebel (FDP) aus, der einen Verkaufsstopp für den Biosprit E10 gefordert hat, hier gilt eine zehnprozentige Bioethanol-Beimischungspflicht. Auch einige Umweltverbände fordern eine Neuberwertung der Ausbauziele für Biomasse.