Ölklumpen tauchten vor knapp zwei Wochen an der Küste der Vendée auf: nur zwei Tonnen! Sofort war die Erinnerung an die Erika wieder hellwach. Der marode Tanker war 70 Kilometer vor der bretonischen Küste im Sturm auseinandergebrochen. Das war am 12. Dezember 1999. Die Bescherung kam pünktlich zu Weihnachten: zwei Drittel seiner Ladung verseuchten 400 Kilometer Strände. 19.000 Tonnen schweres Heizöl der Stufe zwei gelangten ins Meer und vor allem an die Küste. 150.000 Seevögel verendeten.
"Eine 50-Zentimeter-Ölschicht lag am Strand der Cotes Sauvages," erinnert sich der Fischhändler Thierry Michel. "Die Schalentiere und Fische waren ungenießbar, obwohl die Boote zum Fischen weiter herausfahren."
Die malerische Felsküste mit ihren Sandbuchten ist längst wieder sauber und Thierry Michel verkaufte schon im Sommer danach wieder Fisch an Touristen. Allenfalls in den untersten Sandschichten tauchen heute noch gelegentlich schwarze Klümpchen auf. Die können aber auch von der Unsitte der Schiffe herrühren, ihre Tanks auf hoher See mal kurz zu reinigen – was wohl auch die Ursache der jüngsten Verschmutzung war.
"Alle, die sich damals gemeldet haben, sind entschädigt worden," hebt der konservative Bürgermeister von La Baule, Yves Métaireau hervor."Das kann natürlich keine Rechtfertigung für eine derartige Katastrophe sein, aber es zeigt auch, dass die Solidarität auf allen Ebenen gegriffen hat und wir das Trauma jener Zeit überwunden haben.""
Wirklich? Das juristische Nachspiel ist alles andere als beendet, viele – wie Fischhändler Thierry Michel sind nicht, andere nur unzureichend entschädigt worden. Auch heutzutage bleiben noch viele Fragen bezüglich der Sicherheit der Tanker offen. Die Katastrophe der "Erika" hat wohl aber das Bewusstsein geschärft. Zum ersten Mal in französischer Rechtsprechung wurde ein Präzedenzfall geschaffen: Der Verschmutzer wurde zur Zahlung verurteilt. Zur Genugtuung der Leidtragenden, wie der Meersalzproduzenten. Marie Therèse Haumont:
""Für den Umweltschutz verfügen wir jetzt über ein solides Element, auf das sich jeder stützen kann. Jetzt können wir alle internationalen Regeln, nach denen der Verschmutzer zahlt, in französisches Recht umwandeln."
Wer aber war der Verursacher, der Schuldige im Falle der Erika? Nicht der Kapitän! Das Pariser Gericht hat vor knapp zwei Jahren wohl aber den Auftraggeber "Total" und das italienische Schiffsregister RINA zur Höchststrafe von je 375.000 Euro, den Reeder und den Schiffseigner zu 75.000 Euro Strafe verurteilt. Überdies wurde Schadensersatz in Höhe von 192 Millionen festgelegt. Die Verurteilten haben jedoch Berufung eingelegt. Total bot an, die Entschädigung zu zahlen, ohne die Schuld anzuerkennen, zusätzlich zu den 200 Millionen, die damals für die Aufräumarbeiten und das Leerpumpen des "Erika"-Wracks aufgewendet wurden.
"Man hätte nicht wissen können, dass die unter maltesischer Flagge segelnde 25 Jahre alte Erika Mängel aufweise,"
… erläutert Anwalt Soulez Larivière die Position des Konzerns. Die Korrosion freilich war zuvor anderweitig festgestellt worden: Dennoch hatte das Schiff eine Zulassung von der italienischen Reederei erhalten. Mangelnde Sorgfalt – Fahrlässigkeit? Das Gericht hat jedenfalls der Auftrag gebenden Ölfirma eine Mitverantwortung gegeben. Das Berufungsurteil fällt am 30. März. Gezahlt hat der Ölmulti "Total", der sich stets in der Rolle des perfekten Sündenbockes wähnte, bislang 170 der fälligen 192 Millionen Euro Entschädigung. Allein 153 gingen an den Staat für die beispiellose Aufräumarbeit an den Stränden, an der auch unzählige Freiwillige teilnahmen. Einige Zivilkläger hatten das Angebot des Ölmultis nicht angenommen: Insgesamt hatten sie nämlich eine Milliarde Euro Entschädigung gefordert: Alle erwarten mit Spannung jetzt die Entscheidung des Berufungsgerichtes, gegen das freilich auch wieder Berufung eingelegt werden kann. Beruhigend immerhin, dass die Strände der Bretagne und der Vendée längst wieder ihre raue Schönheit und Idylle zur Schau tragen und die schwarze Pest von vor zehn Jahren nur noch ein böser Alptraum scheint.
"Eine 50-Zentimeter-Ölschicht lag am Strand der Cotes Sauvages," erinnert sich der Fischhändler Thierry Michel. "Die Schalentiere und Fische waren ungenießbar, obwohl die Boote zum Fischen weiter herausfahren."
Die malerische Felsküste mit ihren Sandbuchten ist längst wieder sauber und Thierry Michel verkaufte schon im Sommer danach wieder Fisch an Touristen. Allenfalls in den untersten Sandschichten tauchen heute noch gelegentlich schwarze Klümpchen auf. Die können aber auch von der Unsitte der Schiffe herrühren, ihre Tanks auf hoher See mal kurz zu reinigen – was wohl auch die Ursache der jüngsten Verschmutzung war.
"Alle, die sich damals gemeldet haben, sind entschädigt worden," hebt der konservative Bürgermeister von La Baule, Yves Métaireau hervor."Das kann natürlich keine Rechtfertigung für eine derartige Katastrophe sein, aber es zeigt auch, dass die Solidarität auf allen Ebenen gegriffen hat und wir das Trauma jener Zeit überwunden haben.""
Wirklich? Das juristische Nachspiel ist alles andere als beendet, viele – wie Fischhändler Thierry Michel sind nicht, andere nur unzureichend entschädigt worden. Auch heutzutage bleiben noch viele Fragen bezüglich der Sicherheit der Tanker offen. Die Katastrophe der "Erika" hat wohl aber das Bewusstsein geschärft. Zum ersten Mal in französischer Rechtsprechung wurde ein Präzedenzfall geschaffen: Der Verschmutzer wurde zur Zahlung verurteilt. Zur Genugtuung der Leidtragenden, wie der Meersalzproduzenten. Marie Therèse Haumont:
""Für den Umweltschutz verfügen wir jetzt über ein solides Element, auf das sich jeder stützen kann. Jetzt können wir alle internationalen Regeln, nach denen der Verschmutzer zahlt, in französisches Recht umwandeln."
Wer aber war der Verursacher, der Schuldige im Falle der Erika? Nicht der Kapitän! Das Pariser Gericht hat vor knapp zwei Jahren wohl aber den Auftraggeber "Total" und das italienische Schiffsregister RINA zur Höchststrafe von je 375.000 Euro, den Reeder und den Schiffseigner zu 75.000 Euro Strafe verurteilt. Überdies wurde Schadensersatz in Höhe von 192 Millionen festgelegt. Die Verurteilten haben jedoch Berufung eingelegt. Total bot an, die Entschädigung zu zahlen, ohne die Schuld anzuerkennen, zusätzlich zu den 200 Millionen, die damals für die Aufräumarbeiten und das Leerpumpen des "Erika"-Wracks aufgewendet wurden.
"Man hätte nicht wissen können, dass die unter maltesischer Flagge segelnde 25 Jahre alte Erika Mängel aufweise,"
… erläutert Anwalt Soulez Larivière die Position des Konzerns. Die Korrosion freilich war zuvor anderweitig festgestellt worden: Dennoch hatte das Schiff eine Zulassung von der italienischen Reederei erhalten. Mangelnde Sorgfalt – Fahrlässigkeit? Das Gericht hat jedenfalls der Auftrag gebenden Ölfirma eine Mitverantwortung gegeben. Das Berufungsurteil fällt am 30. März. Gezahlt hat der Ölmulti "Total", der sich stets in der Rolle des perfekten Sündenbockes wähnte, bislang 170 der fälligen 192 Millionen Euro Entschädigung. Allein 153 gingen an den Staat für die beispiellose Aufräumarbeit an den Stränden, an der auch unzählige Freiwillige teilnahmen. Einige Zivilkläger hatten das Angebot des Ölmultis nicht angenommen: Insgesamt hatten sie nämlich eine Milliarde Euro Entschädigung gefordert: Alle erwarten mit Spannung jetzt die Entscheidung des Berufungsgerichtes, gegen das freilich auch wieder Berufung eingelegt werden kann. Beruhigend immerhin, dass die Strände der Bretagne und der Vendée längst wieder ihre raue Schönheit und Idylle zur Schau tragen und die schwarze Pest von vor zehn Jahren nur noch ein böser Alptraum scheint.