Freitag, 19. April 2024

Der Tag
Das Sterben der Anderen

Hunderte Menschen ertrinken jeden Monat im Mittelmeer - auch weil die freiwilligen Seenotretter ausgebremst werden. Warum gibt es keinen Aufschrei? Und: Warum über den Wechsel am US-Supreme Court in Deutschland mehr berichtet wird, als über den am Bundesverfassungsgericht.

Von Sarah Zerback | 10.07.2018
    Migranten gehen von Bord des Schiffs "Lifeline" im Hafen von Valletta, Malta.
    Statt Menschen in Seenot zu retten, warten viele freiwillige Helfer gerade im Hafen von Valletta darauf, wieder in See stechen zu dürfen (AFP / Matthew Mirabelli)
    Kein einziges Schiff der freiwilligen Helfer kreuzt gerade auf dem Mittelmeer, um Menschen das Leben zu retten. Justiz und Politik machen den Seenotrettern das Leben schwer. Um sie zu unterstützen - und damit natürlich vor allem die Flüchtlinge - sammeln Prominente wie Jan Böhmermann und Klaas Heufer-Umlauf grad fleißig Spenden. Rund 400.000 Euro sind so schon in wenigen Tagen zusammengekommen. Das zeigt: Es gibt sie also, die Anteilnahme. Die ist aber gar nicht immer einfach zu bekommen, sagt Gorden Isler von der Organisation Sea-Eye. Zu viele Schicksale, zu große Opferzahlen und zu wenig Geschichten dahinter - so erklärt er sich das. Das sei menschlich durchaus verständlich. Der Seenotretter wünscht sich aber, dass es nicht erst zur Katastrophe kommen muss, bis Medien und Öffentlichkeit hinschauen - und handeln.
    Donald Trump baut fix den Supreme Court um – mit Richtern an der Spitze, die ganz auf seiner konservativen Linie sind. Heute hat er seinen Wunschkandidaten Brett Kavanaugh nominiert. Auch in deutschen Medien ist das ein Riesenthema. Obwohl es zeitgleich auch am Bundesverfassungsgericht wichtige Wechsel gibt, die eher unter der Wahrnehmungsschwelle stattfinden. "Politische Tradition" und ein anderes "Richterbild", sagt Stephan Detjen, Jurist und Leiter des Deutschlandfunk-Hauptstadtstudios. Zwar spiele auch hier Parteinähe eine Rolle, im Unterschied zu den USA müsse in Deutschland aber bei der Ernennung ein hoher Konsens erzielt werden. Er sieht aber noch ein ganz anderes Problem, das gerade durch die neue Stärke der Populisten, schnell behoben werden sollte.
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