Diese Stelle, dieser pathetische Zweifel an der Universalität der Musik, die ihm alles bedeutete, sei es gewesen, so Elgar, weswegen er beschloß, Newmans Gedicht als Oratorium zu vertonen. Und es ist diese universelle sinnliche Intensität, um die es Hamilton-Paterson geht, die er beschwört, wenn er ihrem Verlust nachschreibt, wenn er selbst das Gefühl auf der Haut, die den Wind in der Nacht auf See aufsaugt, als Musik bezeichnet, als ein Verlangen, das verwandt ist mit Schmerz.
Die Spannung zwischen Melancholie, Intimität und grundlosem Effekt charakterisiert für Hamilton-Paterson den Bruch in Elgars Persönlichkeit: auf der einen Seite der stille Künstler, der Einzelne, in seiner Individualität auch Gefangene, auf der anderen Seite dieses leicht prätentiöse öffentliche Bild, dieser bombastische Klang in Märschen wie Pomp and Circumstance.
Kurz nach dem Ersten Weltkrieg, nach dem Tod seiner Frau entschloß sich Elgar, die Reise zum Amazonas, nach Manaos, zu unternehmen. Darüber, warum er gerade dorthin und allein gefahren ist, gibt es keine detaillierten Notizen von ihm. In dieser Leerstelle setzt Hamilton-Patersons Erzählung ein. Elgar gelingen keine Kompositionen mehr, jegliche Inspiration ist verschwunden. Die Inszenierung der großen Reise soll Abhilfe schaffen. Das wird ihm zwar nicht gelingen, doch legt Hanülton-Patersons Fiktion frei, was die Kräfte des musikalischen Ingeniums zerstäubt hat. Und Hamilton-Paterson war selbst auf der Flucht vor einer konsequenten Entwicklung seiner eigenen musikalischen Talente in Komposition und Klavierspiel und unternahm 1967 eine Fahrt den Amazonas hinauf nach Manaos, auf einem deutschen Frachter, dessen Maschinenraum er putzte. Was er in Manaos vorfindet, hat sich, seit Elgar dort war, kaum verändert.
In Gerontius, im Roman, tritt dieses Déjà-vu zusammen mit der Inszenierung von Elgars Amazonasreise 1923 als einer Hadesfahrt. Wie viele Zeitgenossen sah sich Elgar zu dieser Zeit auf dem Weg, wenn nicht in 'die andere Welt', so doch in eine andere Welt. Mit einem Mal war alles so vollständig anders. Es gab Jazz, es gab Schönberg und Stravinsky. Die spätromantische, postwagnerianische Musik Elgars kam aus einer vergangenen Epoche. Er fühlte sich wie ein Dimosaurier. Und tatsächlich sagte er einigen Freunden, er fühle sich, als sei er tot.