Das wäre er doch, der ultimative Kick, da würden dann selbst madenfressende Dschungelcamper ziemlich alt aussehen, wenn man das hinbekommen würde, den Selbstmord vor der Kamera, live und in voller Länge:
"Willkommen bei der umstrittensten Sendung aller Zeiten: die Kunst der Unterhaltung. Die einzige echte Selbstmordshow auf diesem Planeten. Wir haben die Grenze von 100 Millionen Zuschauern überschritten und hoffen heute 110 Millionen zu erreichen. Wir werden jetzt in 74 Länder ausgestrahlt ... Live ... Was für ein Wort bei einer Sendung, in der jemand sterben wird."
Das ist der Plot, doch Jan Lauwers wäre nicht Jan Lauwers würde er sich mit diesem Coup zufriedengeben, und so schickt er als Selbstmordkandidaten ausgerechnet einen Schauspieler ins Rennen und thematisiert damit zugleich das Theater und die Kunst selbst. Denn so ganz nebenbei heißt der Meisterkoch, der für den Kandidaten die Henkersmahlzeit kocht, mal eben Duchamp und damit genauso wie derjenige, der mit seinem Urinal als Objekt die Kunst schlechthin revolutionierte. Das letzte Mal besteht aus einer lebenden Tänzerin und wird damit zum Opferritus und zugleich ist der Selbstmord die letzte und größtmögliche Freiheit des Menschen.
Anspielungsreich fächert Lauwers einen ganzen Themenkomplex in seinem neusten Stück auf und stellt dabei zugleich den Ort, an dem dieses Stück stattfindet infrage. Denn während der Schauspieler Michael König als Burgtheatergröße im Mittelpunkt steht, während Lauwers zusammen mit seiner Needcompany seit der letzten Spielzeit Artist in Residence an eben diesem Burgtheater ist, ist dieses Burgtheater zugleich der Hort schlechthin einer Abend für Abend reproduzierenden Schauspielkunst. Diese Reproduktion aber ist es, die Lauwers mit seinen Stücken schon immer unterwandert hat, und so stört und zerstört er auch diesmal wieder jenes Spiel, das etwa Gefühl vortäuschen will oder sich sonst in der herkömmlichen Schauspielkunst verliert.
"Are you sure about this. Is everything clear? I can't stand this… Okay I just thought a bit of emotion ... Okay lets start!"
100 Millionen Zuschauer als ein großer Big Brother, dem Gefühl nur vorgetäuscht wird. Mit "Die Kunst der Unterhaltung" bespiegelt Jan Lauwers natürlich nicht nur das Theater, sondern zugleich eine Gesellschaft, deren Gegenwart zu einer reinen Realityshow im Fernsehformat verkommen ist. Dabei ist seine neueste Produktion höchst amüsant anzusehen, präsentiert von Lauwers potenter Muse Viviane de Muynck als diabolischem Vamp, mischen sich da Burgtheaterschauspieler unter die darstellenden Tänzer der Needcompany, die mit ihrem Charme und Willen zum Slapstick jegliche Schwerlastigkeit wegtanzen und dem Projekt eine freche Leichtigkeit verleihen. Dabei ist die Bühne des Wiener Akademietheaters tatsächlich wie eine Showbühne eingerichtet: es gibt die Auftrittstreppe, die lässigen Barhocker, es gibt die Kochshowküche für das letzte Mal, es gibt eine Kamera mit der eine Tänzerin ihre eigene Sicht der Dinge auf Monitore projiziert und so hat sich Lauwers wieder einmal eine Bühne gebaut, auf der sein Spiel auf den verschiedensten Ebenen, sein sich Durchkreuzen, Stören, Dekonstruieren, Kommentieren der verschiedensten Mittel möglich ist. Dass der Schauspieler natürlich nicht stirbt, ist da nur selbstverständlich, wie sollte er auch, er, der Burgschauspieler Michael König, der schon tausend Tode gestorben ist, kann doch nicht so einfach wirklich sterben, und so steht er denn auch wieder auf, alles nur Theater, alles Show, wie im richtigen Leben.
"Willkommen bei der umstrittensten Sendung aller Zeiten: die Kunst der Unterhaltung. Die einzige echte Selbstmordshow auf diesem Planeten. Wir haben die Grenze von 100 Millionen Zuschauern überschritten und hoffen heute 110 Millionen zu erreichen. Wir werden jetzt in 74 Länder ausgestrahlt ... Live ... Was für ein Wort bei einer Sendung, in der jemand sterben wird."
Das ist der Plot, doch Jan Lauwers wäre nicht Jan Lauwers würde er sich mit diesem Coup zufriedengeben, und so schickt er als Selbstmordkandidaten ausgerechnet einen Schauspieler ins Rennen und thematisiert damit zugleich das Theater und die Kunst selbst. Denn so ganz nebenbei heißt der Meisterkoch, der für den Kandidaten die Henkersmahlzeit kocht, mal eben Duchamp und damit genauso wie derjenige, der mit seinem Urinal als Objekt die Kunst schlechthin revolutionierte. Das letzte Mal besteht aus einer lebenden Tänzerin und wird damit zum Opferritus und zugleich ist der Selbstmord die letzte und größtmögliche Freiheit des Menschen.
Anspielungsreich fächert Lauwers einen ganzen Themenkomplex in seinem neusten Stück auf und stellt dabei zugleich den Ort, an dem dieses Stück stattfindet infrage. Denn während der Schauspieler Michael König als Burgtheatergröße im Mittelpunkt steht, während Lauwers zusammen mit seiner Needcompany seit der letzten Spielzeit Artist in Residence an eben diesem Burgtheater ist, ist dieses Burgtheater zugleich der Hort schlechthin einer Abend für Abend reproduzierenden Schauspielkunst. Diese Reproduktion aber ist es, die Lauwers mit seinen Stücken schon immer unterwandert hat, und so stört und zerstört er auch diesmal wieder jenes Spiel, das etwa Gefühl vortäuschen will oder sich sonst in der herkömmlichen Schauspielkunst verliert.
"Are you sure about this. Is everything clear? I can't stand this… Okay I just thought a bit of emotion ... Okay lets start!"
100 Millionen Zuschauer als ein großer Big Brother, dem Gefühl nur vorgetäuscht wird. Mit "Die Kunst der Unterhaltung" bespiegelt Jan Lauwers natürlich nicht nur das Theater, sondern zugleich eine Gesellschaft, deren Gegenwart zu einer reinen Realityshow im Fernsehformat verkommen ist. Dabei ist seine neueste Produktion höchst amüsant anzusehen, präsentiert von Lauwers potenter Muse Viviane de Muynck als diabolischem Vamp, mischen sich da Burgtheaterschauspieler unter die darstellenden Tänzer der Needcompany, die mit ihrem Charme und Willen zum Slapstick jegliche Schwerlastigkeit wegtanzen und dem Projekt eine freche Leichtigkeit verleihen. Dabei ist die Bühne des Wiener Akademietheaters tatsächlich wie eine Showbühne eingerichtet: es gibt die Auftrittstreppe, die lässigen Barhocker, es gibt die Kochshowküche für das letzte Mal, es gibt eine Kamera mit der eine Tänzerin ihre eigene Sicht der Dinge auf Monitore projiziert und so hat sich Lauwers wieder einmal eine Bühne gebaut, auf der sein Spiel auf den verschiedensten Ebenen, sein sich Durchkreuzen, Stören, Dekonstruieren, Kommentieren der verschiedensten Mittel möglich ist. Dass der Schauspieler natürlich nicht stirbt, ist da nur selbstverständlich, wie sollte er auch, er, der Burgschauspieler Michael König, der schon tausend Tode gestorben ist, kann doch nicht so einfach wirklich sterben, und so steht er denn auch wieder auf, alles nur Theater, alles Show, wie im richtigen Leben.